„Jeder weiß, was wir gerade anrichten“

„Jeder weiß, was wir  gerade anrichten“

Erste Tötterrunde im Rathaussaal zum Thema Nachhaltigkeit.

Den Begriff „Töttern“ muss man den Menschen im Bergischen Land nicht erklären. Man trifft sich in gemütlicher Runde und bespricht ein Thema. Als Format für die Kulturarbeit ist dies ein neuer Ansatz in Lüttringhausen. Der Kulturkreis im Heimatbund lädt dazu in diesem Jahr sechsmal herzlich ein. Die erste Gesprächsrunde zum Thema „Nachhaltigkeit bei Gemeinde- und Stadtteilfesten“ fand im Sitzungssaal des Lüttringhauser Rathauses statt. Zwei Dutzend Gäste kamen, wobei die Zahl als zweitrangig anzusehen ist; es waren alles interessierte, engagierte Mitbürger, die auch über einen Entscheidungsspielraum verfügen.

Durch und durch nachhaltig

Zunächst gewährte Martina Faseler vom Institut Kirche und Gesellschaft / Projektbüro „Zukunft einkaufen“ am Beispiel ihres eigenen Projektes einen kurzen, aber intensiven Einblick in die Planungshilfen für nachhaltige Stadtfeste. Sie zeigte unterschiedliche Handlungsfelder auf und stellte konkrete Planungsschritte vor. Sie betonte den Vorbildcharakter für nachhaltigen Konsum und Lebensstil. „Wir haben eine Verantwortung für die Schöpfung“, sagte Frau Faseler leidenschaftlich, „denn jeder weiß, was wir gerade anrichten.“ Sie betonte, dass eine positive Öffentlichkeitsarbeit der Schlüssel zum Erfolg der Nachhaltigkeit ist. Über ihre Arbeit kann man sich auf www.zukunft-einkaufen.de
umfassend informieren und praktische Tipps abschauen.

Thomas Neuhaus, Vorsitzender des Röntgen Sport Club Remscheid e.V. und Sportdezernent, berichtete im Anschluss über die Probleme, die eine so große Veranstaltung wie der Röntgenlauf mit sich bringt – und über die Lösungen, die den Organisatoren des Laufs den Remscheider Klimaschutzpreis 2017 eingebracht haben. Und ohne ein gewisses Risiko, so Neuhaus, gehe es nicht: „Wir haben ökomäßig Neuland betreten.“ Aber der Erfolg gibt den Organisatoren recht. Spitzenläufer Daniel Schmidt berichtete, dass sehr viele Läufer sich extra wegen der nachhaltigen Durchführung des Laufes darauf besonders freuen. Und sei es nur die gemeinsame Busfahrt der Athleten vom Ziel zurück zum Ausgangspunkt.

Diese beiden Berichterstatter noch im Ohr fand sich nun die eigentliche Tötterrunde zusammen: Für den Heimatbund die 1. Vorsitzende Christiane Karthaus sowie der 2. Vorsitzende Thomas Schulte (Ideeller Lüttringhauser Weihnachtsmarkt), Bernhard Hoppe von der katholischen Gemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz (Veranstalter des 24-Stunden-Laufs) und Berthold Hartmann für den Marketingrat Lüttringhausen (Herbst- und Bauernmarkt) kamen unter der Moderation von Volker Beckmann zusammen, um ihre Ressourcen, ihre Probleme und womöglich auch Lösungsansätze zu besprechen.

Auffallend war, dass die Vertreter des Heimatbundes ein eindeutiges Votum für die Nachhaltigkeit der drei größten Lüttringhauser Veranstaltungen abgaben. Thomas Schulte: „Als Veranstalter hat man Vorbildcharakter. Wir nutzen beim Weihnachtsmarkt moderne Technik und benutzen auch keine Einwegbecher mehr.“ Und Christiane Karthaus fügte an, dass der Heimatbund das Thema Nachhaltigkeit seit zwei oder drei Jahren auf der Agenda habe und stetig an Verbesserungen arbeite.

Als Bernhard Hartmann für den Marketingrat feststellte, dass dieser ja keinen eigenen Stand auf dem Herbst- und Bauernmarkt habe und deshalb auch über wenig Einfluss verfüge, widersprach ihm Martina Faseler leidenschaftlich: „Als Veranstalter haben Sie natürlich Einfluss. Vielleicht nicht immer direkt, aber sicher richtungsweisend.“ Hartmann dazu: „Es ist sehr schwer bis unmöglich, die Aussteller zu ändern. Die arbeiten bei uns wie immer und überall.“ Bernhard Hoppe ergänzte, dass nachhaltige Arbeit auf einigen Feldern nicht möglich sei. „Aber“, fügte er an, „wir tun unser Möglichstes.“

Erste Zusammenarbeiten wurden im Rahmen des Gespräches geplant und vereinbart. Einige Bemerkungen aus dem interessierten Publikum wurden sofort auf die Agenda gesetzt. Volker Beckmann regte einen kostenfreien öffentlichen Nahverkehr am Tag der jeweiligen Veranstaltung an. Inwieweit die Stadt Remscheid das mittragen kann, muss noch festgestellt werden. Thomas Schulte brachte mit einer gemeinsamen Datenbank, „um die Ressourcen zu bündeln“ eine Idee von Sascha von Gerishem auf den Tisch, die im Rahmen der Vereinigung Gertenbachstraße schon vorgestellt wurde.

Erste Schritte sind gemacht. Insoweit hat das Format „Töttern“ einen ersten Erfolg zu verbuchen. Festgestellt werden konnte zum Schluss: Nachhaltigkeit muss Spaß machen. Verbote helfen dabei wenig. Und: Man muss die Veränderungen behutsam angehen, nach und nach. Eine Entwicklung hin zur Nachhaltigkeit kann sich über Jahre hinziehen. Das weiß natürlich auch Volker Beckmann, der allen Beteiligten nach beinahe zwei Stunden für ihr Engagement dankte.

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