Festgesetzt im Ausland
Das Virus legt derzeit nicht nur das gesellschaftliche Leben in Deutschland lahm. Bei Brigitta Meyer in Spanien herrscht Ausgangssperre. Christian Wüster sitzt ohne Rückflugmöglichkeiten in den USA fest.
Das Coronavirus hält derzeit die gesamte Welt in Schach. Das bekommen auch Lenneper und Lüttringhauser zu spüren, die die Krise außerhalb Deutschlands erwischt hat. Zwei unserer Leser haben uns über ihre Erfahrung in Spanien und den USA berichtet.
Ausgangssperre auf Mallorca, gestrandet in Colorado
Brigitta Meyer lebte, nach ihrem Umzug von Österreich nach Deutschland 2003, lange in Lüttringhausen, später in Lennep. Ihre Tochter besuchte die Hilda-Heinemann-Schule, sie selbst spielte viele Jahre im Tennis-Club Grün/Weiß Lennep. Vor zwei Jahren wanderte sie nach Mallorca aus, unterhält aber weiterhin regen Kontakt in die alte Heimat. Auf der Urlaubsinsel, wie in ganz Spanien, wurde aufgrund der Corona-Krise am Montag eine absolute Ausgangssperre verhängt. Noch am Wochenende genoss Brigitta Meyer die Sonne im Café. „Seitdem das neue Dekret der Regierung verkündet wurde, hat sich auf Mallorca einiges drastisch verändert“, berichtet Meyer. „Seit Montag 8 Uhr herrscht Ausgangssperre, nur zum Einkaufen, Arztbesuch oder zur Apotheken, darf man raus.“ Bars und Restaurants bleiben – wie auch mittlerweile in Deutschland – geschlossen. „Hamsterkäufe gibt es ebenso wie in anderen Ländern auch. Der Hafen ist Gott sei Dank für Kreuzfahrtschiffe geschlossen. Noch vor einigen Tagen legten jedoch noch drei Dampfer aus Italien an mit 10000 Italienern. Verrückt!“
Meyer macht sich auch über die wirtschaftliche Situation in ihrer Wahlheimat nach der Corona-Krise Gedanken: „Es wird ein fürchterliches Drama werden für die Wirtschaft hier, die ja größtenteils vom Tourismus lebt. Viele Spanier, die in Hotels und Restaurants arbeiten, werden wegen Schließung den Job verlieren und es wird keine soziale Unterstützung wie in Deutschland geben.“
Auf der anderen Seite des Atlantiks sitzt der Lüttringhauser Theaterautor Christian Wüster fest, der bisweilen seinen Urlaub im US-Bundesstaat Colorado verbrachte: „Ich sollte eigentlich am Sonntag nach Hause fliegen. Das ist nun alles auf den Kopf gestellt worden.“ Der Flugverkehr nach Europa wurde eingestellt. „Im Moment versuche ich alles, um einen Rückflug zu bekommen.“ Auch in den USA sind die Menschen verunsichert, hat Wüster festgestellt: „Hier wird gehamstert wie verrückt, also genauso wie in Deutschland. Wir waren in vier Supermärkten, um wenigstens Toilettenpapier zu bekommen, aber einfach nur für den Hausgebrauch, nicht um es zu hamstern. Wir haben nur noch drei Rollen – nicht Packungen, sondern Rollen – bekommen.“
Auch Wüster hat Vorkehrungen getroffen, sein Urlaub ist längst beendet: „Ich schau, dass ich zu Hause bleibe. Ich bin zum Glück hier bei meiner Familie und muss keine teuren Hotelkosten bezahlen.“ Trotzdem fühlt sich Wüster von der Fluggesellschaft allein gelassen. Informiert wurde er nicht: „Ich musste mir übers Fernsehen quasi alles selbst erarbeiten und selbst bei der Lufthansa anrufen. Ob ich einen Flug nach Deutschland bekomme, steht noch in den Sternen.“
Obwohl Präsident Donald Trump den Europäern die Schuld an der Corona-Krise gibt, wie er in einer nationalen Ansprache äußerte, habe Wüster bislang keinen Rassismus erlebt. „Angerüpelt wurde ich nicht. Wir alle wissen, dass der Mann (Trump) ein Idiot ist. Ich glaube, es sind jetzt alle hypernervös. Ich für meinen Teil aber bin eigentlich ruhig und beruhigt. Ich mache das, was geraten ist: Ich gehe nicht mehr zu öffentlichen Veranstaltungen oder schaue mir Dinge hier an. Ich bleibe weitestgehend zu Hause, fahre vielleicht mal zum Supermarkt, aber nur um das Nötigste zu holen.“
Seinen Humor hat Wüster trotz der Situation nicht verloren. Auf die Frage, ob der LA/LiB ihn irgendwie unterstützen könnte, antwortet Wüster schmunzelnd: „Klar kann mir der LA helfen. Das amerikanische Bier schmeckt wirklich wie Spülwasser. Vielleicht könnte der LA eine Kiste Bier schicken?“
Bildquellen
- Brigitta Meyer darf nicht mehr am Hafen ihrer Wahlheimat Mallorca flanieren. Christian Wüster sitzt im US-Bundesstaat Colorado fest. Auch dort wird gehamstert.: Fotos: privat