Kleingruppen vor dem Aus

Kleingruppen vor dem Aus
Die Evangelische Kirchengemeinde Lüttringhausen muss im Sommer die Kita Linde aufgeben. Finanzierung kleiner Kita-Gruppen ist kompliziert.

Die Evangelische Kirchengemeinde Lüttringhausen schließt im Sommer die Kita Linde. Kinder und Personal werden auf die übrigen drei Einrichtungen der Gemeinde verteilt. Doch das Problem bleibt: Kleingruppige Kitas rechnen sich für große Träger finanziell nicht. Davon könnten künftig auch andere Einrichtungen betroffen sein.

Stadt signalisiert Gesprächsbereitschaft
Über 120 Kinder betreut die Kirchengemeinde, verteilt auf vier Kitas: Zwei davon, die Kitas Gertenbachstraße und Klausen, sind zweigruppig, Goldenberg und Linde jeweils eingruppige Einrichtungen. Pro Gruppe kommen im Schnitt rund 20 Kinder unter. Viele Eltern suchen bewusst eine kleine Kita, weiß Pfarrerin Annette Schmid, in der Gemeinde für die Kindertageseinrichtungen und Spielgruppen verantwortlich. Mangelnde Nachfrage sei nicht der Grund für die Schließung der Einrichtung auf Wuppertaler Stadtgebiet. Im Gegenteil: „Wir haben überall lange Wartelisten.“

Die Einrichtung müsse aufgegeben werden, weil sich die Unterhaltung für die Kirchengemeinde finanziell nicht mehr rechnet. „Kleine Einrichtungen haben betriebswirtschaftlich betrachtet einen sehr viel höheren Aufwand als größere“, sagt Schmid. Je größer die Einrichtung, desto besser ließen sich allgemeine Kosten verteilen. Außerdem seien kleinere Einrichtungen auch aus personeller Hinsicht stark eingeschränkt. „Wenn nur ein Erzieher für einige Tage ausfällt, dann wird es schon sehr schwierig den Betrieb aufrecht zu erhalten.“ Diese Situation würde durch das neue Kinderbildungsgesetz (Kibiz) aufgrund flexibilisierter Betreuungszeiten noch verschärft, urteilt Schmid. „Längere Öffnungszeiten können kleine Einrichtungen einfach nicht leisten.“

Die Gemeinde hat den Zeitpunkt der Schließung nicht zufällig gewählt. „Im Sommer wechseln überdurchschnittlich viele Kinder in die Schule.“ Genau genommen, ist es die Hälfte der Einrichtung. Die restlichen zehn Kinder können problemlos auf die übrigen drei Kitas verteilt werden, das Personal – vier Erzieherinnen – ziehe mit. „Das wird auch in den anderen Einrichtungen gebraucht“, unterstreicht Schmid. Diese Regelung ermögliche es, alle weiter zu versorgen, „sodass niemand ohne Betreuung auf der Straße landet.“ Doch auf die Schließung von Kleingruppen werden sich wohl künftig ähnlich große Einrichtungen vorbereiten müssen, wenn sie sich nicht größer aufstellen. Das stellt wiederum die Stadt, die letztendlich in der Verantwortung, steht Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen, vor neue Herausforderungen. Helfen würde möglicherweise eine Senkung des Eigenanteils der Unterhaltungskosten einer Einrichtung, den Träger selber aufbringen müssen, findet Schmid. Im Falle von Kirchengemeinden liegt der in Remscheid bei zwölf Prozent. „In Radevormwald ist er beispielsweise deutlich niedriger.“

Sozialdezernent Thomas Neuhaus hält nichts davon und verweist auf die bestehende Regelung. Kleine Träger, wie etwa private Elterninitiativen, zahlen sechs Prozent, etwas größere neun Prozent und Kirchengemeinden sind auch aufgrund der eingenommenen Kirchensteuern mit zwölf Prozent vorgesehen. „Demnächst wird das sogar durch das neue Gesetz etwas sinken.“ Den Eigenanteil und das neue Kibiz-Gesetz als Begründung für die Schließung zu nehmen, kann Neuhaus nicht nachvollziehen. Er bedauert den Schritt der Kirchengemeinde. Es sei hinreichend bekannt, dass sich aus wirtschaftlicher Perspektive kleingruppige Einrichtungen nicht rechnen. „Deswegen bauen wir neuen Kitas immer mindestens mit vier Gruppen“, sagt Neuhaus. Darüber denkt auch die Gemeinde nach, doch ein entsprechendes Grundstück besitzt sie nicht, und ein Neues zu kaufen, ist derzeit nicht finanzierbar. Bevor weitere kleine Kitas geschlossen werden, wünscht sich Neuhaus die direkte Ansprache. „Vieles kann man im Gespräch lösen.“

Bildquellen

  • Die Kita Linde wird diesen Sommer geschlossen.: Foto; Segovia

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