Rathaussanierung zieht sich

Rathaussanierung zieht sich

Ungeplante, aber notwendige Maßnahmen im Keller führten zu erheblichen Verzögerungen.
Die Ratssaalrenovierung muss ebenfalls warten – Gutachten zur historischen Farbgestaltung stehen noch aus.

Seit dieser Woche steht ein großes Gerüst an der Rückseite des Lüttringhauser Rathauses. Wie ein Koloss steht es da und zeugt zum ersten Mal deutlich sichtbar davon, dass an dem stadtbildprägenden und historischen Gebäude aus dem Jahr 1908 fleißig gearbeitet wird.

Unerwartete Mehrkosten
Denn der Großteil der Sanierungsarbeiten fand bisher im Inneren statt. Feuchtigkeitsschäden im Kellergeschoss mussten dringend behoben werden, damit die Feuchtigkeit nicht weiter nach oben dringen kann. Dafür musste die Musikschule, die einen Teil der Räume als Proberaum nutzt, vorübergehend eine Etage höher ziehen.

Vermutlich in drei Wochen, so vermutet Projektleiter und Architekt Marc Schneider vom städtischen Gebäudemanagement, kann die Musikschule die frisch sanierten Räume endlich beziehen. Das sollte ursprünglich schon viel eher der Fall sein. Doch wie bei Bestandsimmobilien dieses Alters üblich, warteten einige Überraschungen.

Grundleitungen waren defekt, mussten ausgetauscht werden. Die Räume wurden dazu in einem Rohbauzustand versetzt, Böden komplett aufgerissen. Das führte zu der erheblichen Verzögerung und einer Steigerung der Kosten in einem fünfstelligen Rahmen. Insgesamt schlägt dieser Abschnitt mit 420.000 zu Buche.

Dafür habe man aber hoffentlich die nächsten Jahre in dem Bereich Ruhe, da nun alles einmal vernünftig gemacht sei, betont Thomas Judt, Leiter des städtischen Gebäudemanagements. Das Gesamtbudget von 950.000 Euro für die komplette Rathausmaßnahme sei dadurch aber vorerst nicht überschritten, versichert er. Bei Bestandsimmobilien müsse man immer einen Puffer für Überraschungen einplanen.

Im großen Raum der Musikschule wurden zudem Fenster zur Reparatur ausgebaut, ebenso die Eingangstür. Die Wände in den Räumen wurden trockengelegt, vom alten Putz befreit und mit neuem Silikatputz versehen, durch den die Feuchtigkeit diffundieren kann. In den übrigen Lager- und Technikräumen zur vorderen Seite hin wird später hingegen das Mauerwerk zu sehen sein. Dies sei in einem sehr guten Zustand, versichern die Experten.

Als Bodenbelag für die Räume der Musikschule fiel die Entscheidung auf Kugelgarn. Es absorbiert Hall und lässt sich zudem problemlos an kleinen Stellen austauschen, ohne dass man es sehen würde, nennt Schneider die Vorteile.

Dieser Boden soll künftig auch den Ratssaal zieren. Die Renovierung des Prunkstücks des Rathauses muss allerdings noch warten. Eigentlich war der Beginn der Sanierung für Februar geplant und sollte längst abgeschlossen sein. Nun ist ungewiss, wann überhaupt damit begonnen werden kann.

Das hat zwei Gründe: Bei einer ersten Begutachtung wurden Farbreste von Gelb und Grün an den Deckenfeldern gefunden. „Es ist wahrscheinlich, dass die Felder einmal bunt gewesen sind“, sagt Schneider. Deshalb sollte ein Sachverständiger das weiter prüfen, da man es möglichst in den Urzustand setzen möchte. Doch dann kam Corona und die Sachverständigen durften nicht mehr rausfahren. Schneider wartet auf einen neuen Termin.

Bevor dieser Punkt nicht geklärt ist, werden auch die übrigen Aufträge – das Aufarbeiten der Holzvertäfelung sowie der Türen und das Verlegen des neuen Bodens – warten müssen, bedauert der Projektleiter.

Angegangen werden kann hingegen das Austauschen des Bodens im ersten Obergeschoss. Der alte Belag weist an vielen Stellen Schäden auf. Er wird durch einen Vinylbelag ersetzt. Auch die sanitären Anlagen werden modernisiert. Die sogenannte Bandwirkerstube erfährt unter anderem durch eine Küche eine Aufwertung.

Das Erdgeschoss sei in einem guten Zustand. Hier müsse lediglich die Decke etwas ausgebessert werden, um die Abdrücke der entfernten Neonröhren verschwinden zu lassen, sagt Schneider.

Parallel dazu starteten in dieser Woche die Arbeiten an der rückseitigen Fassade. Die Latexfarbe wird abgetragen und durch dieselbe, atmungsaktive Farbe wie auf der Vorderseite ersetzt. Auch die Gesimse werden aufbereitet. Wenn alles glatt läuft, dürften diese Arbeiten Ende August fertig sein, schätzt Schneider.

Ähnliches gilt für die Maßnahme am Rathausturm. Weil ein Gerüst zu aufwendig und teuer gewesen wäre, übernehmen diese Arbeiten nun Industriekletterer. Sie machten sich in dieser Woche ein erstes Bild vom Ausmaß der Schäden an Fenstern, Giebel und Gesimsen der Hochfassade, die überarbeitet werden müssen. „Die erste Begutachtung hat ergeben, dass wir dort auch mehr machen werden müssen, als wir geschätzt haben“, sagt Schneider. Unter anderem müssen auch Schiefer ersetzt werden.

Bildquellen

  • Projektleiter Marc Schneider und Gebäudemanagementsleiter Thomas Judt bei einer Baustellenbegehung. Die Sanierung der Rathausrückseite soll Ende August fertig sein.: Foto: Anna Mazzalupi

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