Sorge um die ärztliche Versorgung in Lennep

Sorge um die ärztliche Versorgung in Lennep

Zwei weitere Hausarztpraxen schließen Ende des Jahres.

VON STEFANIE BONA

(red) Wie Dr. Bettina Stiel-Reifenrath, niedergelassene Hausärztin in Lennep und Vorsitzende der Kassenärtzlichen Vereinigung Remscheid, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte, werden Ende des Jahres zwei weitere hausärztliche Praxen zeitgleich in Lennep schließen. Und noch sei nicht geklärt, ob es dafür Nachfolger bzw. Nachfolgerinnen geben wird.

Teil des Förderprogramms

„Ich bin aktiv auf den Vorstand der KV zugegangen und habe auf das Problem aufmerksam gemacht. Nächste Woche werden wir uns dazu treffen“, kündigte die Medizinerin an. Dass es hier Handlungsbedarf gebe, sehe auch der KV-Vorstand so. Aber: „Wir können uns leider keine Hausärzte backen“, machte Dr. Stiel-Reifenrath auf den eklatanten Mangel an Bewerberinnen und Bewerber um einen Kassensitz aufmerksam. Viele junge Mediziner und Medizinerinnen entscheiden sich heute eher für ein angestellte Tätigkeit, bei der man sich das hohe Maß an Bürokratie spart und auch keine unternehmerische bzw. betriebswirtschaftliche Verantwortung trägt. Der KV-Vorstand werde jetzt die Lage in den Blick nehmen und sich dazu auch die Verteilung der hausärtzlichen Praxen in den anderen Stadtteilen anschauen. „Gut ist, dass wir in Remscheid Teil des Förderprogramms sind“, sagte Bettina Stiel-Reifenrath. Mit den Strukturfonds der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) werden Fördergelder vergeben, um die ambulante Versorgung in den Städten zu sichern. Mit den Mitteln konnten seit Projektstart im Jahr 2018 insgesamt 245 neue Hausärztinnen und Hausärzte im Rheinland hinzugewonnen werden – dies vor allem in Regionen, wo die Versorgung kritisch zu werden drohte. Aufs Tapet gehoben hatte das Thema jüngst die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Lennep.

Bedenkliche Entwicklung

„Wir halten diese Entwicklung für sehr bedenklich. Zur Lebensqualität in einem Stadtteil gehört auch eine gute Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten. Das gehört zur Grundversorgung“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Markus Kötter, der eine entsprechende Anfrage für die nächste Sitzung der Lenneper Bezirksvertretung gestellt hat. Zuletzt hatte die Hausarztpraxis Schaub auf dem Hasenberg ohne Nachfolge geschlossen. Wenn nun zwei weitere Praxen hinzukämen, sei das auch schlecht für die übrigen Hausarztpraxen vor Ort, die an ihre Kapazitätsgrenzen gerieten. Am Rande des Nachbarschaftsgespräches der Remscheider SPD erklärte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz gegenüber dem LLA, dass die Verwaltung hierauf keinen Einfluss habe. „Wir haben aus höchster Not den Betrieb von zwei Kinderarztpraxen übernommen“, erinnerte der OB an die Übernahme der Praxen in Lüttringhausen und in der Remscheider Innenstadt für die es ebenso keine Interessenten gegeben hatte. Dies könne man aber nicht beliebig wiederholen, in erster Linie sei die KV am Zug, um Versorgungsengpässe zu verhindern.

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