Viel Zustimmung fürs „Outlet Remscheid“

Viel Zustimmung fürs „Outlet Remscheid“

Philipp Dommermuth, Sohn des Firmengründers Ralph Dommermuth, ging auf alle Fragen ein und kam damit beim großen Teil der Gäste bei der dritten Lennep-Konferenz gut an.

VON STEFANIE BONA

Wenn es nach den Besucherinnen und Besuchern der dritten Lennep Konferenz geht, sind die Würfel schon gefallen: Viel Zuspruch und wenig Gegenwind erhielten Philipp Dommermuth und Architekt Gerd Graf für ihre Vorstellung von einem Outlet Remscheid, das sich laut ihren Aussagen wie eine Parklandschaft harmonisch in den Stadtteil Lennep einfügen soll. Beide Vertreter des Investors kamen bodenständig, sympathisch und zugänglich daher und konnten so bei einem großen Teil des Publikums punkten. Rund 150 Interessierte verfolgten aufmerksam und in einem fairen Austausch die Präsentation des „Outlet Remscheid“, wie der Arbeitstitel für das geplante Shoppingdorf lautet. Wie berichtet, will die Unternehmerfamilie Dommermuth, die in Montabaur ein Outlet betreibt, den Versuch starten, ein weiteres Center in Remscheid zu realisieren. Der international führende Entwickler derlei Einkaufscenter, McArthurGlen, war nach zehnjähriger Planungszeit mit seinen Projekt endgültig vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig vor rund einem Jahr gescheitert, ist aber jetzt wieder auf den Zug aufgesprungen und bewirbt sich neben Dommermuth neuerlich um den Zuschlag für ein DOC. Dabei spielte das in Großbritannien angesiedelte Unternehmen bei der Bürgerinformation im Lenneper Röntgen-Gymnasium kaum mehr eine Rolle. „Der neue Entwurf gefällt mir viel besser als der alte“, war eine Einschätzung aus dem Plenum, die für großen Beifall sorgte.

Steuern sollen vor Ort bleiben

Nach der Präsentation sprachen sich viele Wortmeldungen grundsätzlich pro Outlet aus und brachten den ersten Entwürfen für ein „grünes“ DOC Anerkennung, in Teilen sogar Begeisterung entgegen. Selbst bekennende Outlet-Skeptiker begrüßten den ökologischen Ansatz mit der angekündigten Verwendung von Holz und recycelten Baumaterialien. Dabei gingen Philipp Dommermuth und Architekt Graf immer wieder auf Bedenken und Anregungen ein. Die Betreibergesellschaft solle in Remscheid angesiedelt werden, dementsprechend blieben die Gewerbesteuern vor Ort. Bisherige Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu den Neuen Quartieren sollen in die Planungen einfließen, selbst den Fair Trade Gedanken wolle man so weit wie möglich berücksichtigen, kündigte Dommermuth an. Mit einem Marketingbudget von zwei Millionen Euro im Jahr wolle man die Stadt, ihre Unternehmen und den Tourismus in der Region fördern. Und: „Beim Bau werden wir primär mit lokalen und regionalen Unternehmen zusammenarbeiten“, versprach der Investor.

Verkehr ist der Knackpunkt

Sorgen bereiteten allerdings etlichen Teilnehmenden der Konferenz das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen. Hier werde ein neues Gutachten erstellt, sagte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz zu. Und Architekt Gerd Graf konstatierte, dass man vor dem Hintergrund der Verkehrswende davon ausgehe, dass der ÖPNV künftig eine verstärkte Rolle auch bei der Anreise zum Outlet-Besuch spiele. Zudem werde die Elektromobilität mit entsprechend leiseren Fahrzeugen zunehmen, von den 1.600 auf einem Parkplatz und in Tiefgaragen untergebrachten Stellplätzen sollen 400 bis 500 als Elektrostellplätze eingerichtet werden. Ebenso sicherte Philipp Dommermuth zu, dass das Outlet so lange wie möglich im Familienbesitz bleiben solle: „Wir planen das Center nicht, um es zu verkaufen.“ Das vor Gericht gescheiterte Verfahren rund um das von McArthurGlen geplante DOC habe man sehr wohl verfolgt und wolle Fehler nicht wiederholen. Es sei im unverständlich, warum die Briten nicht versucht hätten, den gerichtlich für unwirksam erklärten Bebauungsplan im Nachgang „zu heilen“.

Oberbürgermeister Mast-Weisz (l.) moderierte die Veranstaltung. Seiner Bitte nach einen fairen und respektvollen Austausch entsprachen die Besucherinnen und Besucher.
Foto: bona

Bitte behalten Sie im Auge, dass wir da wohnen“

Auch wenn die positiven Reaktionen aus dem Plenum die Mehrheit bildeten, gab es ebenso kritische Stimmen. Die Vertreter des FC Remscheid, die das Röntgen-Stadion gerne als Sportstätte mit funktioneller Erweiterung erhalten würden, machten aus ihrer Enttäuschung über die überraschende Wende keinen Hehl. Ihnen versprach OB Mast-Weisz: „Ich lasse den FCR nicht unter dieser Situation leiden.“ Eine direkte Anwohnerin machte sich Sorgen über die Überlastung der an das Outlet angrenzenden Straßen und vor allem um die Belastung durch die Anlieferung von Geschäften und Gastronomie: „Bitte behalten Sie im Auge, dass wir da wohnen“, wandte sie sich an Investor und Planer. Peter Kolfertz, der seinerzeit die Kläger gegen das DOC angeführt hatte, wunderte sich, dass „so plötzlich“ alle Ergebnisse der beiden ersten Lennep-Konferenzen „vom Tisch gewischt“ wurden. Man sei sich doch einig gewesen, dass man die Themen Bildung, nicht störendes Gewerbe und Wohnen auf den besagten Flächen verwirklichen wolle. Oberbürgermeister Mast-Weisz entgegnete, dass die Investoren auf die Verwaltung mit ihren Ideen herangetreten seien. „Dieses Angebot konnte ich als Oberbürgermeister dieser Stadt nicht ablehnen. Jetzt suchen wir die beste Lösung für Remscheid.“ Applaus!

Gut zu wissen

Rechtliche Schritte

Kann es sein, dass McArthurGlen den Rechtsweg beschreitet, sollte die Familie Dommermuth als Mitbewerber um ein Outlet in Remscheid durch die Politik den Zuschlag erhalten? Schließlich hat das Unternehmen für seine zehnjährigen Planungen viel investiert und betreibt in Roermond sehr erfolgreich ein DOC, das durch ein Outlet in Remscheid ein ähnliches Einzugsgebiet hätte und damit Konkurrenz bekäme. Darauf erklärte Remscheids Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Stadt alle Vereinbarungen, die mit dem britischen Investor getroffen worden seien, akribisch eingehalten habe und einhalten werde. Wie vertraglich festgelegt worden sei, habe man McArthurGlen über das Interesse eines weiteren Investors informiert. Grundsätzlich sei gegenseitig auf Schadensansprüche verzichtet worden. Das nun beginnende dreimonatige Verfahren werde mit beiden Unternehmen in höchster Transparenz durchgeführt, die Verhandlungen würden dokumentiert, beide Investoren erhielten gleichzeitig und einheitlich alle Informationen. Dass es nach Abschluss des Verfahrens rechtliche Schritte geben werde, könne man nie ausschließen, räumte die Rechtsdezernentin ein. Die Stadt gehe aber davon aus, ein sehr „sensibilisiertes und abgestimmtes“ Verfahren durchzuführen. Danach wird der Stadtrat entscheiden, ob und wenn ja mit wem man in die Planungen für ein Outlet einsteigt. Bis jetzt hat die Politik mit Ausnahme der Linken Zustimmung für eine neuerliche Planung signalisiert.

Kontakt zum Investor

Philipp Dommermuth motivierte die Bürgerinnen und Bürger, sich mit Fragen, Bedenken und Anregungen direkt an ihn persönlich zu wenden: Per Mail an pd@outlet-remscheid.de