Improvisierte Kultur
Kleinen Bühnen und Vereinen machen die Corona-Beschränkungen zu schaffen.
In Kooperation mit dem Teo Otto Theater könnte ein Teil des Programms laufen.
Ab Ende kommender Woche dürfen Theater, Opern- und Konzerthäuser sowie Kinos unter Auflagen wieder öffnen. Doch längst nicht alle Kultureinrichtungen der Stadt werden davon Gebrauch machen.
Kultur in Corona-Zeiten
David Schmidt etwa, Geschäftsführer des Lenneper Rotationstheaters, hat sich mit seinem Team gegen eine Öffnung in dieser Spielsaison entschieden. In das kleine Kellertheater an der Kölner Straße, das bis zu 100 Besucher beheimaten kann, dürfte Schmidt nach geltenden Corona-Regeln maximal nur 14 Personen rein lassen.
„Wir sind ein kleiner Familienbetrieb. Uns würde eine Öffnung wirtschaftlich überhaupt nichts bringen und für die Künstler würde ein verschwindend geringer Gewinn bis gar nichts bei rumkommen.“ Deswegen der Entschluss: „Entweder wir öffnen wieder zu 100 Prozent oder wir pausieren und warten ab, wie sich das Ganze entwickelt.“ Schmidt geht davon aus, dass der Vorhang im Rotationstheater bis Ende des Jahres nicht mehr aufgehen wird.
„Wir haben das Glück, dass das Theater fest unter dem Dach unserer Schule für Musik, Tanz und Theater angesiedelt ist, sodass es finanziell abgesichert ist“, erklärt Schmidt. „Wir können also mit gutem Gewissen pausieren.“ Den Schulbetrieb hat Schmidt unter den erhöhten Sicherheitsmaßnahmen wiederaufgenommen, weil es die Räumlichkeiten erlauben.
Ein Funken Hoffnung, dass Teile des bestehenden Programms nun doch noch gezeigt werden könnten, keimte diese Woche auf, verrät Schmidt: „Hinter den Kulissen arbeiten wir bereits mit Sven Graf vom Teo Otto Theater zusammen, der glücklicherweise die Kleinkunstbühnen der Stadt angesprochen hat und unterstützt.“ Rotationstheater und Klosterkirche ebenso wie das Westdeutsche Tourneetheater werden Veranstaltungen ins große Stadttheater auslagern. Die Einnahmen kommen den kleinen Bühnen zugute. Ein entsprechendes Programm soll Ende des Monats veröffentlicht werden.
Als größter Veranstaltungsort Lüttringhausens hofft auch der CVJM auf die bevorstehende Öffnung. „Dadurch, dass wir Vermietungen absagen mussten, sind uns natürlich Einnahmen entfallen, die dem Verein zugute gekommen wären“, berichtet CVJM-Vorsitzender Gerd Fastenrath. Seit bekannt wurde, dass Veranstaltungen bis zu 100 Personen erlaubt sind, habe es auch wieder Anfragen gegeben. „Sofern eine Genehmigung vom Ordnungsamt vorliegt, können wir den Saal vermieten.“ Normalerweise bietet der große Saal an der Gertenbachstraße mit entsprechender Bestuhlung für 250 Personen Platz. Nach aktuellen Vorgaben dürften sich zeitgleich nur noch 40 bis 50 Gäste darin aufhalten.
Eine perfekte Größenordnung für die Veranstaltungen des Kulturkreises im Heimatbund Lüttringhausen, der die Lockerungen nutzen wird, um seine geplanten Veranstaltungen durchzuführen, verrät Kulturkreis.jetzt-Vorsitzende Ulla Wilberg. Viele Talk-Runden „Töttern“, die für gewöhnlich im Lüttringhauser Rathaus stattfinden, mussten wegen Corona abgesagt werden.
Die Nächste, am 26. August, soll aber wie geplant durchgeführt werden. „Wir haben Glück, dass Thorsten Greuling den CVJM-Saal schon vor Corona für diese Veranstaltung gebucht hatte.“ Grund für den Ortswechsel: Das Töttern soll zu diesem Zeitpunkt mit den OB-Kandidaten stattfinden und auf die Kommunalwahl vorbereiten. Die Veranstalter versprechen sich deutlich mehr Besucher als zu den üblichen Talk-Runden. Auch eine Auslagerung auf die Lüttringhauser Freilichtbühne könnte sich Wilberg unter den aktuellen Bestimmungen vorstellen.
Die Pandemie habe dem Kulturkreis.jetzt, wie allen kulturell Engagierten, vieles abverlangt. „Man muss erfinderisch sein, aber der Kulturkreis lebt.“ Die Zwangspause habe der Kreis kreativ genutzt, etwa um die eigene Homepage rundum zu erneuern und neue Ideen zu entwickeln.
www.kulturkreis-jetzt.de
Bildquellen
- Großveranstaltungen wie das Gemeinschaftskonzert der Chöre wird es in diesem Jahr im CVJM- Saal wohl nicht mehr geben.: LA/LiB-Archiv_Moll