Raser bringen Anwohner um den Schlaf

Raser bringen Anwohner um den Schlaf
Lenneps Bezirksbürgermeister Markus Kötter lud zum Gespräch an die Kölner Straße ein, um das Problem der nächtlichen Ruhestörung mit Politik, Verwaltung und Bürgern zu thematisieren.

Laut dröhnt der Auspuff des Cabrios. Trotz des ohnehin schon großen Verkehrslärms von normalen Autos und Bussen an diesem Freitagmittag sticht das Geräusch noch einmal deutlich hervor. Kurz darauf lässt ein Motorradfahrer sein zweirädriges Gefährt aufheulen, während er wartet, dass sich eine Lücke zum Abbiegen vom Kreishaus auf die Kölner Straße bietet. Ein normales Gespräch ist an der viel befahrenen Hauptverkehrsstraße in Lennep kaum möglich.

Überwachungsdruck nötig
Die Anwohner sind den Lärm gewohnt, beschweren sich auch gar nicht über die Geräuschkulisse am Tag. Doch nachts, wenn eigentlich alles ruhig ist, mutiert die Kölner Straße zur Raser- und Tunermeile. Das Problem ist altbekannt. Und es raubt den Anwohnern den Schlaf. Bei einem Vor-Ort-Termin kamen auf Einladung von Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU) Bürger, Vertreter von Verwaltung, Ordnungsamt und Politik am Freitag zusammen. Das Interesse der Anwohner war groß. Ausführlich schilderten sie ihre Erfahrungen.

Die Klientel habe sich erweitert, sagte einer von ihnen. Waren es zunächst „nur“ aufgemotzte PKW, haben inzwischen auch Motorrad- und Quadfahrer den Bereich zwischen Kölner, Robert-Schumacher-, Garten- und Schlachthofstraße für sich entdeckt. Dreh- und Angelpunkt sei nach wie vor das Parkhaus neben dem Supermarkt in Bahnhofsnähe. Die Verkehrsschilder, die eine Tempobegrenzung von 30 km/h vorgeben, scheinen nachts nicht mehr existent.

Anfangs habe er noch mit den Fahrern gesprochen, sie gebeten, Rücksicht zu nehmen. Das habe auch funktioniert. Mittlerweile sei es jedoch eine Gruppe, der er nicht alleine begegnen möchte, räumt der Anwohner ein. Die Mitglieder stammten nicht nur aus Remscheid, sondern auch aus der Umgebung, etwa aus Essen, Ennepetal oder Gummersbach, wie die Nummernschilder verrieten. Es sei ein „harter Kern“ von etwa 30 Fahrzeugen.

Das sei ein wichtiger Hinweis, betonte Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke. Die umfangreiche Kontrolle von PKW, die in Kooperation mit der Polizei vor gut zwei Jahren durchgeführt wurde, solle wiederholt werden, kündigte sie an. Das brauche jedoch Vorlaufzeit und sei in der Vorbereitung. Damals wurden etliche Fahrzeuge, die aufgemotzt und so nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind, entdeckt und stillgelegt. Die Aktion wurde als Erfolg verbucht.

Jedoch habe die Wirkung nicht lange angehalten, bemängelten die Anwohner. „Das Problem wird dadurch nicht gelöst, sondern nur verlagert“, gestand Reul-Nocke. Dennoch soll die Aktion wiederholt werden, um den Ort für die Tuning- und Raserszene durch Kontrolle unattraktiv zu machen. Zusätzlich wurde am Freitag ein Blitzer aufgestellt, um die Geschwindigkeiten an der Kölner Straße zu messen.

Die Stadt könne jedoch nicht ohne berechtigten Grund Tempokontrollen durchführen, betonte Jürgen Beckmann, Leiter des Ordnungsamtes. Das dürfe nur die Polizei. Dort, wo ein besonders gefährdeter Personenkreis ist, etwa vor Schulen oder Altenheimen, dürfe die Stadt Messungen ebenfalls durchführen. „Wir brauchen Überwachungsdruck“, forderte Markus Kötter, um dem Problem Herr zu werden. Zudem, ergänzte er, müssten die Straßen durch bauliche Maßnahmen für Geschwindigkeitsliebhaber unattraktiv gestaltet werden. Das Thema wurde auch in der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep am Mittwochabend besprochen (mehr dazu in der nächsten Ausgabe).

Neben der Geschwindigkeit raube vor allem das demonstrative Aufheulen des Motors, um Aufzufallen, den Schlaf, merkte ein weiterer Anwohner an. Die Raserszene führe nicht nur zum Verlust der Wohn-, sondern auch der Aufenthaltsqualität.

Im Gespräch war auch eine mögliche Schließung des Parkhauses an der Robert-Schumacher-Straße in der Nacht. Die Immobilie befindet sich allerdings nicht im städtischen Besitz. Den privaten Eigentümer könne man nicht zu einer Maßnahme zwingen, erklärte Barbara Reul-Nocke. Zumal die Nachrüstung der offenen Aus- und Einfahrtsmöglichkeiten, beispielsweise durch Rolltore, nicht gerade günstig sei. Man wolle aber noch einmal das Gespräch mit dem Eigentümer suchen, versprach sie.

Bildquellen

  • Diskussionsrunde am Kreishaus.: Foto: Mazzalupi

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