Wo ist die Lösung?

Wo ist die Lösung?

Vor und nach der Sitzung wurde mit einem Plakat gefordert, der Raserszene in Lennep endlich Einhalt zu gebieten. Darum wollen sich Stadt und Polizei nun verstärkt bemühen.

VON STEFANIE BONA

Die Ankündigung, dass Stadt und Polizei im Rahmen der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep Stellung zum schrecklichen Unfall auf der Karlstraße vom 1. Mai nehmen wollten, zog viele Bürgerinnen und Bürger ins Gemeindehaus nach Bergisch Born. Anders, als man aber vielleicht vermuten und auch befürchten konnte, verlief dieser Tagesordnungspunkt ruhig und geordnet ab. Den Vertreter aus der Bürgerschaft, der mit einem großen Plakat forderte „Stoppt die Raser und Poser jetzt“ und sich dabei explizit an Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz wandte, ließ man gewähren. Er bekam genug Gelegenheit, auf diese Weise auf sein Anliegen aufmerksam zu machen. Bevor sich die Polizei zum Geschehen äußern konnte, bat Bezirksbürgermeister Markus Kötter um ein stilles Gedenken und rief noch einmal den verheerenden Unfall in Erinnerung, bei dem die 18-jährige Hanna ihren schweren Verletzungen erlag und ihre 17-jährige Freundin schwer verletzt wurde. Kötter erinnerte an das Leid der Angehörigen. „Zurück bleiben Fassungslosigkeit und Trauer bei den Familien und Freunden der Opfer, aber auch in der ganzen Stadtgesellschaft.“ Auch die Menschen, die als erste an der Unfallstelle waren und erste Hilfe leisteten, würden lange Zeit brauchen, um das Geschehene zu verarbeiten. Verantwortlich sei ein Einzelner, der sich „stark alkoholisiert“ ans Steuer gesetzt habe und hoch motorisiert und mit hoher Geschwindigkeit über die Karlstraße gerast und dabei in die beiden Mädchen hineingefahren sei. Bei aller Wut auf solche Rücksichtslosigkeit wandte sich Kötter mit Nachdruck dagegen, aus dem Geschehen politisch Kapital schlagen zu wollen. Denn auch das hatte es nach dem Unfall gegeben. „Das ist unerträglich und das verurteilen wir auf das Schärfste.“

Worum es den Lennepern und Lenneperinnen jetzt geht ist, dass endlich mehr gegen Raserei auf ihren Straßen unternommen wird. Wie frische Spuren auf dem Asphalt an der Karlstraße belegen sollen, hält die Szene nicht inne, sondern setzt ihr Treiben fort. Falko Lotz, Leiter des Verkehrskommissariat im Polizeipräsidium Wuppertal, betonte, dass in den letzten Jahren „einiges gemacht worden sei“, um den verantwortungslosen Fahrern Einhalt zu gebieten. Und er hob hervor: „Dieser schreckliche Unfall berührt auch mich und meine Kollegen.“ In Abstimmung mit der Stadt habe man ein Konzept mit unterschiedlichen Maßnahmen erarbeitet. Dies werde gezielt mit uniformierten und Zivilkräften umgesetzt. Lärmbelästigung sei geahndet, Fahrzeuge seien aus dem Verkehr gezogen worden. Bekannte Treffpunkte würden immer wieder in Augenschein genommen, allerdings: „Wenn Personen sich irgendwo aufhalten, ist das noch kein Verstoß gegen unsere Gesetze.“ Auch wenn die Polizei zum laufenden Verfahren nichts sagen konnte und wollte, machte Falko Lotz bei allem Verständnis für den Zorn der Bürger unmissverständlich klar: „Verantwortlich für diese Tat ist der Fahrzeugführer.“ Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz sagte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ordnungsbehörden zu. Darauf habe man sich bei einem intensiven Gespräch verständigt. „Wir wollen Platzverweise für die, die sich nicht an die Spielregeln halten. Bei bestimmten Szenetreffs werden wir auf die Betreiber zugehen und sie auf die Problematik hinweisen. Präventiv werden wir an junge Leute herangehen, um sie für die Gefahren von zu hoher Geschwindigkeit im Straßenverkehr zu sensibilisieren.“ Und es sei ein regelmäßiger Austausch zwischen den beteiligten Behörden geplant. „Wir hoffen, dass wir damit für mehr Ruhe, Ordnung und Sicherheit sorgen können“, so der OB. Bodenschwellen zu errichten, sei indes nicht immer die geeignete Maßnahme. So sei die Karlstraße als Standort der Freiwilligen Feuerwehr Lennep wahrscheinlich nicht geeignet, durch solche straßenbaulichen Veränderungen die Fahrer zu gemäßigter Fahrweise zu zwingen. Die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer nahmen die Stellungnahmen aufmerksam und ruhig entgegen. Ob sie den Ankündigungen vertrauen, steht auf einem anderen Blatt. Denn das Empfinden vieler Lenneperinnen und Lenneper ist ein anderes. Für viele wurde in der Vergangenheit trotz massiver Beschwerden eben nicht genug gegen Raserei in ihrem Stadtteil getan.  

Bildquellen

  • BV Lennep_07.05.: LLA Foto bona