Zwei neue Brücken für Lennep

Die Eisenbahnbrücken Schlachthofstraße (oben) und Wülfingstraße werden im nächsten Jahr abgerissen und durch neue Brücken ersetzt.

VON STEFANIE BONA

Anwohnerinnen und Anwohner von Gartenstraße, Schlachthof- und Wülfingstraße sowie der ehemaligen Kammgarn-Siedlung müssen sich auf eine längere Bauphase in ihrer unmittelbaren Umgebung einstellen. Parallel werden die Eisenbahnbrücken Wülfing- und Schlachthofstraße abgerissen und durch so genannte Flachbrücken ersetzt. Noch im Dezember wird mit der Einrichtung der Baustellen begonnen. Davon zeugen bereits jetzt Halteverbotsschilder und auch Rodungen von angrenzenden Pflanzen an der Gartenstraße. Und auch Bahnpendler werden von der Maßnahme betroffen sein, ist doch mit verschiedenen Sperrungen zu rechnen.

Vollsperrung im Sommer 2023
Die längste Sperrpause ist für die Hauptarbeiten geplant, die vom 22. Juni bis 7. August 2023 stattfinden soll. In dieser Zeit wird zeitweilig auch kein Zug die Brücken passieren. Ausführlich stellten Mitarbeitende der DB Netz AG die Baumaßnahme in der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep vor. Beide Brücken sind über 100 Jahre alt, dementsprechend groß sei der Erneuerungsbedarf. Der Baubeginn ist für den 19. Dezember terminiert, los geht`s mit der für derlei Projekte obligatorischen Kampfmittelsondierung. Wenn die Durchfahrt unter den Brücken gesperrt werden muss werden Umleitungen eingerichtet. Erfolg hatten die Anwohner, die sich eindringlich gegen Fällungen einer Reihe von alten Rosskastanien an der Wülfingstraße eingesetzt und ebenso mit Nachdruck Pflegeschnitte zum Erhalt der für das Stadtklima wichtigen Bäume gefordert hatten. Ein einziger Baum soll nun der Baustelle weichen müssen, für eine Ersatzpflanzung an der selben Stelle werde sofort nach Abschluss der Arbeiten gesorgt, versprachen die Vertreter der DB Netz. Und auch die Entwicklungspflege der Neuanpflanzung obliegt für drei Jahre der Bahn. Zudem werde eine „qualifizierte Bauüberwachung“ seitens des Bahnunternehmens garantiert.

Schulwegsicherung blieb offen
Aus den Reihen der Bezirksvertreter und -vertreterinnen gab es dringende Appelle an eine fortlaufende und frühzeitige Kommunikation in alle Richtungen. „Die Sperrzeiten müssen ordentlich bekannt gegeben werden“, forderte Colin Cyrus (Linke). Bahnpendler und Anwohner müssten sich auf die Einschränkungen rechtzeitig einstellen können. Wie Bettina Stamm (echt.Remscheid) erfahren hatte, wussten die Verantwortlichen und Mitarbeitenden der Remscheider Tafel rein gar nichts von der Maßnahme, obwohl sie und ihre Kunden erheblich davon betroffen sein werden. Denn die Ausgabestelle der Tafel ist in der Wülfingstraße 1 untergebracht. „Die Tafel und der Hausmeister des Flüchtlingsheims wussten von nichts“, monierte Stamm und forderte – auch in Richtung Remscheider Stadtverwaltung: „Der Tafelbetrieb muss gesichert werden.“ Bei der ganzen, eineinhalbstündigen Diskussion vor allem um den Erhalt der Bäume blieb ein Thema gänzlich unangesprochen: Jenseits der Brücken leben viele Familien, deren Kinder Tag für Tag die beiden Tunnel nutzen, um zur Schule zu gehen. Ob und wie die Schulwegsicherung durch Baustellen, bei denen mutmaßlich mit schwerem Gerät gearbeitet wird, aussehen soll, blieb offen.

Gut zu wissen

Herrenloses Straße

Die Wülfingstraße ist eine sogenannte „herrenlose“ Straße, was Unsicherheiten hinsichtlich verschiedener Zuständigkeiten mit sich bringt. Ursprünglich, so führte Michael Zirngiebl, Chef der Technischen Betriebe Remscheid, in der BV Sitzung aus, habe die Straße zur Kammgarn-Siedlung gehört. Nachdem das Eigentum dort aufgegeben wurde, sei der Landesbetrieb Liegenschaften zuständig gewesen und die Verkehrssicherungspflicht sei auf die Stadt übergegangen. In den 1990er Jahren habe es Bestrebungen gegeben, die Straße zu übernehmen, dies sei aber aus Kostengründen verworfen worden. Wie Anwohnerin Gabi Marx schilderte, fühlt sich in der Praxis aktuell niemand verantwortlich – weder für die Sanierung des maroden Straßenzustands noch für notwendige Pflegeschnitte der Bäume.