Ausbildung im Tierheim

Ausbildung im Tierheim

Nicole Esteif (l.), Metin Sarikaya und Julia Brügger haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

VON ANGELA HEISE

Mit Stolz gratulierten Tierheimleiterin Andrea Reitzig und ihr Team jetzt ihren drei Auszubildenden zur bestandenen Prüfung als Tiepflegerin bzw. -pfleger. Das Tierheim an der Schwelmerstraße 86 in Lennep, betrieben vom Tierschutzverein für Remscheid und Radevormwald e.V., stellte im August 2019 der Remscheiderin Nicole Esteif, der Hückeswagenerin Julia Brügger und dem Lüdenscheider Metin Sarikaya Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Tiere sind kein Spielzeug

Mit der Liebe zu Tieren begründeten alle ihren Berufswunsch. Nicole Esteif kannte das Tierheim noch aus Kindheitstagen und führte später dort Hunde aus. Zu Hause kümmert sich die Alleinerziehende auch um den Bernhardinermix Ridgeback, einen Border Collie und eine Katze „…die sich alle gut vertragen. Man braucht halt Geduld.“ Mit Geduld erfüllte sich Metin Sarikayas Kindheitstraum, mit Tieren arbeiten zu können. Er habe kein Tier halten dürfen, umso stärker kristallisierte sich die Berufung heraus, erzählt er. Julia Brügger hingegen ist „groß geworden mit Hund, Katze, Wellensittich und Pferden“. Schnell wuchsen die drei Azubis zu einem Team zusammen. Die Aufgabenbereiche rotierten in den drei Jahren, doch der erste morgendliche Gang sei der zur Überprüfung der Polizeibox, erklären die drei. Nächtliche Fundtiere werden von der Polizei oder der Feuerwehr hierher gebracht und mit Nahrung erstversorgt. Metin Sarikaya schildert den weiteren Tagesablauf: „Dann kümmern wir uns um unsere anderen Tiere. Wir schauen, wie es ihnen über Nacht ergangen ist, versorgen sie mit Nahrung und Medikamenten. Die Hunde müssen raus und die Bedürfnisse aller Tiere müssen gedeckt werden.“ Rita Bosselmann, Schatzmeisterin des Tierschutzvereins, weiß, dass zu Stoßzeiten bis zu 60 Katzen und 18 Hunde, neben den Kleintieren, versorgt werden müssen. Ausgesetzte Tiere in der Urlaubszeit gehören zum traurigen Alltag. Deshalb bietet das Heim eine Tierpension an, in der die Lieblinge ihren Urlaub verbringen können.
Nachmittags gehören zu den Arbeiten auch die Wäschereinigung, Müllentsorgung und die Säuberung der Gehege. Ab 16 Uhr folgt die abendliche Kontrolle nebst Fütterung. Unterstützt werden die Fachkräfte durch ehrenamtliche Helfer. In der Pflege sowie für administrative Aufgaben oder in der neu renovierten Caféteria sind immer wieder engagierte Mithelfende unverzichtbar.

Seelische Belastung

„Gerade, wenn unsere Azubis in der Berufsschule waren, spürte man das im Wochenplan“, berichtet Rita Bosselmann. Auch für die drei neuen Tierpfleger waren das anstrengende Tage, denn auf Empfehlung entschieden sie sich für die Berufsschule in Münster, statt im näheren Düsseldorf. „Es ist schon superschwer, was die Auszubildenden alles zu verarbeiten haben, das Schlimme und das Schöne“, zieht Bosselmann Resümee. „Das Schlimmste ist, wenn kranke Tiere unter falschem Vorwand abgegeben werden.“ Das Bestreben, die Tiere noch retten zu können, sei eine seelische Belastung, die an die Grenzen ginge und mit immensen Kosten verbunden sei. Bei akuten Notfällen gehört auch die Übernachtung im Tierheim zu den Aufgaben der Pflegenden. Sarikaya ist erschüttert: „Die bringen die Tiere zum Sterben hierhin, um selbst die Kosten zu sparen. Wir bekommen das Elend hier mit.“ Seit Corona häufen sich die Anzeigen für Tierverkäufe. Julia Brügger ist verärgert: „Wir sehen, was dabei herauskommt. Die Nachfrage ist groß und die angeblichen `Züchter `nutzen die Situation auf zig Portalen aus. Durch Inzest werden kranke Tiere geboren.“. Künftige Tierhalter werden gebeten, sich vor Anschaffung Beratung in den Öffnungszeiten bei den Fachkräften über Tierhaltung einzuholen. Nicole Esteif ergänzt: „Tiere sind kein Kinderspielzeug! Das muss immer wieder klar gemacht werden.“ Sie und Julia Brügger haben ihre Festanstellung im Tierheim angetreten. Metin möchte sich seinen Wunsch in einer Praxis oder Klinik erfüllen und sucht derzeit eine Stelle im Raum NRW.

Gut zu wissen

Immer wieder ist das Tierheim auf Spenden angewiesen. Dankbar sind Tierheimleiterin Andrea Reitzig und das Team über die Spende von Giaco und Francesco vom Tattoo Studio G&G Ink in der Remscheider Bismarckstraße. Der Hälfte des Erlöses ihrer Vernissage im Juni, 275,92 Euro, spendeten sie an das Tierheim.

Tierschutzverein für Remscheid und Radevormwald e.V.
Schwelmer Str. 86, 42897 Remscheid Tel: 02191-64252
www.tierheim-remscheid.de
Öffnungszeiten: Mi, Sa, So 14 – 16.00 Uhr und nach Absprache
Caféteria geöffnet samstags 14-16
Stadtsparkasse Remscheid
IBAN: DE68340500000000006072