Warum?
Die Unfallstelle an der Karlstraße wird zur Gedenkstätte. Immer mehr Blumen und Kerzen werden hier abgelegt. Auf den aufgespannten Stoffen haben Angehörige und Freunde rührende Botschaften hinterlassen, die ihrer großen Trauer Ausdruck verleihen.
VON STEFANIE BONA
Schon am Freitag erlag die 19-Jährige, die nach dem Besuch des Feuerwehrfestes an der Karlstraße mit einer Freundin von einem heranrasenden Fahrzeug überfahren wurde, ihren schweren Verletzungen. Das andere, 17-Jahre alte Mädchen wird schwer verletzt im Krankenhaus behandelt. Das Holzkreuz, das offensichtlich Angehörige an der Unfallstelle aufgestellt haben, wird inzwischen zur Gedenkstätte. Auch am heutigen Sonntagmorgen halten Menschen dort inne, bringen Blumen und Kerzen vorbei. Auf den aufgespannten Stoffen haben die Eltern, die Familie und Freundinnen und Freude des Unfallopfers berührende Botschaften hinterlassen. Fotos erinnern an unbeschwerte Zeiten des jungen Unfallopfers, das sich nach dem Besuch des Tanz in den Mai bei der Freiwilligen Feuerwehr Lennep auf dem Nachhauseweg befand.
Bei den Bürgerinnen und Bürgern – etliche von ihnen suchen gezielt den Ort an der Karlstraße auf – ist die Betroffenheit und das Mitgefühl mit den Angehörigen riesengroß. Etliche kämpfen mit den Tränen. „Meine Tochter wäre auch auf dem Fest bei der Feuerwehr gewesen. Ihr war an dem Abend nur nicht so gut, daher ist sie nicht hingegangen“, sagt eine Frau und während ihr die Stimme wegbricht fügt sie noch hinzu: „Wie sinnlos das doch alles ist.“ Radfahrer stoppen auf dem Weg und halten vor dem Blumenmeer inne.
Die Wut wächst
Bei aller Trauer um einen jungen Menschen, der vielen gar nicht persönlich bekannt war, wächst indes die Wut – in allererster Linie auf den Fahrer, der mit seinem 600 PS-starken Fahrzeug, unter dem Verdacht von Alkohol am Steuer und wie Augenzeugen berichten mit hoher Geschwindigkeit den Unfall verursacht hat. Und dann aber auch auf Behörden und die Politik, die seit Jahren um die Problematik durch eine bestimmte Klientel wissen, die die Lenneper Straßen mit ihren hochgetunten Karossen unsicher macht. Auch unsere Zeitung hat in der Vergangenheit mehrfach über die diesbezüglichen Beschwerden gerade von Anwohnern der Lenneper Neustadt berichtet. Es sei doch bekannt, wo sich die Szene treffe, heißt es von den Bürgern, die sich an der Unfallstelle eingefunden haben. Doch habe offensichtlich niemand dem Geschehen Einhalt geboten oder vielmehr Einhalt gebieten wollen. „Unsere Stadt und unser Land ist zum Wischi-Waschi-Land geworden. Hier kann jeder machen was er will“, sagt der ältere Herr mit Nachdruck. Den offenen Fragen werden sich die Vertreterinnen und Vertreter von Behörden und aus der Politik in den nächsten Tagen stellen müssen. Denn auch in den einschlägigen lokalen Social Media Gruppen wächst der Zorn auf Ignoranz und Hilflosigkeit.
Gegen den Unfallverursacher hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal inzwischen Haftbefehl beantragt. Ihm wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen. Der zuständige Haftrichter hat dem zugestimmt und den Haftbefehl erlassen.
Bildquellen
- Unfall Karlstraße_LLA Foto: LLA Foto bona