Lennep neu denken

Lennep neu denken

Die für das DOC vorgesehenen Flächen müssen neu entwickelt werden. Doch steht nun auch generell ein Stadtteilentwicklungskonzept für Lennep im Fokus.

VON STEFANIE BONA

Ob die Neugestaltung am Rand der Lenneper Altstadt unter dem Namen Röntgen- oder Hanse-Quartier oder einem anderslautenden Titel entwickelt wird, ist einerlei. „Hauptsache, wir lassen das DOC hinter uns. Das klingt nach gestern, dabei sollten wir nach vorne und auf die Chancen, die sich für Lennep ergeben, schauen. Auf alles, was für moderne Urbanität steht.“ Mit diesem Statement fand Michael Zirngiebl, Leiter der Technischen Betriebe Remscheid, ein passendes Schlusswort für eine mehr als einstündige Präsentation zu künftigen Nutzungsideen innerhalb der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep. Und Markus Kötter, der als stellvertretender Bezirksbürgermeister für den am Montag zurückgetretenen Rolf Haumann die Sitzung leitete, bekräftigte: „Wir brauchen Impulse. Es darf keinen Stillstand mehr geben.“

Aktives Zentrum, Mobilität, Tourismus und Wohnen

Eine Fülle von Ideen für eine neue Nutzung der Flächen am Rand der Lenneper Altstadt und für eine neue Stadtentwicklung wurden zusammengetragen.

So beschlossen die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter einstimmig eine Ausschreibung für ein Stadtteilentwicklungskonzept für Lennep, das nicht nur die Neuausrichtung der rund 7,5 Hektar großen Fläche, die für das Outlet vorgesehen war, umfasst, sondern genauso die Themenschwerpunkte Aktives und Lebendiges Zentrum, Mobilität, Tourismus und klimagerechtes Wohnen. Kurzum: Man will Lennep komplex neu denken und sich nicht nur auf die alternative Nutzung von Kirmesplatz, Röntgen-Stadion, Jahnplatz und dem ehemaligen Grundschulstandort Am Stadion beziehen. Doch genau dafür gilt es jetzt mit Priorität, neue Nutzungsideen zusammenzutragen, die unter Berücksichtigung verschiedener Rahmenbedingungen realisierbar sind. Dazu gehört an erster Stelle die Finanzierung. „Es muss sich um rentierliche Maßnahmen handeln und wir dürfen gemäß der Vorgabe der Bezirksregierung keine doppelte Infrastruktur aufbauen“, machte Baudezernent Peter Heinze deutlich. Zudem müsse die Fläche baurechtlich neu bewertet werden. Eine Fülle von Vorschlägen liegen dazu bereits vor. Sie kommen einerseits aus der Verwaltung, andererseits aus der Politik, von Vereinen und nicht zuletzt aus der Bürgerschaft.

Vom Tiny House bis zum Feuerwehr-Museum

Dabei reicht das Spektrum von einer Tiny-House Siedlung über neue Veranstaltungsflächen bis hin zum Feuerwehrmuseum. Die Planungsansätze der Stadtverwaltung beschäftigen sich mit einem Nutzungsmix unter Einbeziehung von Wohnen und Arbeiten und urbaner Produktion wie etwa Manufakturen oder Co-Working-Spaces. Ein weiterer Fokus liegt auf der Gesundheitswirtschaft und dem Gesundheitstourismus. Und ein nächster Ansatz verfolgt Wohnen unter dem Aspekt einer klimagerechten Siedlungsentwicklung mit attraktiven Quartieren. Grundsätzlich gelte es, konkrete Maßnahmen und nicht ein Konzept „für die Schublade“ zu entwickeln, machte Heinze deutlich.

Der FC Remscheid würde das Röntgen-Stadion gerne erhalten und um ein Multifunktionsgebäude erweitern. Grafik FCR

Zur Sprache kamen da auch die Pläne des FC Remscheid, das Röntgen-Stadion zu erhalten und mit einem Multifunktionsgebäude zu ergänzen. Eine Absage der Planungen gab es durch die Verwaltung nicht, allerdings sagte Heinze auch, dass die Kommune ein geschätztes Investitionsvolumen von 10 bis 15 Millionen Euro nicht tragen könne. „Wir sind für alle Vorschläge offen, müssen sie aber auf Machbarkeit überprüfen.“ Aus den Reihen der Bezirksvertretung gab es vorsichtige Zustimmung zu den Ideen des FCR. „Wir würden den Erhalt des Stadions begrüßen, wenn es dazu eine Möglichkeit gäbe“, sagte etwa Colin Cyrus (Linke). Und Bettina Stamm (echt.Remscheid) vermisste in der Präsentation generell die Berücksichtigung des Sports. Anzumerken ist hier allerdings, dass sich die Fläche des Röntgen-Stadions genau mitten in dem neu zu vermarktenden und zu entwickelnden Gelände befindet. Bliebe das Stadion erhalten, müssten die anderen Bereiche losgelöst davon neu entwickelt werden, was die Sache nicht eben einfacher macht.

Allianz für Lennep

Quelle: LLA Foto Archiv
Der historische Altstadtkern muss aus Sicht der „Allianz für Lennep“ Berücksichtigung finden.

Die „Allianz für Lennep“, der sich unter Federführung des Verkehrs- und Fördervereins Lennep sowie von „Lennep offensiv“ der Einzelhandelsverband und weitere Lenneper Vereine angeschlossen haben, wünscht sich unter anderem eine nachhaltige Lösung zur Revitalisierung des historisch gewachsenen Stadtteils. Auch eine Festhalle habe größte Wichtigkeit, wie Ralf Engel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands, betonte. „Insofern kommt da der Vorschlag des FCR sehr entgegen.“ Hinter den Überlegungen der Allianz, so merkte Markus Kötter an, stecke sehr viel „Herzblut“.
Nun geht es darum, aus den vielen Ideen und Impulsen ein schlüssiges Gesamtkonzept zu machen, das politische Mehrheiten findet und auch in der Öffentlichkeit tragfähig ist. Keine leichte Aufgabe für die Verwaltung.

Gut zu wissen
Noch vor der Sommerpause soll es eine Zukunftskonferenz Lennep geben, in der die Pläne vorgestellt und mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden.
Weitere Vorschläge sind willkommen und können unter Neuequartiere@remscheid.de eingereicht werden.

Bildquellen

  • Lennep_web_sbo: LLA Foto Archiv
  • Neue Quartiere Lennep_web_Grafik Stadt Remscheid: Stadt Remscheid