Lennep … was nun?
Die Stadt Remscheid und der Investor ziehen sich aus dem Projekt DOC zurück. Nach Ostern soll es erste Ideen zur neuen Nutzung der Flächen geben. Die Bürgerinitiative Lennep wehrt sich gegen Vorwürfe.
Die alte Feuerwache sollte in das DOC integriert werden. Nun stellt sich die Frage, was mit dem denkmalgeschützten Gebäude geschehen soll.
VON STEFANIE BONA
Ein Designer Outlet Center am Rand der Lenneper Altstadt wird es nicht geben. In der letzten Woche gaben die Stadtverwaltung und Investor McArthurGlen bekannt, das Projekt nicht mehr weiterverfolgen zu wollen. Die Enttäuschung bei der Stadtspitze sitzt nach wie vor tief: „Es ist eine verpasste Chance“, sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz am Montag noch einmal im Gespräch mit unserer Zeitung angesichts eines Invests von 170 Millionen Euro, das für die Stadt verloren gegangen ist.
Erste Anfragen für Wohnbebauung
Wie berichtet, hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Januar in letzter Instanz dem Projekt eine Absage erteilt und sich bei der Urteilsbegründung genau wie die Richter am Oberlandesgericht in Münster auf einen formalen Fehler im Bebauungsplan bezogen. Die Einwände eines Klägers aus Lennep waren weder hier noch dort berücksichtigt worden. Nun stimmen Stadt und Investor überein, dass der Aufwand, die Risiken und Kosten unverhältnismäßig hoch seien, sollten die Planungen erneut angeschoben werden. Doch wie soll es nun weitergehen, nachdem die Stadtplanung für Lennep der letzten zehn Jahre sich nahezu komplett auf das Outlet Center fokussiert hatte? Fakt ist, dass die Stadt die für das DOC vorgesehenen Flächen neu überplanen und vermarkten muss, es aber aus eigener Kraft nicht kann. „Finanziell liegt unser Schwerpunkt auf der Bildung, auf dem Kindergartenausbau, auf dem Sport und der Schule im Übergang von G8 auf G9“, sagte OB Mast-Weisz. Bevor die Überlegungen in die Politik gehen, wolle die Verwaltung zunächst Ideen für eine künftige Nutzung sammeln. Dass dazu – wie vielfach bereits angeregt – auch Wohnbebauung zähle, liege auf der Hand. Diesbezüglich habe er bereits Anfragen von möglichen Investoren erhalten, so Mast-Weisz. Nach Ostern, so schätzt er, werde man soweit sein, die politischen Gremien und dann auch die Öffentlichkeit über mögliche Planungen zu informieren. Dann solle auch überlegt werden, in welcher Form es eine Beteiligung der Öffentlichkeit am Planverfahren geben könne. Zielsetzung müsse sein, dass die Flächen sinnvoll und passend zur Lenneper Altstadt genutzt werden. Weitere Supermärkte oder Discounter zählten sicherlich nicht dazu, vielmehr müsse eine kleinteiligere Lösung angestrebt werden.
Wer investiert in Lennep?
Dass es nach der Misere eines zehnjährigen, letztendlich erfolglosen Planungsprozesses nicht eben einfacher sei, Investoren zu finden, verhehlte der OB nicht. „Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen.“ Bis zum Jahresende, so hofft Burkhard Mast-Weisz, müsse eine Entscheidung getroffen werden. Inzwischen ist gerade in den Sozialen Netzwerken ein ziemlicher Sturm der Entrüstung über dem Kläger und seinen Unterstützern hereingebrochen. Auch der Verwaltungsvorstand urteilte in seiner Pressemitteilung zum DOC-Aus: „Ein für beide Seiten wichtiges und zukunftsweisendes Vorhaben ist an dem Widerstand einiger weniger Kläger und an einem nur schwer nachvollziehbaren Urteil gescheitert.“ Gleichwohl habe man den Kläger nicht beschädigen wollen und akzeptiere auch das Gerichtsurteil, unterstreicht der Oberbürgermeister auf Nachfrage des LLA.
„Keine Ausrede ist zu dumm“
Die von Beginn an DOC-kritische Bürgerinitiative Lennep sieht die Sache anders. Keine Ausrede erscheine dumm genug, um die Schuld am Scheitern des Projektes auf andere abzuwälzen, um sich selbst aus der Verantwortung zu stehlen. „ Schuld am letztlichen Scheitern des Projektes sind nicht die Kläger, nicht die Outlet Gegner, schuld sind einzig und allein Rat, Verwaltung und der Investor. Sie haben einen riesigen Apparat für die Realisierung des Projektes instrumentalisiert, haben viele, zu viele Ressourcen in der Verwaltung über einen sehr langen Zeitraum auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger einseitig gebunden, ganz zu schweigen von der Armada von Rechtsanwälten, die sie bis zuletzt beschäftigten“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereinsvorsitzenden Peter Lange, die auf der Internetseite der Bürgerinitiative veröffentlicht wurde.. Trotz dieses unglaublich hohen Aufwandes sei es Stadt und Investor nicht gelungen, einen rechtwirksamen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.