Als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ setzt das Röntgen-Gymnasium ein Zeichen.
VON STEFANIE BONA
Das Röntgen-Gymnasium hat im wahren Wortsinn ein neues Aushängeschild. Als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verpflichtet sich die Lenneper Schule zu gegenseitigem Respekt und Toleranz auf allen Ebenen. In der Aula wurde der Titel jetzt offiziell vergeben. Maßgeblich verantwortlich für die Aufnahme in das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ waren die Schülervertretung sowie die SV-Lehrer Anna Pfund und Christoph Schölzek. Zu den vielfältigen Projekten und Aktionen gegen Diskriminierung und für mehr Zivilcourage zählten unter anderem Workshops und ein „Leseclub“ für die Schülerinnen und Schüler der Erprobungsstufe. Während der gesamten Feierstunde wurde mehrfach deutlich: Das Siegel ist nicht nur Selbstzweck, sondern soll mit Leben gefüllt werden, ist kein Pokal, sondern ein Auftrag.
Begegnung schafft Verbindung
In einem Videoprojekt kamen viele Stimmen aus dem Schulalltag zu Wort. Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler wiesen darauf hin, dass Rassismus und Intoleranz ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und somit auch die Schule einschließt. Nicht ausgespart wurden dabei Erfahrungen von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte. Da wurde von großer Hilfsbereitschaft innerhalb des Klassenverbands genauso berichtet wie von Ausgrenzung, die es aufgrund fehlender Sprachkenntnis gegeben habe. „An Toleranz arbeiten Generationen, aber wir stellen immer wieder fest: Es klappt nicht so, wie wir uns das vorstellen“, sagte auch Schulleiter Jörg Bergemann, der unter anderem Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz in der Schulaula begrüßen konnte. „Ich freue mich, dass wir uns hier nun wieder einmal persönlich begegnen können. Denn nur Begegnung schafft Verbindung“, wandte sich Bergemann nach vielen pandemiebedingten Einschränkungen an die Gäste. Die Auszeichnung sei eine ständige Aufforderung, „dass alle Menschen am RöGy ihre Individualität leben können.“
Offener und subtiler Rassismus
Schülersprecherin Tabea Dehn bekannte, dass es deutliche, aber auch sehr subtile Formen von Rassismus gebe, die dessen Opfer nicht minder schmerzen und tagtäglich vorkommen. Eindrucksvoll auch die Schilderungen von Said Rezek, der seitens des Netzwerks die Patenschaft für die neue RöGy-Initiative übernommen hat. Der Politikwissenschaftler, Journalist und Blogger berichtete von Respektlosigkeiten und offener Ablehnung, die er als Kind libanesischer Einwanderer von frühester Jugend bis heute erfahren musste und muss. Nach wie vor mache es einen großen Unterschied, ob man Max oder Murat heiße. „Schüler mit Migrationshintergrund bekommen im Vergleich weniger häufig eine Empfehlung fürs Gymnasium“, zeigte er auf. Schule sei ein wichtiger Ort, an dem man aktiv gegen Rassismus vorgehen kann“, hob Rezek hervor und ergänzte: „Ich habe den Eindruck, dass an dieser Schule aktiv etwas dagegen getan wird.“ Dass die aus allen Jahrgangsstufen zu der Feierstunde entsandten Schülerinnen und Schüler sehr aufmerksam, interessiert und diszipliniert die Beiträge verfolgten, bestätigte diese Einschätzung. Ein wichtiges Zeichen, dass man das Thema ernst nimmt.