Im Bahnhof Lüttringhausen sollen Wohnungen für Geflüchtete entstehen
Der Lüttringhauser Bahnhof steht seit längerer Zeit leer, obwohl mit dem Umbau für Wohnzwecke bereits begonnen wurde. Unter anderem wurden neue Fenster eingesetzt.
VON STEFANIE BONA
Im leer stehenden Lüttringhauser Bahnhofsgebäude und in neu entstehenden Modulbauten auf dem Bahnhofsgelände soll eine Flüchtlingsunterkunft für maximal 180 Personen entstehen. Die entsprechenden Pläne wurden gestern in der Sitzung der Bezirksvertretung Lüttringhausen vorgestellt. Zahlreiche Anwohner des Bahnhofs verfolgten die Diskussion. Ein Votum gab es seitens der Bezirksvertretung nicht, vielmehr wurde der Beschluss an den Stadtrat übergeben, der in seiner Sitzung am 22. Februar aber ohnehin final über die Pläne entscheiden muss.
„Wir haben in Remscheid ein gutes Konzept. In den acht Jahren, in denen ich für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig bin, haben wir noch nie Probleme gehabt.“
In dem an einen Essener Investor verkauften Gebäude sollte ohnehin Wohnbebauung entstehen. Eine entsprechende Bauvoranfrage war im Herbst 2021 bereits gestellt worden. Getan hat sich seither dort allerdings nichts. Nun sei der Gebäudeeigner von sich aus mit den veränderten Plänen auf die Stadt zugegangen, berichtete Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke. Vor dem Hintergrund, dass sich die Stadt mit einem nicht nachlassenden Zustrom von geflüchteten Menschen konfrontiert sieht, für die dringend Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen, ist nun ein Vertragsabschluss mit dem Eigentümer vorgesehen.
Ansprechende Optik
Wie Thomas Judt, Leiter des städtischen Gebäudemanagements erläuterte, sollen links und rechts neben dem Bahnhof sowie auf dem Vorplatz insgesamt 44 Modulbauten entstehen, in der abgeschlossene Wohneinheiten untergebracht werden. „Diese Bauten haben heute Qualität und können ansehnlich gestaltet werden“, betonte er. Das Bahnhofsgebäude selbst soll entkernt, neu aufgeteilt und ebenso als Wohnungen hergerichtet werden. Für die meisten Menschen, die hier einmal ein Zuhause finden sollen, wird es die vorerst letzte Station in Remscheid sein. Zuvor werden sie die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung in der Schule Hölterfeld durchlaufen, wo sie engmaschig betreut werden. Es sei damit zu rechnen, dass auf dem Bahnhofsgelände zum überwiegenden Teil Personen mit Bleiberecht untergebracht werden, die aus den unterschiedlichsten Nationen stammen, führte die Rechtsdezernentin aus. Die Menschen sollten dann schnellstmöglich Integrationskurse besuchen, die deutsche Sprache lernen und auch in Beschäftigung kommen. Ein Hausmeister wird im Bahnhofsgebäude rund um die Uhr als Ansprechpartner – auch für die Nachbarschaft – fungieren, auch soziale Beratung soll es regelmäßig geben.
Keine Ablehnung, aber Bedenken
Eine Vertreterin der Anwohnerschaft merkte im Rahmen der Fragestunde für Einwohner ausdrücklich an, dass es keineswegs Vorbehalte gegen die schutzsuchenden Menschen gebe. Gleichwohl gebe es eine Menge Fragen zum Vorhaben: „Was ist mit der Sicherheit so nah an den Bahngleisen? Wie steht es um Möglichkeiten der Freizeitgestaltung? Gibt es überhaupt genügend Kita- und Schulplätze?“ Aus dem einen oder anderen Kommentar seitens der anwesenden Nachbarn konnte man dann aber doch vernehmen, dass gegenüber der Ansiedlung von 180 Flüchtlingen Bedenken bestehen. Barbara Reul-Nocke äußerte Verständnis, versuchte aber, die Vorbehalte zu zerstreuen: „Wir haben in Remscheid ein gutes Konzept. In den acht Jahren, in denen ich für die Unterbringung von Geflüchteten zuständig bin, haben wir noch nie Probleme gehabt.“
Planungssicherheit für beide Seiten
Der Mietvertrag soll für die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen werden, um einerseits dem Eigentümer Planungssicherheit für die erforderlichen Investitionen zu gewährleisten und andererseits der Stadt einen langfristigen Planungshorizont zu geben. Auf einen kürzeren Zeitraum werde sich der Investor angesichts der nicht unerheblichen Investition wohl nicht einlassen, darin waren sich Reul-Nocke und Judt einig. Und sollte sich die Situation ändern und die Flüchtlingszahlen irgendwann rückläufig sein, könne die Nutzung dann auch anderen Personenkreisen angeboten werden. Nach erfolgtem Ratsbeschluss wird das Baugenehmigungsverfahren durch den Eigentümer durchgeführt. Nach erteilter Baugenehmigung werden in einem ersten Schritt die Errichtung der Module sowie die technische Ertüchtigung und die Herrichtung der Räume für die Verwaltung vorgenommen.
Gut zu wissen
Infoveranstaltung
Angesichts der vorgeschriebenen Verfahrensschritte sowie der zu erwartenden Bauzeit sei mit einer Fertigstellung der Module erst Ende 2025 zu rechnen, sagte Thomas Judt. In 2026 könnte dann der Bahnhof fertiggestellt werden. Vor Inbetriebnahme soll es eine Infoveranstaltung für Anwohner und interessierte Bürgerinnen und Bürger geben.
Eisenbahnfreunde
Derzeit nutzen noch die Eisenbahnfreunde das Bahnhofsgebäude, auch für ihr umfangreiches Archiv. Wo sie ein neues Domizil finden, ist noch unklar. Hier mit dem Verein in Kontakt zu treten, sei Sache des Gebäudeeigners.