Ehrenamt braucht innovative Ideen

Ehrenamt braucht innovative Ideen

Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, war zu Gast in Remscheid und besuchte unter anderem die Lütteraten.

Ehrenamt macht Spaß. Das muss man vermitteln, um Menschen für ein Engagement zu begeistern. Flyer zu drucken oder E-Mails zu schreiben und zu warten, reiche nicht aus, betont Andrea Milz (CDU), Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen. Man könne nicht mehr erwarten, dass sich Menschen 40 Jahre an das gleiche Ehrenamt binden, da sie die freiwillige Tätigkeit an ihre Lebensumstände anpassen. Bei ihrer Sport- und Ehrenamtstour machte Milz Halt in Remscheid.

Speeddating

Für die Lütteraten, die nun im zwölften Jahr den Erhalt der Stadtteilbibliothek Lüttringhausen ermöglichen, hatte die Staatssekretärin wertvolle Tipps zu Fördermöglichkeiten sowie die entsprechenden Ansprechpartner im Gepäck. Sowohl die Fördertöpfe vom Heimatministerium als auch vom Wissenschaftsministerium kommen infrage.

Dass die Bibliothek am aktuellen Standort in der Gertenbachstraße nicht nur aufgrund der fehlenden Barrierefreiheit keine Möglichkeiten bietet, zu einem attraktiven, sogenannten „Dritten Ort“ zu werden, sah auch Milz ein. Die momentan favorisierten Pläne für einen Umzug in das alte Feuerwehrgerätehaus wurden der Politikerin vorgestellt. Mit Blick auf die diesjährige Kommunalwahl riet sie den literarisch interessierten Ehrenamtlern, Zurückhaltung abzulegen, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und gezielt Politiker anzusprechen, etwa durch eine Einladung zu einer Podiumsdiskussion.

Martin Kalhöfer, zweiter Vorsitzender der Lütteraten, beschäftigte noch ein weiteres, wichtiges Thema zur Zukunft der Bibliothek sowie der Lütteraten: der mangelnde Nachwuchs an aktiven Mitgliedern. Aktuell unterstützen 44 Mitglieder aktiv die Aktivitäten des Vereins. Doch, wie bei anderen Vereinen auch, fehlen den Lütteraten junge Aktive. „Das Ehrenamt macht richtig Spaß. Doch wie kann man andere dafür gewinnen?“, fragte Kalhöfer.

Andrea Milz riet den Lütteraten zu innovativen Ideen, wie sie sie in Münster kennengelernt hat. Bei einem „Speeddating fürs Ehrenamt“ kommen Vereine und Freiwillige ungezwungen zusammen und haben pro Runde jeweils fünf Minuten Zeit, sich kennenzulernen. Das sei eine moderne Variante der altmodisch klingenden Ehrenamtsbörse, merkte sie an. Als Veranstalter könnte zum Beispiel die Freiwilligenzentrale „Die Brücke“ funktionieren.

Jochen Peitz, Vorsitzender der Artistik Jumpers, zeigte Andrea Milz die vereinseigene Halle im Industriehof Lüttringhausen. (Foto: Anna Mazzalupi)

Mit bis zu 8.000 Euro jährlich unterstützen die Lütteraten die Stadtteilbibliothek auch finanziell bei der Anschaffung neuer Medien. Das ist möglich durch Spenden und Sponsoren. Ohne Sponsoring wäre das nicht umsetzbar, betonte Kalhöfer. Für die Gewinnung neuer Sponsoren hatte Milz ebenfalls eine Idee: den „Ruhrdax“. In zwei Stunden können sich mögliche Sponsoren und die, die Sponsoren brauchen, kennenlernen. Sozusagen das Speeddating für Unternehmen und gemeinnützige Organisatoren. „Sie könnten das ja hier als Bergdax veranstalten“, empfahl Milz.

Vereine müssen zusammenarbeiten

Ein Problem mit zu wenigen Mitgliedern haben die Artistic Jumpers nicht. Bis zu 250 Jugendliche trainieren regelmäßig in der eigenen Halle im Industriehof Lüttringhausen. Es gibt jedes Jahr lange Wartezeiten, sagt der erste Vorsitzende Jochen Peitz nicht ohne Stolz in der Stimme. Im Vodergrund stehe beim sportlichen Konzept die Freude an Bewegung.

Das 800 Quadratmeter große Sportzentrum Lüttringhausen (SPOZ) mit zwei Hallen an der Remscheider Straße hat der Verein in Eigenleistung umgebaut, seit zehn Jahren kann dort geturnt werden. Auch die Jugendlichen haben am Anfang tatkräftig mit angepackt, um Kosten zu reduzieren. Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, zeigte sich von diesem Engagement beeindruckt. Bei ihrem Besuch führte Peitz sie durch die Räume, sprach über das sportliche Konzept und Erfolge. Einen kleinen Nebenraum nutzt der Lüttringhauser Turnverein für sein Indoorcycling-Angebot.

Ob der Platz ausreiche, wollte Milz wissen. Mehr Platz könne man immer gebrauchen. Ein Ausbau ist an dem Standort jedoch nicht möglich. „Wir sind schon in einer sehr komfortablen Situation“, resümierte Peitz mit Blick auf andere Vereine, die um Hallenzeiten kämpfen müssen.

Hallenzeiten abgeben will kein Verein – aus Angst, dass sie dann für immer verloren sind. Es müsse jedoch ein Umdenken stattfinden, betonte Milz. Um alle vorhandenen Sportflächen optimal zu nutzen und das beste Ergebnis zu erzielen, müssten alle zusammenarbeiten, forderte sie.

In der Moll’schen Fabrik bei der Lenneper Turngemeinde in Lennep erläuterte Sportbund-Chef Reinhard Ulbrich (re.) der Staatssekretärin Entwicklung und Arbeit des Sportbundes. (Foto: Sportbund)

Übrigens: Rund 300 Millionen Euro stellt das Land in den nächsten dreieinhalb Jahren zur Verfügung, damit Vereine eigene Sportstätten sanieren können, erklärte Milz, die im Anschluss im Rahmen ihrer Sports- und Ehrenamtstour auch bei der Lenneper Turngemeinde in der Moll’schen Fabrik zu Gast war. Der Ort diente als Beispiel für die Vielfalt der Remscheider Sportlandschaft. Nach einem kurzen Auftritt der „Pound Fitness“-Gruppe erläuterte der erste Vorsitzende des Remscheider Sportbundes, Reinhard Ulbrich, die Entwicklung und Arbeit des Sportbundes.

Bildquellen

  • Andrea Milz (Mitte) war zur Gast bei den Lütteraten.: Foto: Anna Mazzalupi

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