OB-Kandidaten auf Kuschelkurs

OB-Kandidaten  auf Kuschelkurs
Wirtschaftsjunioren und IHK luden fünf Oberbürgermeister-Kandidaten zu einer Diskussionsrunde in den Hudora-Indoor Action Park „Hugodrom“ ein.

Die Anwärter auf das höchste Amt der Stadt und der amtierende Verwaltungschef, Burk-hard Mast-Weisz, stellten sich zwischen den Fragen der Moderatoren und Zuschauern einigen sportlichen Herausforder-
ungen, bei denen letztendlich aber niemand wirklich herausstach. Sachlich ging es um das eigene Wahlprogramm, die Alleestraße, das Designer Outlet Center (DOC) und Gewerbeflächen. Dabei kam auch die Lüttringhauser Blume wieder ins Gespräch.

Wenig Zündstoff und Platzpatronen der CDU
Auf Anfrage der Moderatoren wurde Mast-Weisz von seinen Kontrahenten für seine bisherige Amtszeit benotet und schnitt dabei, zumindest seitens der Kandidaten der Wählergemeinschaft in Remscheid, Roland Kirchner, und der Linken, Fritz Beinersdorf, mit „gut“ ab. Alexa Bell, Herausforderin der CDU, attestierte dem amtierenden OB dagegen eine vier minus, „damit er nicht wiederholen muss und die Schule verlassen kann.“ Die fünfte Kandidatin im Bunde, Bettina Stamm, für die neu gegründete Wählergruppe „echt.Remscheid“ hielt sich dagegen bedeckt und ging in der Runde etwas unter. Möglicherweise verpasste sie hier die Chance, als „Außenstehende“, wie sie sich selbst bezeichnete, für frischen Wind zwischen den ansonsten lokalpolitischen Urgesteinen zu sorgen. Alexa Bell (CDU) wurde als erste gefragt, was sie eigentlich für das Amt als Oberbürgermeisterin mitbringe. Ihre Antwort: Lange Erfahrung in der Partei und den diversen Ausschüssen und Vereinigungen und als Controllerin eine berufliche Expertise mit Zahlen. Viele hätten ihr bestätigt, dass sie die personifizierte CDU sei, „die einzige echte Volkspartei, die wir haben.“ Burkhard Mast-Weisz (SPD) dagegen, der auch als OB-Kandidat für Bündnis 90/Die Grüne und die FDP in den Wahlkampf zieht, wurde mit der Aussage konfrontiert, durch sein bisher gutes Krisenmanagement – mit einer verschuldeten Stadt im Nacken, der Flüchtlingskrise 2015 und der Corona-Pandemie in diesem Jahr – die Wahl doch eigentlich sicher zu haben, „wie damals bei der Wiederwahl Gerhard Schröders“. Doch „BMW“ verneinte: „Ich habe viel zu viel Respekt vor Wahlen, als dass ich irgendwelche Vorhersagen treffen könnte.“ Die Schlussfolgerung, wer gut durch die Krise segelt, habe die nächste Wahl in der Tasche, daran glaube er nicht. Zu seinen wichtigsten Amtshandlungen zählte er, den kommunalen Haushalt wieder in die richtige Bahn zu lenken, Schulden abzubauen und so neue Investitionen zu ermöglichen. Mast-Weisz beurteilte sich allerdings auch kritisch, indem er die Ärgernisse im Bürger- und Bauamt benannte. „Doch wo aus Sparzwängen viele Stellen abgebaut werden, darf es auch mal knirschen im Getriebe.“

Quelle: Foto: Segovia

Kritik der Gegenkandidaten
Fritz Beinersdorf (Die Linke) kritisierte unter anderem das Verfahren zum teuren Umbau des Friedrich-Ebert-Platz: „Wir bekommen etwas, das wir so gar nicht brauchen. Die Menschen sind sauer, weil sie sehen, dass falsche Prioritäten gesetzt werden.“ Auch Bettina Stamm (echt.Remscheid) äußerte sich dazu: „Ich habe das Gefühl, dass Dinge durchgeboxt werden, die nur viel Geld kosten aber nicht laufen.“ Roland Kirchner (W.i.R) wünschte sich einen grundsätzlichen Bürokratieabbau. Bell kritisierte, dass die Stadt zu wenig für die Wirtschaftsförderung tue, dass echte Experten eingesetzt werden müssten, ein Wirtschaftlicher Beirat als festes Gremium installiert werden müsse, „denn auch die Politik braucht wirtschaftlichen Sachverstand“. Remscheid brauche zudem mehr Gewerbeflächen. Mast-Weisz konterte: „Man merkt, dass du dich im Hause nicht auskennst. Wir brauchen keine neuen Leute.“ Er und sein technischer Beigeordneter, Peter Heinze, seien im ständigen Austausch mit den Unternehmen und in den vergangenen Jahren sei viel dafür getan worden, Gewerbeflächen zu aktivieren und zu vermarkten. Dem pflichtete auch Fritz Beinersdorf bei. „Man hat es sogar geschafft, die seit über 30 Jahren große Industrie Brache des Kipper-Geländes zu vermarkten.“

Gewerbeflächen
Seitens des Moderators kam dann die Bemerkung, ob neben dem Gleisdreieck und den Erdbeerfeldern nicht auch die Blume wieder als Gewerbegebiet ins Auge genommen werden sollte, „oder fasst man die Blume nicht an, weil man sich da schon mal verbrannt hat?“ Mast-Weisz sprach offen: „Ich gehe an Flächen ran, die realistisch sind und umgesetzt werden können. Da hat das Gleisdreieck für mich absolute Priorität.“
Anders als beim Gleisdreieck, bei dem die Stadt bei 30 Prozent der Flächen Eigentümerin ist, besitzt sie an der Blume lediglich zwei Prozent. „Ich würde an die Blume rangehen, wenn es um viele Arbeitsplätze geht, aber nicht für eine Hackebeildiskussion.“ Bell erwiderte, dass alle Gewerbeflächen zum Thema gemacht werden müssten, „an der Blume hat die Stadt keine eigenen Grundstücke, am Gleisdreieck und bei den Erdbeerfeldern ist die Straße nicht fertig und Enteignungen sind keine
CDU-Politik.“

Bildquellen

  • Roland Kirchner (mitte) beim Darten. Zur Auflockerung wurde zwischendruch gespielt.: Foto: Segovia
  • Gute gelaunt und respektvoll gingen die Kandidaten Burkhard Mast-Weisz, Alexa Bell, Roland Kirchner, Fritz Beinersdorf und Bettina Stamm (v.l.) auf die Fragen des Moderators Oliver Knedlich.: Foto: Segovia

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