Artenschutzgutachten ausschlaggebend für Industrie am Gleisdreieck
Die Diskussion um das mögliche Gewerbegebiet Gleisdreieck in Bergisch Born geht in die nächste Runde. Es war in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Lennep das bestimmende Thema. Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU) griff die Anregung der Interessensgemeinschaft Bergisch Born (IGBB) nach Wiederaufnahme der Blume als Gewerbegebiet auf und stellte Baudezernent Peter Heinze fast schon in eine Art Kreuzverhör.
Schützenswerte Natur
Die Stadt habe sich intensiv mit gewerblich nutzbaren Flächen auseinandergesetzt und unter anderem Brachflächen reaktiviert. Klar sei aber: Die Stadt hat Druck seitens der Wirtschaft. Über 60 Hektar Bedarf sei bei der Wirtschaftsförderung geltend gemacht worden. Der Vorzug des Gleisdreiecks sei politisch bestimmt worden und habe durch die interkommunale Zusammenarbeit mit den Städten Wermelskirchen und Hückeswagen eine große Chance auf Realisierung, erklärte Heinze weiter. Zudem sei es eine gute Möglichkeit, gemeinsam die Infrastruktur, zum Beispiel den Bau der Umgehungsstraße B51n, voranzutreiben.
„Bergisch Born hat mehr als genug seinen Beitrag zu Gewerbeflächen geleistet“, betonte Claudia Reichert-Gehrlein von der IGBB. Sie wollte wissen, warum an nicht die Blume erneut prüfe. Es gäbe keine Argumente dagegen. Die Anbindung direkt an die Autobahn sei von Vorteil. Sollte sich eine Firma mit 1.000 Mitarbeitern an der Blume ansiedeln wollen, würde die Fläche neu geprüft, zitierte Heinze eine Aussage des Oberbürgermeisters Burkhard Mast-Weisz. Die Lüttringhauser Politiker hingegen sähen die Sache lieber generell ruhen. Man könne den Bürgern das Thema Blume nicht wieder zehn Jahre zumuten, äußerte Lüttringhausens Bezirksbürgermeister Andreas Stuhlmüller (CDU) bereits in einer Sitzung des Gremiums im vergangenen Jahr.
Man müsse eine vernünftige Lösung finden, appellierte Roland Kirchner (W.i.R.). Dazu gehöre auch, dass die Umgehungsstraße gebaut werde. Die Stadt brauche Gewerbefläche und das Gleisdreieck scheine schneller umsetzbar zu sein, sagte der Lokalpolitiker. Auch wenn er Verständnis für die Sorgen der Bergisch Borner hat. „Die Blume wird nicht auf ewig Grünland bleiben. Sie wird sicher auch irgendwann entwickelt“, war sich Kirchner sicher. Noch ist beim Gleisdreieck aber alles offen. Bisher gehören der Stadt auch nur rund 23,5 Prozent der anvisierten 19 Hektar.
Ob sich in dem Landschaftsschutzgebiet in Bergisch Born überhaupt jemals Industrie ansiedeln kann, entscheidet sich mit den noch ausstehenden Artenschutzgutachten. Dr. Jan Boomers, Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper, stellte den Naturraum und das dort lebende Artenspektrum vor. Das Naturschutzgebiet Eifgenbachtal mit seinen Seitentälern grenzt an das Planungsgebiet. Das sei besonders wichtig und stehe aufgrund seiner Nass- und Feuchtgebiete unter besonderem Schutz. Die Moosvegetation spreche für ein unbelastetes Gebiet.
Für seltene Vogelarten besonders interessant
Die Mischung aus Acker- und Waldlandschaft, speziell die Randlage, sei für seltene Vogelarten wie den Kiebitz oder Rotmilan besonders interessant. Sie gehören zu den „planungsrelevanten“ Arten und müssen beim Gutachten, das klare Untersuchungsvorgaben hat, ganz besonders berücksichtig werden, sagte der Biologe. Zudem sind dort vier Fledermausarten zu finden, die die Baumhöhlen als Brutstätte nutzen. Alle Maßnahmen haben Auswirkungen auf die schützenswerte Randlage, betonte Boomers. Durch die Hanglage müsse auch der Einfluss von möglichen Abwässern auf die Biotope geachtet werden.
Bei der zukünftigen Entscheidung haben die BV-Mitglieder eine große Verantwortung für diese Tierwelt, resümierte Kötter nach dem Vortrag des Experten. Deshalb würde er gerne, nach der Wahl eines zuständigen Gutachters, diesen in einer der Sitzungen der BV kennenlernen wollen.
Der Heimatbund Lüttringhausen nahm bereits in der letzten Woche wie folgt Stellung: www.lalib.de/pusteblume