Literatur in Krisenzeiten

Literatur in Krisenzeiten
Verleger Michael Itschert feiert in diesem Jahr 30-jähriges Verlagsjubiläum. Bücher findet er nicht antiquiert, sondern wichtig für eine ausgewogene Diskussionskultur.

Der Gardez! Verlag wurde 1990 zunächst als Art erweitertes Praktikum von Michael Itschert in Mainz gegründet. Zu der Zeit war er Student der Buchwissenschaften, Geschichte und Politik. Nach Abschluss des Studiums zog der Verlag nach Sankt Augustin und Itschert wurde Vollzeitverleger. Bereits seit 2004 hat der Gardez! Verlag, der Belletristik, Sach- und Fachbücher veröffentlicht, seinen Sitz in Lüttringhausen. Neben seiner Tätigkeit als Verleger ist der 54-jährige Itschert auch als Autor und Seminarleiter für Autoren und Kleinverleger aktiv.

Sie feiern in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum mit Ihrem Verlag. Was hat sich in der Zeit verändert? Lesen die Leute heute eher digital oder doch noch Print?
Itschert Trotz Smartphone und Co. bevorzugt die Mehrheit der Leserinnen und Leser weiterhin das gedruckte Buch. Die Lebenszeit, die für die Lektüre zur Verfügung steht, ist allerdings durch die starke Medienkonkurrenz rückläufig. Hier gilt es für die Buchbranche gegenzusteuern, um das Medium Buch und dessen Stärken wieder besser im Bewusstsein der Menschen zu verankern.

Warum macht Ihnen der Beruf immer noch Spaß? Was ist das Spannende daran?
Itschert Es ist spannend, Ideen zu entwickeln und diese dann auch selber in Buchform umsetzen zu können. Spaß macht natürlich, wenn man dann anschließend für diese Bücher von den Leserinnen und Leser ein positives Feedback bekommt. So hatten viele Menschen große Freude an der Publikation „Wo! – Das Bergische Fehlersuchbild-Buch“ der Lüttringhauserin Sandra Ullrich. Übrigens ein echtes Regionalprodukt: Geschrieben, verlegt und gedruckt im Bergischen Land.

Ihre Jubiläumsfeier muss wegen Corona verschoben werden – das gilt auch für viele Veröffentlichungstermine von Büchern. Lesungen mussten abgesagt werden. Wie erfinderisch muss man als Verleger in dieser Krise werden? Wie passen Sie sich der Situation an?
Itschert Ich hoffe, dass ich gegen Ende des Jahres den „Tag der offenen Tür“ zum 30-jährigen Verlagsjubiläum nachholen kann. Derzeit versuchen wir das Publikum besonders auf unsere Bücher hinzuweisen, mit denen man tolle Kopf-Reisen unternehmen kann. So führt der Sardinien-Krimi „Sardegna Mortale“ von Gereon A. Thelen die Leser auf die zweitgrößte Mittelmeerinsel. Aus Rücksicht auf den Buchhandel, der ja zeitweilig seine Läden schließen musste, werden wir in diesem Jahr die Anzahl an Neuerscheinungen deutlich reduzieren.

Welchen Stellenwert hat die Literatur aus Ihrer Sicht in der Gesellschaft und auch in dieser Krise?
Itschert In unserer schnelllebigen Zeit ermöglichen es Bücher, sich intensiv und kompetent mit einem Thema zu beschäftigen. Dies ist beispielsweise wichtig für eine ausgewogene Diskussionskultur, die wir besonders gut in Krisenzeiten gebrauchen können. Darüber hinaus ist die Lesekompetenz, die durch die Beschäftigung mit Literatur vermittelt wird, ein entscheidender Faktor für das lebenslange Lernen.

Warum engagieren Sie sich im Kulturkreis.jetzt?
Itschert Ich möchte gerne an meinem Wohnort Lüttringhausen meine Kompetenzen in das gesellschaftliche Leben einbringen. Deshalb habe ich mich auch lange Jahre im Beirat der Lütteraten engagiert.

Welche Schwerpunkte wollen Sie künftig bei der ehrenamtlichen Arbeit im Kulturkreis setzen?
Itschert Mein Schwerpunkt wird im Bereich der Literaturvermittlung liegen. Ich kann mir zum Beispiel für nächstes Jahr gut eine Lesung in Kooperation mit der Feuerwehr aus dem neuen Buch von Martin Meyer-Pyritz vorstellen. Darin werden authentische und packende Feuerwehreinsätze geschildert.

Das Interview führte Anna Mazzalupi

Bildquellen

  • Verleger Michael Itschert engagiert sich im Kulturkreis.jetzt. Sein Schwerpunkt bildet die Literaturvermittlung.: Foto: Mazzalupi

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