Remscheid ist Deutschlands erste Foodsharing-Stadt

Remscheid ist Deutschlands erste Foodsharing-Stadt
Vergangene Woche wurde die Motivationserklärung unterzeichnet. Damit soll Lebensmittelverschwendung in der Stadt reduziert werden.

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz unterzeichnete vergangene Woche als Verwaltungschef und im Beisein einiger Kollegen, dem Chef der Remscheider Tafel Frank vom Scheidt sowie den Initiatorinnen von Foodsharing Remscheid, ein Motivationsschreiben. Damit verpflichtet sich Remscheid als erste Stadt Deutschlands offiziell und ab sofort eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln und die Reduktion von Lebensmittelverschwendung zu erreichen.

Ressourcen wertschätzen
Jahr für Jahr werden Tonnen von Lebensmitteln weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, Obst oder Gemüse kein schönes Äußeres mehr haben oder – wie im Fall von Schokonikoläusen und Weihnachtsgebäck – weil schlichtweg die Saison vorbei ist. Selbsternannte Lebensmittelretter in Remscheid sammeln bereits seit einiger Zeit erfolgreich solche Nahrungsmittel von Privathaushalten und Supermärkten ein, vermitteln und verteiln diese weiter. Und zwar nicht nur an Bedürftige, wie Initiatorin Liz Erbe betont. Mittlerweile gebe es in Remscheid ein großes Netzwerk mit Menschen, darunter auch Sozialdezernent Thomas Neuhaus, die Lebensmittel annehmen und weiterverarbeiten, die sonst in der Tonne gelandet wären. Aus Überzeugung, sagt Neuhaus. Diese Lebensmittel nämlich gehören nicht in den Müll.

Im November vergangenen Jahres erfuhr auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz von der Initiative, als er den Foodsharern für ihr Engagement die Ehrenamtskarte überreichte. Seitdem habe es auch bei der Stadt ein Umdenken gegeben, gibt Mast-Weisz zu. „Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, in der es einfach als Sünde wahrgenommen wurde, Essen wegzuwerfen“, sagt das Stadtoberhaupt nachdenklich mit Blick auf die allgemeine Verschwendung in der heutigen Gesellschaft. Die Vorgängergeneration habe Krieg und Hungersnöte erlebt, Dinge, von denen die heutigen Generationen weit weg seien. Und dennoch sei es auch eine ethische Frage, wie man mit der Schöpfung und den Planeten umgehe, wenn ständig wertvolle Ressourcen im Abfall landen.

Im Aufbau der allgemeinen Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt lässt sich das Konzept der Foodsharer gut einbringen, findet der Oberbürgermeister, sodass er dem Vorschlag der Foodsharing Initiative Remscheid gerne folgte und das Motivationsschreiben unterschrieb. Damit verpflichtet sich die Stadt, nachhaltig zu handeln, das bedeutet auch keine Lebensmittel wegzuwerfen, etwa wenn bei offiziellen Empfängen Essen übrig bleibt. Schon mehrfach habe sich die Stadt bei Liz Erbe und ihren Mitstreitern gemeldet, zuletzt etwa nach der Matinee des Sports. Das übrig gebliebene Essen wurde nach der Veranstaltung prompt abgeholt und innerhalb des Netzwerks weiter verteilt. Das funktioniere problemlos, bestätigte auch Foodhsharerin Mirjam Starke, weil das Netzwerk mittlerweile sehr gut aufgestellt sei. Außerdem ist Liz Erbe Foodsharing-Botschafterin für ganz NRW.

Burkhard Mast-Weisz machte deutlich, dass dieses ehrenamtliche Engagement sehr zeitintensiv sei. Die Foodsharer seien nämlich stets abrufbereit, um Lebensmittel zu retten. Das führte anfänglich dazu, dass beispielsweise die Tafel die Foodsharer als Konkurrenz wahrnahmen. Mittlerweile aber, betont Tafel-Chef Frank vom Scheidt, seien beide, Tafel und Foodsharer, wichtige Kooperationspartner geworden, die sich gegenseitig unterstützen und aushelfen. Zuletzt sprangen die Ehrenamtler der Foodsharing-Initiative diese Woche für die Ehrenamtler der Tafel ein. Weil diese meist ein fortgeschrittenes Alter haben und demnach zur Risikogruppe des derzeit grassierenden Coronavirus gehören, blieben die Helfer der Tafel zu Hause, während die Foodsharer die Ausgabe übernahmen.

Kontakt zu den Lebensmittel-Rettern: remscheid@foodsharing.network

Bildquellen

  • Motivationserklärung unterzeichnet: Liz Erbe und Mirjam Starke (vorne sitzend) mit Unterstützern der Stadt im Rücken und Tafel-Chef Frank vom Scheidt (hinten rechts).: Foto: Segovia

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