Maren Donner und Friedolin Obersteiner gaben beeindruckendes Konzert in der Goldenberger Kirche.
Wer noch nie einen Countertenor hat singen hören, mag – wenn es denn einmal soweit ist – zunächst einmal überrascht sein, möglicherweise irritiert: Können Männer derart hoch singen? mag man sich fragen. Sie können, wenn es auch nicht leicht ist. Durch Brustresonanz und ausgeklügelte Kopfstimmentechnik können die Countertenöre in den Altbereich vorstoßen, manche gar wagen sich in Sopranhöhen.
Lieder über die Liebe
„Liebe“ war am vergangenen Samstag das Thema in der Goldenberger Kirche. Der Zusatz zum Titel lautete: „Rufe später zurück!“ Und das nicht ohne Sinn: Friedolin Obersteiner und Maren Donner nahmen sich den Verlauf eines Chats (Online-Unterhaltung) vor, um Lieder über die Liebe zu spielen und zu singen, teils aus der Romantik, teils aus der Klassik, aber auch die Moderne wurde effektvoll bedacht. Die Texte wurden allesamt im Original vorgetragen: Zu deutsch gesellte sich Englisch und Französisch.
Obersteiner ist ein Phänomen. Nicht nur, dass er die Technik eines Countertenors perfekt beherrscht, kann er auch die Texte der vorgetragenen Lieder gestalten, mit Modulation, mit sparsamen, jedoch ungemein effektvollen Gesten, mit Volumen. Leicht füllt seine Stimme auch ohne Mikrophon die Kirche. Zunächst mag man die Romantik als seine Stärke ansehen (oder besser: anhören), denn seine Versionen von Schumanns „Widmung“ oder Schuberts „Rastlose Liebe“ sind schon famos. Bei diesem Duo versteht man auch wieder, welch schönes und unspektakuläres Meisterwerk „Der Lindenbaum“ von Franz Schubert ist.
Aber auch die Moderne beherrscht der Sänger: Moritz Eggerts Liebeserklärung, mit rhythmisch sehr komplizierten Abschnitten in abenteuerlichen Taktarten, muss man sich erstmal zu singen trauen. Auch die anderen Beispiele für moderne Liedkomposition (Rihm / Poulenc) gelangen dem österreichischen Countertenor famos. Nicht zu vergessen die beschwingte Komposition von Gustav Mahler.
Stimmungen wechselten effektvoll
Über Maren Donner haben wir an dieser Stelle schon ausführliche Widmungen geschrieben. Allenfalls könnte man noch fragen, ob sie als Solokünstlerin mehr überzeugt oder als Liedbegleiterin. Gerne erinnert man sich an ihre fulminante Stunde vor einigen Wochen in der Kirche Hl. Kreuz. Aber ihr Spiel als Begleitung für eine Sängerin oder einen Sänger hat unbestritten auch was, und Friedolin Obersteiner badete gleichsam im sicheren Grund von Maren Donners Spiel, das für jeden Vokalisten ein Traum sein muss.
Das einstündige Programm, aufgeteilt in zweiundzwanzig Lieder, die teilweise nicht länger als eine dreiviertel Minute dauerten, war ausgewogen und reif in Dynamik und Dramatik. Die Stimmungen wechselten effektvoll. Wie sagte eine Besucherin des Konzertes im Anschluss: „So etwas hört man nicht oft.“ Das ist wohl wahr, und wenn dann noch die Musik derart beseelt daherkommt, dann darf man sich darüber freuen, dabei gewesen zu sein.
Nicht nur der Kulturkreis im Heimatbund Lüttringhausen, der das Duo eingeladen hatte, darf sich in diesem Jahr über ein weiteres Konzert unter Beteiligung von Maren Donner freuen. Natürlich werden wir berichten.