Tukano: Weltmusik im wahrsten Sinne
Die Band Tukano spielt gerne und überall. Und wenn – wie im Mai 2019 in der evangelischen Kirche zu Lüttringhausen – das anwesende Publikum mehr als überschaubar ist, dann erst recht. Die vier Vollblutmusiker unterhielten die Zuhörer mehr als neunzig Minuten lang mit grooviger Weltmusik, die einen deutlichen Bezug zum Jazz nicht verleugnen kann und will. Der musikalische Hintergrund des Quartetts spricht eine deutliche Sprache: Improvisation ist ihnen genau so wichtig wie der Gehalt einer Melodie oder das Unwiderstehliche eines bestimmten Rhytmus.
Große Instrumentenvielfalt
Saxophonist Hubert Schneider, Big-Band-erprobter Musiker, der auch Free Jazz und beinharten Jazzrock spielt, beeindruckt im Verlaufe des Abends immer wieder durch erzählende Soli und hat bei Chick Coreas „La Fiesta“ eine Sternstunde. Das elektronische Blasinstrument EWI sowie das mit Zirkulationsatmung gespielte Didgeridoo gehören ebenso zu seiner Instrumentenausstattung. Thomas Bräutigam, Herr über das ansehnliche Percussion-Ensemble, klöppelt musikdienlich und holt immer mal wieder ein überraschendes Geräusch heraus, sei es ein Quietschen, ein Schnarren oder ein Brummen. Peter-Andreas Rudolph ist Gitarrist und Bassist und beherrscht beide Instrumente hervorragend. Chef des Ganzen ist Martin Gießmann, auch er Bassist und Gitarrist. Sehr schön wird es, wenn Gießmann und Rudolph, nur spärlich von Percussion und Sax begleitet, Egberto Gismontis ungeheuer schwer zu spielende Kompositionen intonieren. Manche davon sind so langsam im Tempo, dass man als Musiker aufpassen muss, damit das Stück nicht „abstürzt“.
Aber eigentlich sind die Vier dem Rhythmus verpflichtet: Da groovt und swingt es, dass es eine wahre Freude ist. Mongo Santamarias Hit „Afro Blue“ ist dafür ein sehr gutes Beispiel: Der Rhythmus ist südamerikanisch angehaucht, das Thema singbar, jeder darf solieren. Und das „Stück über die Stille“ ist alles andere als das. Wer da nicht mit dem Fuß wippt, ist es selber schuld. Ein Klasse-Konzert.