„So weit waren wir noch nie“

„So weit waren wir noch nie“

Die Planungen für den Standort „Altes Kino“ in Lüttringhausen werden konkreter. Noch ist nichts spruchreif, die Gespräche mit einem potenziellen Investor laufen aus Sicht der Stadt aber vielversprechend. Einbezogen in die Planungen würde der angrenzende Parkplatz.

VON STEFANIE BONA

„So weit“, merkte Baudezernent Peter Heinze auf Nachfrage unserer Redaktion an, „waren wir an dieser Stelle noch nie.“ Es liefen gerade „sehr ernsthafte Gespräche“ mit einem potentiellen Investor, der an einer Bebauung des Grundstücks an der Barmer Straße/Ecke Beyenburger Straße in Lüttringhausen interessiert sei. Die Idee dahinter, die es allerdings auch in der Vergangenheit bereits gegeben hat, ist, dass das Grundstück mit dem „Alten Kino“ und der angrenzende Parkplatz gemeinsam vermarktet werden, damit hier etwas Neues entstehen kann.

Weg mit der Schmuddelecke

Das alte Kinogebäude befindet sich im Privatbesitz, der benachbarte Platz ist Eigentum der Stadt. Die Immobilieneignerin versucht seit vielen Jahren, ihr Objekt zu veräußern, das inzwischen sichtbar in die Jahre gekommen ist. Sie ist in die Gespräche involviert. Auch sie ist „vorsichtig optimistisch“, dass die Verhandlungen nunmehr zum Erfolg führen könnten, sagte sie gegenüber unserer Zeitung.

Rückblick: 1955 war der zweite Weltkrieg seit zehn Jahren vorbei und der Alltag in Lüttringhausen lief wieder in geordneten Bahnen. Die Menschen wandten sich somit wieder den schönen Dingen des Lebens zu und die Lüttringhauser freuten sich auf ihr neues Kino. Auf dem für den Bau vorgesehenen Gelände an der Barmer Straße erfolgte im März 1955 der erste Spatenstich. Lüttringhausen sollte bald sein „eigenes Kinotheater“ haben, bereits im Mai war das Dach des Vorderhauses gedeckt und auch die Dachkonstruktion für den großen Kinosaal war bereits montiert. Am 22. Juni 1955 hatte dann das bisher kinolose Lüttringhausen sein eigenes Lichtspieltheater, zur Eröffnung wurde der CinemaScope-Farbfilm „Das Gewand“ gezeigt. Die Besucher traten ein in ein weiträumiges, elegantes Foyer, dort gab es auch die Kassenschalter und zehn Lüttringhauser Firmen konnten sich in Ausstellungsvitrinen präsentieren. Der eigentliche Theaterraum war beidseitig zu begehen und mit 380 Sesselplätzen ausgestattet. Das Ambiente entsprach ganz den damals vorherrschenden Gestaltungsvorlieben mit einer Bespannung der Seitenwände in zartem Grau-Grün und einem Vorhang in einem Altrosa-Seidenplüsch. In den oberen Räumen befanden sich die Vorführkabinen und ein Balkon mit 80 Sitzplätzen. Von diesem Glanz vergangener Tage ist heute rein gar nichts mehr zu sehen. Nach der Ansiedlung von diversen Discountern gab es zwar immer wieder Bemühungen, das dem Verfall preisgegebene Haus zu vermarkten – bislang ohne Erfolg. Kleine Anmerkung: Der letzte Satz ist ein Zitat aus unserer Zeitung vor genau zehn Jahren. Der Bebauungsplan für das Gebiet sieht Wohnen in den Obergeschossen und die Ansiedlung von Einzelhandel im Erdgeschoss vor. Ist Einzelhandel an dieser Stelle noch realistisch? Wohnnutzung jedenfalls, so der Baudezernent, wären an der stark befahrenen Kreuzung im Parterre wahrscheinlich auch nicht sinnvoll. Nach den Gesprächen mit dem Investor könne man davon ausgehen, dass die Planungen einer Bebauung des gesamten Areals möglich und auch finanziell zu gestalten sei. Würde das frühere Kinogebäude dafür abgerissen? „Davon gehe ich aus“, sagt der Baudezernent. Der Verlauf der gemeinsamen Überlegungen gäben der ganzen Sache Auftrieb. Das Tempo der Verhandlungen bestimme letztlich aber der Investor. Lüttringhausens Bezirksbürgermeister Jürgen Heuser ist indes zuversichtlich gestimmt: „Ich habe große Hoffnung, dass da noch in diesem Jahr etwas passiert und diese Schmuddelecke wegkommt.“


Dieses Foto von der Barmer Straße entstand in der Vorkriegszeit. An der Stelle, wo bis zur Zerstörung im zweiten Weltkrieg der „Düringer Hof “ (links) stand, wurde im Jahr 1955 das „TT-Lichtspieltheater“ gebaut. Doch war schon vor zehn Jahren Gebäude mit dem Alten Kino dem Verfall preisgegeben. Foto: LLA Archiv

Bildquellen

  • Altes Kino Lüttringhausen_bona_08.25 (8): LLA Foto bona