„Ich könnte für jeden Tag 5.000 Karten verkaufen“

„Ich könnte für jeden Tag 5.000 Karten verkaufen“

Das Lenneper Weinfest ist ein Publikumsmagnet. Dass nun viele Interessenten keine Eintrittskarte erhalten haben, sorgt für mächtig Ärger – gerade unter den Lenneperinnen und Lennepern.

VON STEFANIE BONA

Die Modalitäten zum Kartenverkauf für das Sommer- und Winzerfest der Lenneper Karnevalsgesellschaft (LKG) sind zur Zielscheibe von heftiger Kritik – vor allem in den sozialen Medien – geworden. Wie berichtet, kamen laut Aussage der LKG für die Veranstaltungen am Freitagabend (4. August) und Samstagabend (5. August) jeweils 1.000 Tickets in den freien Verkauf. Dafür musste man sich aber an einem festgesetzten Termin in der Lenneper Altstadt am Verkaufstisch der LKG anstellen. Doch hielt das Kartenkontingent dem Andrang nicht stand und viele Interessenten schauten in die Röhre.

Dies zog einen wahren Shitstorm gegen die Veranstalterin nach sich. Wir haben nochmal nachgehakt und mit LKG-Vorsitzendem Gunther Brockmann und auch mit Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz gesprochen. Denn auch das Stadtoberhaupt wurde explizit auf facebook angesprochen und geriet mit Blick auf die Sicherheitsvorschriften der Stadt in die Kritik.

Warum kann man den Kartenverkauf nicht anders organisieren und in die Lenneper Geschäfte verlagern?

Gunther Brockmann sagt dazu: „Das könnte man machen, aber das Ergebnis wäre das Gleiche. Den Versuch hat es ja schon gegeben, als wir die Karten bei drei Gastronomen angeboten haben. Dort gab es dann ebenso einen Ansturm auf die Tickets, die dann innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren. Ein Ticketverkauf über die Geschäfte würde die Einzelhändler demnach total belasten und Unmut gäbe es dann auch, wenn es keine Karten mehr gibt.“ Mittlerweile sei das Sommer- und Weinfest so beliebt, dass er für Freitag- und Samstagabend je „5.000 Karten“ hätte verkaufen können, so der LKG-Vorsitzende. So viele Besucherinnen und Besucher seien in der Lenneper Altstadt aber eben nicht möglich. „Trotzdem werden wir diese Alternative nochmal überdenken“, sagt Brockmann hinsichtlich des Kartenverkaufs für zukünftige Feste.

Sind die Sicherheitsauflagen der Stadt nicht überzogen? In anderen Städten gibt es doch auch Weinfeste ohne Ticketverkauf und demnach ohne Teilnehmerbegrenzung?

Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz sagt dazu: „Wir haben eine sehr schöne Lenneper Altstadt, aber der Platz ist dort eben begrenzt. Das kann man nicht mit Radevormwald vergleichen, wo der Rader Markt als Veranstaltungsplatz mehr Raum bietet. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass ohne Besucherbegrenzung die Sicherheit hinsichtlich Rettungs- und Fluchtwegen nicht mehr gewährleistet werden kann. Es war so voll, dass es so nicht mehr zu verantworten war. Dies führte ja seinerzeit dazu, dass wir mit der Veranstalterin die Entscheidung getroffen haben, dass es hinsichtlich der Besucherzahl Einschränkungen geben muss. Die danach eingeführten Zugangskontrollen schienen aber auch nicht die richtige Lösung zu sein und haben auch viel Ärger nach sich gezogen. Wie der Kartenverkauf nun konkret abläuft, ist Sache der LKG. Dazu kann ich nichts sagen.“

Wären die Zugangskontrollen, wie es sie einmal gab, tatsächlich keine Alternative? Denn schließlich konnten Gäste nachrücken, wenn andere Besucher das Fest verlassen hatten.

Gunther Brockmann: „Die Aktion ´rein-raus` hat sich auch als unglücklich erwiesen und war für uns ein Riesenaufwand. Es musste Kontrollen und Besucherzählungen an zehn Zugängen zur Altstadt geben. Das bedeutet nichts anderes, als Zähler und Security an jedem einzelnen Einlass. Die Leute standen dann in den Gassen und wussten nicht, ob sie überhaupt aufs Festgelände kommen konnten. Das hat auch für Unmut gesorgt. Ich finde, mit den Karten haben wir eine faire Lösung gefunden. Wenn ich eine Karte habe, kann ich das Fest besuchen – wie beim Besuch im Fußballstadion oder beim Konzert.“

Könnte man das Fest nicht ausdehnen, zum Beispiel auf den Munsterplatz?

Gunther Brockmann sagt dazu: „Je größer wir werden, desto mehr Leute kommen. Das bedeutet für uns als Verein noch mehr Organisation, noch mehr Aufwand und letztlich auch mehr Kosten. Das ist einfach nicht zu leisten. Zudem gibt es auch Anwohner, die sich explizit gegen eine Ausdehnung des Festes wehren.“

Und wie wäre eine Verlagerung in den Hardtpark?

Da machten die Winzer nicht mit, sagt Gunther Brockmann. „Sie möchten wegen des schönen Ambientes in der Altstadt bleiben. Insofern ist der Hardtpark keine Option.“

Viele Lenneper beschweren sich, dass gerade sie nicht zum Zuge gekommen seien, um das Fest zu besuchen. Da gibt es auch den Vorwurf, es seien viele Karten erst gar nicht in den freien Verkauf gelangt und stattdessen unter der Hand „verhökert“ worden.

Gunter Brockmann: „Zunächst einmal: Keine Karte wird `verhökert`, sondern jeder, der außerhalb des freien Verkaufs eine bekommen hat, hat sie zum regulären Preis erworben. Wir haben den Personenkreis, der außerhalb des öffentlichen Verkaufs Karten kaufen konnte, bereits Mitte Juni bekannt gegeben. Dazu gehören die Winzer, die für ihre Stammkunden ein Ticketkontingent erhalten haben, genauso wie unsere Sponsoren. Dass wir zudem Teilnehmer des Rosenmontagszuges und unsere Vereinsmitglieder vorab mit Karten bedienen, liegt doch auf der Hand. Schließlich tragen sie unseren Verein.“ Dass sich darunter viele Freunde und Bekannte der Vorstandsmitglieder befänden, sei der Natur der Sache geschuldet. Brockmann räumt ein, dass weniger als die angekündigten 1.000 Tickets pro Tag am 8. Juli in den Verkauf gelangt seien. Dies hänge damit zusammen, dass die LKG kurzfristig einer Institution jeweils 300 Karten pro Tag übergeben habe, damit mehr „Lenneper“ kommen können. Dass es darüber nun Ärger gebe, „nehmen wir gerne an“.

Nicht alle Gastronomen sind mit den aktuellen Modalitäten zufrieden.

Die Restaurants in der Altstadt haben durch die LKG Bändchen erhalten, die an die Gäste der Gastronomie vorab ausgehändigt werden können. Damit könnten die Restaurantbesucher aber tatsächlich nur die Lokale, nicht aber das Fest besuchen, betont Gunther Brockmann. Grundsätzlich gelte per Satzung, dass den Gastronomen bei vier Veranstaltungen im Jahr ihre Fläche nicht zur Verfügung steht. Dies sind neben dem Weinfest der Rosenmontag, das Altstadtfest und Weihnachtsveranstaltungen. Wenn gewünscht könnten die Gastronomen aber – so wie auf dem unteren Teil des Alten Marktes – beim Weinfest ihre Außenflächen voll umfänglich behalten. Damit reduziere sich sogar der Platz für die Veranstaltung, denn Stände der Winzer könnten dann dort nicht aufgestellt werden. „Wir haben es immer so gehalten, dass auch die Gastronomen an dieser Veranstaltung partizipieren können und sollen, indem wir ihnen die Flächen für einen Viertel der Einnahmen von einem Winzer angeboten haben“, so Brockmann.

Sommer- und Winzerfest 2023

Acht Winzer haben ihre Teilnahme zugesagt, das sind weniger als in der Vergangenheit. Dies sei auch auf Fluktuation bzw. Nachfolge innerhalb der Winzerfamilien zurückzuführen, heißt es von der LKG.

Die Einnahmen aus dem Fest kommen laut der Veranstalterin der Finanzierung der Kosten für den Lenneper Rosenmontagzug zugute.

Am Sonntag, 6. August, ist freier Eintritt.

Bildquellen

  • Weinfest Lennep 2_sbo_web: LLA Foto Bona