Kreative Mediziner

Kreative Mediziner

Die Feuerwehr ist für die zentrale Beschaffung von Schutzmaterialien zuständig.
Die Ärzte gehen auch eigene Wege, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Aktuell verändert sich die Welt unter der Corona-Pandemie fast täglich. Jeder Tag stellt gerade medizinisches Personal in Krankenhäusern, Arztpraxen oder auch Pflegediensten vor Herausforderungen, weil Schutzkleidung und Atemmasken knapp werden.

Schutz aus dem 3D-Drucker
In Remscheid hat der Krisenstab der Stadt die zentrale Beschaffung von Schutzmaterialien der Feuerwehr übertragen. „Zurzeit sind wir gut aufgestellt, weil die Kurve flach ist“, betont Feuerwehrchef Guido Eul-Jordan.

In den vergangenen vier Wochen wurden rund 800 Liter Handdesinfektionsmittel, 8.000 FFP2-Schutzmasken, 100.000 Mund-Nasen-Schütze, 650 Schutzanzüge sowie 150 Kartons Handschuhe verteilt.

Erst in der vergangen Woche waren zwei 40 Tonner für Ärzte, die der Kassenärztlichen Vereinigung angeschlossen sind, am Hackenberg zur Verteilung da. Das sei aber zu wenig gewesen, räumt Eul-Jordan ein. Deshalb werden auch diese Ärzte bei der städtischen Verteilung nach Prio­sierung berücksichtig, erklärt Eul-Jordan.

Das Material geht unter anderem an die Fieberambulanz oder ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen. „Wir sitzen also nicht auf den Sachen, gucken aber genau hin, wer etwas braucht“, betont der Feuerwehrchef. Nahezu täglich erfolgen Bestellungen. Jedoch ist der Markt leer gefegt.

Das merkt man auch im Sana-Klinikum, das bei Bedarf auch von der Stadt versorgt werden würde. Noch sei die erforderliche Schutzausrüstung zur Versorgung von Covid-19-Patienten in ausreichender Zahl vorhanden, sagt Pressesprecher Stefan Mülders auf Nachfrage.

Personell sei das Krankenhaus, das den Betrieb auf die Corona-Pandemie ausgelegt hat, noch gut aufgestellt, da man die Patientenzahl reduziert habe. Gemeinsam mit den Krisenstab der Stadt überlege man aber bereits, wie man zusätzliches Personal rekrutieren könnte. Auch ehrenamtliche Helfer haben sich gemeldet.

Viele niedergelassene Ärzte werden zudem kreativ. Zahnarzt Peter Blattner hat sich zum Beispiel einen zusätzlichen Spuckschutz für sich und sein Team zugelegt. Die Halterungen für das Visier entstehen im 3D-Drucker im eigenen Schulungszentrum „Fundamental“ an der Gertenbachstraße. Die Anregung dazu hat er aus Foren für Zahnärzte.

Unter der Folie wird der Mund-Nasen-Schutz angelegt. Auch für eine zusätzliche Brille ist Platz. „Das Team fühlt sich damit wohler“, hat er festgestellt. Seit gut einer Woche läuft der 3D-Drucker auch für Kollegen auf Hochtouren, die den Spuckschutz angefragt haben, erzählt Blattner.

Zusätzlich verfügt die Praxis über eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, sodass Spraynebel kein Problem sind. Zu den weiteren Vorkehrungen zählt, dass nur ein Patient im Wartezimmer sitzt.

Meistens sind es Schmerzpatienten. Prophylaxe wird nicht mehr durchgeführt. „Die Patienten wissen zu schätzen, dass wir da sind.“

Diese Erfahrung hat auch Zahnarzt Axel Lange mit seinem Team gemacht. Die Praxis hat die Vertretung von zwei Kollegen aus Lennep übernommen, weil dort sowohl Schutzausrüstung als auch Patienten rar wurden.

Schon bevor die Corona-Krise losging, hatte Lange einen großen Vorrat an Schutzkleidung angelegt. Das ermöglicht auch die Übernahme von Notdiensten, wie etwa an diesem Ostersonntag.

Für die Aufrechterhaltung des Praxisbetriebes wurden sechs Wartezimmer eingerichtet. Auf mögliche Sorgen, die Patienten fernab von Zahnweh mitbringen, sei das Team aufgrund der Erfahrung mit Angstpatienten eingestellt, sagt Gaby Lange. Auch hier werden aktuell keine Vorsorgetermine durchgeführt.

Oft nicht so bewusst ist vielen, dass auch Optiker zur medizinischen Versorgung gehören, hat Optikerin Petra Hähnchen von Hähnchen Optik festgestellt. Kunden können aber vorab einen Termin vereinbaren, sollte es ein Problem rund um das Sehen geben. Im Geschäft ist dann maximal ein Mitarbeiter und ein Kunde.

Das Personal ist mit FFP1-Masken sowie Handschuhen ausgestattet, da sich naher Kundenkontakt nicht immer vermeiden lasse – etwa bei der Anpassung der Brille. „Man kann schwerer atmen, aber man gewöhnt sich dran“, erklärt die Optikerin. Sie sei froh, dass sie überhaupt ihren Laden öffnen dürfe.

Bildquellen

  • Peter Blattner fühlt sich mit dem Spuckschutz aus dem 3D-Drucker gut geschützt.: Foto: Anna Mazzalupi

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