Lehrerabschied am Leibniz: „Fühlt sich an wie Ferien“

Lehrerabschied am Leibniz: „Fühlt sich an wie Ferien“

Fast vier Jahrzehnte waren Karin Schumacher (63) und Burghard Weise (65) fester Bestandteil der Lüttringhauser Schulgemeinde. Mehrere Generationen von Schülern haben die Pädagogen des Leibniz-Gymnasiums bis zum Abitur begleitet. Nun nahmen die beiden Dienstältesten Abschied, nicht jedoch ohne ihre Zeit an einen für sie besonderen Arbeitsplatz Revue passieren zu lassen.

Schulwechsel war nie ein Thema

Denn das Leibniz war für sie mehr als eine Schule: „Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt“, sagt Weise (Bio/Erdkunde). Seit Anfang Februar genießen er und Kollegin Schumacher (Englisch/Geschichte) ihren Ruhestand. Der 65-jährige Solinger sei noch immer irritiert, wenn ihm morgens Schüler begegnen. „Für mich fühlt es sich an, als wenn Ferien wären und ich wundere mich, dass morgens Kinder zur Schule gehen.“ Weises Ferien werden nun länger ausfallen. „Daran werde ich mich gewöhnen müssen.“

In 36 Dienstjahren haben er undKollegin Karin Schumacher nie das Bedürfnis verspürt, die Schule zu wechseln. Was sie hielt, war das gute Verhältnis innerhalb des Kollegiums und die familiäre Atmosphäre in der von ihm als „klein und überschaubar“ beschriebenen Lehrstätte. Auch das „bodenständige Schülerklientel“ sagte den Pädagogen zu. „Ich war schon immer begeistert von meiner Schule“, schwärmt die 63-Jährige, die in unmittelbarer Nähe zum Schulzentrum wohnt. Schumacher studierte an der Bonner Universität und absolvierte dank eines Stipendiums ein Auslandsjahr in Washington, ehe sie zum Referendariat nach Wuppertal wechselte und schließlich 1983 ihre Stelle in Lüttringhausen antrat. Besonders die Auslandserfahrung in den USA haben sie langfristig geprägt, sodass sie sich, neben ihrer Tätigkeit als Mittelstufenkoordinatorin, auch zehn Jahre lang für den Schüleraustausch zur Partnerschule in Hull bei Yorkshire einsetzte. Ihren Schülern wollte sie „den Blick über den Tellerrand“ ermöglichen.

Burghard Weise trat nur wenige Monate vor Schumacher, im Jahr 1982, seinen Dienst in Lüttringhausen an, nachdem er in Wuppertal studiert, als Referendar an einer Düsseldorfer Hauptschule tätig und schließlich ein Aufbaustudium für die Sekundarstufe II absolviert hatte. Hochgerechnet hat er in seinem Berufsleben über 2.500 Schüler unterrichtet und stand ihnen 20 Jahre lang auch als Oberstufenberater zur Seite. Weder die Aussicht auf Beförderung noch die Annehmlichkeit näher an seinem Wohnort in Solingen zu arbeiten konnten Weise zu einem Schulwechsel bewegen. Dabei hatten ihn seine älteren Kollegen bei seinem Eintritt prophezeit, dass er die Fahrerei „nicht lange aushalten“ würde. „Damals war es nicht üblich, nicht in der Nähe der Schule zu wohnen. Heute kommen die Kollegen von noch weiter her.“ Überhaupt habe sich in den Jahren vieles geändert. Der Wechsel von Kreidetafel zu Whiteboards sei dabei die kleinste Veränderung gewesen. „Ein wesentlich massiverer Einschnitt war die Umstellung auf G8“, hebt Schumacher hervor. Stunden wurden reduziert, der Umfang des Lernstoffs aber blieb der gleiche.

Schulleiter nun Dienstältester

Auch die Entwicklungen bei der Inklusion sei gesamtgesellschaftlich positiv zu bewerten. Aus lernpädagogischer Sicht jedoch habe die Öffnung der Einrichtung für „nicht zielgleiche Kinder“ (jene ohne gymnasiale Eignung) eine Mehrbelastung für die Lehrer und Abstriche in der individuellen Förderung von lernstärkeren Kindern bedeutet. „Und wir sprechen nicht von Kindern mit Handicap, wie Blinde oder Autisten“, betont Schulleiter Thomas Giebisch (56), der mit dem Abgang von Schumacher und Weise nun selbst der Dienstälteste im Kollegium ist. „Es geht um Kinder, die im Schulstoff nicht mithalten und eine stärkere Förderung brauchen.“ Dem Lernklima habe diese Situation zwar nicht geschadet: „Die Kinder nehmen Rücksicht aufeinander.“ Aber in der Notengebung – die dieser Tage so bemängelt wird – spiegle sich dieser Umstand wider. Es gebe tatsächlich mehr Einsen als früher, „aber die sind im Vergleich auch verdient“, betont Weise. Heute machen 50 Prozent aller Schüler Abitur. „Früher, zu meiner Zeit, hätten nur jene bestanden, bei denen heute die Eins davorsteht.“

Eine andere Entwicklung aber findet Weise besonders positiv: „Früher war das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern sehr distanziert, heute wissen die Schüler viel Privates über ihre Lehrer und umgekehrt.“ Das mache den Zusammenhalt an der Schule stärker und nun den Abschied so schwer. Ihren Beruf haben sie mit Leib und Seele ausgefüllt. Nun freuen sie sich aber auch auf die schulfreie Zeit, um sie mit Familie zu genießen und für ausgiebige Reisen zu nutzen.

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