Süßer Nachwuchs im Tierheim
Trotz Coronakrise geht das Leben in der Einrichtung weiter. Tierfutterspenden kann man kontaktlos abgeben.
Wachsam beäugt die schwarze Katze die Umgebung. Erst seit ein paar Tagen „wohnt“ sie im Tierheim an der Schwelmer Straße. Doch nicht nur wegen der ungewohnten Wohnsituation gilt ihre Aufmerksamkeit jeder Bewegung im Raum. Denn sie zog mit fünf kleinen Kitten ein. Sie ist eine von drei Katzenmüttern, die als Fundtiere mit ihren Jungtieren im Tierheim abgegeben wurden. Gerade einmal zwei Wochen alt sind die Katzenkinder und die Herzen der Mitarbeiter haben sie bereits im Sturm erobert.
Unterstützung ist da
Der kleine plüschige Nachwuchs signalisiert: Das Leben geht weiter – auch trotz Coronakrise. Einen Raum weiter mauzt „Kniffel“ lautstark, als Tierheimleiterin Andrea Reitzig näherkommt. Gekonnt wickelt das graue Katzenmädchen, schätzungsweise fünf Monate alt, mit ihrem Charme jeden um den Finger. Dass ihre Vorderpfote eine Missbildung aufweist, merkt man ihr nicht an. Um aber eine Fehlhaltung zu verhindern, muss sie amputiert werden, erzählt Reitzig. Eine Mitarbeiterin des Tierheims wird Kniffel danach ein neues Zuhause bieten.
Kniffels Zimmergenosse, der rot-weiße „Karli Focus“, mümmelt derweil zufrieden sein Futter. Der junge Kater ist einfach in den Ford Focus eines Mannes gesprungen und als blinder Passagier mitgereist. Auch er hat bereits das Herz eines Interessenten erobert.
Es sind typische Geschichten von Fundtieren, die auch während der Coronakrise ins Tierheim einziehen. Einiges hat sich für Reitzig und ihr Team durch die Einschränkungen und Hygienemaßnahmen jedoch im Alltag verändert. Vieles davon positiv. „Wir haben jetzt viel mehr Zeit für die Tiere, zum Beispiel für Kuscheleinheiten“, erzählt Reitzig. Das merken die plüschigen Bewohner.
Interessenten können nur noch nach vorheriger Terminabsprache per Telefon oder E-Mail einzeln kommen. Dafür haben die Mitarbeiter aber mehr Zeit für die Beratung. „Die Leute kommen jetzt gezielter für ein bestimmtes Tier“, hat Reitzig beobachtet, „dafür fehlt aber die spontane Vermittlung.“ Dennoch: Das Konzept der Terminvergabe möchte Reitzig beibehalten, wenn irgendwann der Normalbetrieb wieder laufen kann. „Man hat mehr Ruhe und es ist persönlicher“, begründet sie. Eingerissen sei das Vermittlungsgeschäft glücklicherweise nicht.
Sorgen macht sich die Tierliebhaberin jedoch um Fundtiere, die nicht kommen. Hier ist die Anzahl eher niedrig. Momentan sind viele Plätze im Heim leer. Reitzig befürchtet, dass weniger Tiere, gerade solche, die krank sind und Hilfe brauchen, gefunden werden, weil die Menschen weniger unterwegs sind als üblich.
Dankbar ist sie jedoch für die große Unterstützung von außerhalb. Seitdem das Heim Ende März für den Publikumsverkehr geschlossen ist, erhält das Team täglich hochwertige Futterspenden. In einer improvisierten Tonne vor dem Eingangstor kann die Tiernahrung kontaktlos abgegeben werden.
Auch Decken oder Wäsche wollen viele gerne abgeben. Das geht jedoch aufgrund der Schutzmaßnahmen aktuell nicht. Reitzig bittet aber die Spender, die Sachen für einen späteren Zeitpunkt aufzubewahren.
Problematisch sind zudem die Stornierungen der Pensionsplätze. Die Ausmaße der Reisewarnungen zeigen sich hier deutlich. „Wir waren eigentlich gut ausgebucht für März und April. Das wurde alles storniert“, erzählt Reitzig. Dem Heim fehlen dadurch wichtige Einnahmen. Sie hofft deshalb auf den Sommer. Noch stehe man finanziell aber nicht mit dem Rücken zur Wand – Dank Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Jede Hilfe ist dennoch wichtig.
Pflicht ist, auf dem Gelände eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Eine Ehrenamtlerin hat das gesamte Team mit selbstgenähten Community-Masken ausgestattet, berichtet Reitzig. Überhaupt sei das Engagement der Ehrenamtler groß. Erfahrene Gassigänger führen nach wie vor die Hunde aus. Neulinge muss Reitzig vertrösten.
Grundsätzlich sei das Team enger zusammengewachsen in der Krise. Auch die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, der das Heim betreibt, sei intensiver geworden, freut sie sich.
Aktuell werden außerdem dringende Arbeiten und Reparaturen an den Gebäuden durchgeführt – wie der Anstrich der Fensterläden oder der Umbau des Büros.
Infos per Telefon unter 6 42 52 oder im Netz unter tierheim-remscheid.de
Bildquellen
- Andrea Reitzig mit Fundkätzchen „Kniffel“. Die Maske gehört zum neuen Alltag.: Anna Mazzalupi