Wasserspender, Rutschen und Tempo 30

Wasserspender, Rutschen und Tempo 30

Speziell an die jüngsten Remscheiderinnen und Remscheider richtete sich eine weitere Infoveranstaltung zum Thema Outlet. Hier erläutern Stephie Dobke von der „Welle“ und Oliver Knebel vom Planungsbüro Firu die Pläne.

VON STEFANIE BONA

“Gebt den Kindern das Kommando” – gar keine schlechte Idee würde man frei nach Herbert Grönemeyer nach der Informationsveranstaltung sagen, die sich zum Thema “Outlet” Remscheid explizit an die jüngsten Remscheiderinnen und Remscheider richtete. Bevor am Abend die Jugendlichen nach ihrer Meinung zum Shoppingdorf in Lennep befragt wurden, waren es zunächst Mädchen und Jungen im Grundschulalter und darunter, die sich im Lenneper Jugendzentrum “Die Welle” Gedanken zum Großprojekt vor ihrer Haustüre machten. Und die Fragen, Anregungen und auch konstruktive Kritik, die die jungen Bürgerinnen und Bürger vorbrachten hatten durchaus Potenzial. Die meisten Kinder kamen aus dem offenen Bereich der Welle, manche auch aus dem offenen Ganztag. Zwar hätten es durchaus noch ein paar mehr sein können, aber die, die da waren, brachten sich lebhaft und mit klugen Ideen und Nachfragen ein. Dabei begegneten ihnen Politik und Verwaltung auf Augenhöhe. Genau wie die Erwachsenen wurden die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer durch Oliver Knebel vom Planungsbüro Firu aus Koblenz mit Details zum Planungsrecht versorgt und zwar so, dass sie es auch verstehen konnten. Anhand brandneuer Grafiken zum geplanten Outlet erläuterte Architekt Neil Peitz vom Architekturbüro Graf + Graf aus Montabaur, wie das Shoppingdorf künftig aussehen könnte.

Im Plenum gab es Erläuterungen und Ansichten zu den Outlet-Planungen. LLA Foto bona

Der Verwaltungsvorstand war mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke vertreten, Lenneps Bezirksbürgermeister Markus Kötter war ebenso ganz Ohr. Einen entscheidenden Anteil am Erfolg der Veranstaltung hatte auch das pädagogische Team der “Welle”, das sich stark in die Vorbereitung eingebracht hatte. Bereits im Plenum gab es nach den beiden Vorträgen eine emsige Beteiligung. “Wenn das doch alles aus Holz gebaut wird, müssen doch dafür viele Bäume gefällt werden”, hieß es da zum Beispiel. Das sei sicher richtig, erklärte der Architekt. “Allerdings stammt das Holz ausschließlich aus Wäldern, die extra dafür gezüchtet werden. Es dürfen nur so viele Bäume gefällt werden, wie nachwachsen”, zeigte Peitz auf und nahm auf den hohen ökologischen Standard Bezug, durch den sich das Projekt auszeichnen soll. Die geplante Grünlandschaft, unter der sich die Outlet-Shops gewissermaßen verstecken sollen, beschäftigte die Kinder merklich. Eine Spielanlage wäre schön, doch auch Plätze zum Grillen könnte es geben. Hier kam dann das Argument des Brandschutzes und der Sicherheit zum Tragen und es war für den Ideengeber plausibel, dass dieser Vorschlag nicht umzusetzen sein wird. Sodann ging es zum Austausch in Kleingruppen, wo sich die Kinder anhand von Luftaufnahmen und Plänen zunächst ein Bild von der Größe und Lage des geplanten Einkaufsdorfes machen konnten. Dazu wurde anhand von Bildkarten zunächst der Ist-Zustand abgesteckt. Dort die Funbox, hier das RöGy, ganz unten die “Welle” und an der Ringstraße das heutige Röntgen-Stadion. So konnten sich die Kids gut vorstellen, an welcher Stelle sich einst Parkplätze und Geschäfte einmal befinden sollen.

Wo ist was? Mit Karten verschafften sich die Kinder einen Überblick über die Örtlichkeiten und die Dimension des Outlet-Projekts. LLA Foto bona

Für die Outlet-Gestaltung gab es Ideen im Sekundentakt: ein Wasserspielplatz, ein Indoor-Minigolfplatz, ein Spender für kostenloses Trinkwasser, aber auch ein Fußballfeld. “Uns wird ja auch Platz zum Fußballspielen genommen”, spielte ein Junge auf den heute noch genutzten Schulhof der ehemaligen Grundschule Am Stadion und auf das Röntgen-Stadion an, die durch das Outlet überplant werden würden. Vom Turm des denkmalgeschützten Feuerwehrgebäudes könnte man Rutschen errichten, Mini-Autos könnten für die Kinder die Möglichkeit geben, durchs Center zu fahren oder von ihren Eltern durch die Mall geschoben zu werden. Eine junge Mutter, die ihre Kinder begleitete, schlug ein Eltern-Kind-Café und einen Laden mit nachhaltigen Waren vor: “Wenn das Center schon nachhaltig gebaut werden soll, muss es in dieser Richtung auch Waren geben.” Ein Mädchen dachte über das Center hinaus: “Die Leute, die rundherum wohnen, müssen auch noch irgendwo parken können.” Und wenn man mehr Fahrradplätze als Parkplätze für Autos einrichten würde, kämen die Menschen vielleicht auf die Idee, nicht alle mit dem Pkw zum Outlet zu fahren. Ein Junge machte sich Gedanken um die Schulwegsicherheit: “Von 7 bis 10 Uhr müsste es auf der Ringstraße eigentlich Tempo 30 geben. Noch besser wäre eine Ampel. Sonst kommen wir da überhaupt nicht mehr rüber, wenn wir zur Schule gehen.” Schlussendlich kamen viele einfallsreiche Vorstellungen auf den Tisch und die Kinder zeigten, dass sie Spaß daran hatten, sich intensiv mit dem Großprojekt zu beschäftigen, das – wenn es realisiert wird – Auswirkungen auf ihr Umfeld in Lennep haben wird. Chapeau an alle Beteiligten!

Bildquellen

  • Outlet Kinder 2_bona_09.24_web: LLA Foto bona