Fahrraddemo: Ein bisschen Abstand tut nicht weh!

Fahrraddemo: Ein bisschen Abstand tut nicht weh!

Remscheid ist bislang keine fahrradfreundliche Stadt. Darauf machten am Samstag hunderte Radfahrer aufmerksam. Los ging`s am Lenneper Bahnhof.

VON ANGELA HEISE

Straßenverkehr ist gefährlich, nicht nur für Kinder. Schon oft wurde europaweit für Sicherheit demonstriert. Am Samstag fand in Lennep die erste „Kidical Mass“ (Kinder- Fahrrad-Demo) statt, zu der das Team um die Initiatorin Dr. Karoline Jungbluth einlud. Seit Februar organisierte die vierfache Mutter mit vielen Helferinnen und Helfern die große Demonstration. Vom Lenneper Bahnhof über die Kölner Straße, Ringstraße in die Altstadt bis hin zum Hardtpark zog sich die vier Kilometer lange Strecke. Generationsübergreifend starteten über 200 Fahrradfahrer und -fahrerinnen, eskortiert von der Polizei, um auf die Sicherheitslücken im örtlichen Straßenverkehr aufmerksam zu machen.

Zu hohe Bordsteine, zugeparkte Radwege

Schier unzählige Kinder jeden Alters tummelten sich vor elf Uhr am Bahnhof. Wer kein eigenes Fahrrad besaß, wurde im Lastenrad transportiert. Dem kleinen Paul-Luis machte es sichtlich Spaß. Vater Martin klang besorgt über die oft anzügliche Kritik über Fahrradfahrer, vor allem in sozialen Netzwerken: „Ihr zahlt keine Steuern und habt keine Benzinkosten, heißt es oft. Ich habe ein Auto und ein Motorrad, aber wenn ich Fahrrad fahre, spare ich Geld“, entgegnete er. Diese Mobilität schätzt der Papa, doch was wird, wenn seine noch kleinen Kinder selbst auf dem Drahtesel die Welt erkunden möchten? Remscheid zählt nicht zu den fahrradfreundlichsten Städten in der Bundesrepublik. Mitinitiatorin Christin Witt schilderte die vielen schwierigen Begleitumstände, die ihren Kindern das Fahrradfahren täglich zur gefährlichen Tortur werden lassen: „Überall hier sind viel zu hohe Bordsteine. Das könnte schnell und zügig abgesenkt werden. Es gibt Ampelphasen, wo wir manchmal fünf Minuten warten müssen. Und ständig die zugeparkten Radwege.“ Gerade für Kinder sei dies ein unberechenbar hohes Unfallrisiko, das dringend abgeschafft werden müsse und könne. Aus diesem Grund konnten die Teilnehmer schriftlich Verbesserungsvorschläge bezüglich des innerstädtischen Radverkehrs an den Oberbürgermeister verfassen. Europaweit, in über 15 Ländern und an über 200 Orten fand am Wochenende die Veranstaltung für fahrrad- und kinderfreundliche Orte statt. In Remscheid halfen Vertreter des RV Adler Lüttringhausen, Eltern und ehrenamtlich Engagierte bei den Vorbereitungen und der Umsetzung der friedlich-familiären Kundgebung.

Erwachsene müssen Rücksicht nehmen

„Line“ Jungbluth appellierte an eine andere Blickweise der Autofahrer und an die Entwicklung eines anderen Bewusstseins. Sie forderte in ihrer Begrüßungsrede Gleichberechtigung auf der Straße. „Kinder müssen immer Rücksicht auf Autos nehmen? Wieso nicht umgekehrt? Liebe AutofahrerInnen, langsamer fahren und ein bisschen mehr Abstand tun nicht weh!“ Dass Kinder wegen der widrigen Umstände Umwege nehmen müssen, sei ein Unding. „Wir, die Erwachsenen müssen Rücksicht nehmen!“
Die sechsjährige Lara brachte ihre Ängste auf den Punkt: „Manchmal rasen die Autos so schnell…“.

Eskortiert von der Polizei und den Radfahrern des RV Adler tourten hunderte kleine und große Radfahrer durch Lennep und kamen überquerten dabei auch den Mollplatz.

Bildquellen

  • Fahrraddemo Kiddical Mass_heise_web: LLA Foto-heise