Ab jetzt: Erstklassig!

Ab jetzt: Erstklassig!

Dr. Robin Braun gehört mit Beginn der neuen Spielzeit zum festen Teil des Schiedsrichter-Bundesligakaders. Nach wie vor pfeift er für den SV Jägerhaus-Linde, seine Schulzeit hat er am Leibniz-Gymnasium in Lüttringhausen verbracht.

VON STEFANIE BONA

An seine Schulzeit am Leibniz-Gymnasium in Lüttringhausen denkt Dr. Robin Braun gerne zurück. „Ich glaube schon, dass hier die eine oder andere wichtige Weiche gestellt wurde und die Zeit am Leibniz durchaus auch prägend war“, sagt der 29-Jährige, der als Schiedsrichter gerade in den Bundesliga-Kader des Deutschen Fußballbunds (DfB) aufgestiegen ist. Eine steile Karriere, die dem jungen Familienvater bundesweit große Aufmerksamkeit gebracht hat – vor allem als er im letzten Februar bei der Bundesligapartie zwischen Bayer Leverkusen und der TSG Hoffenheim als erster Schiedsrichter in der Bundesligageschichte über den Stadionlautsprecher eine finale Entscheidung erläuterte. Diese „Premiere“ brachte es bis in die Hauptnachrichten in Fernsehen und Rundfunk und bescherte ihrem Protagonisten zahlreiche Interviewanfragen. „Das hat schon überall große Wellen geschlagen, davon war ich selbst total überrascht“, sagt der junge Mann.

Bei Wind und Wetter

Seine Anfänge in der Schiedsrichterei nahm der Ronsdorfer unter dem Dach des SV Jägerhaus-Linde, für seinen Heimatverein pfeift er auch heute noch. Damals war er allerdings auch als Spieler aktiv. „Vier Leute aus meiner Mannschaft haben sich für einen Schiedsrichter-Lehrgang angemeldet, da habe ich mich einfach mal angeschlossen“, erinnert er sich. Fortan pfiff er Jugendspiele, es folgten Beobachtungen durch Vertreter des Fußballverbands Niederrhein. „Dabei kam raus, dass ich`s wohl nicht so ganz schlecht machte.“ So kann man es zurückhaltend auch formulieren. Denn fünf Jahre später galt er als einer der landesweit besten Jungschiedsrichter, stieg in die Oberliga auf und wechselte später in den Profibetrieb. Nachdem er als Schiedsrichter in der zweiten Bundesliga Erfahrungen sammelte, wurde er auch als vierter Offizieller bei Bundesligaspielen eingesetzt und hatte im April 2023 nach dem kurzfristigen Ausfall des für die Partie Hoffenheim gegen Köln eingeplanten Schiedsrichters sein Debut in der ersten Liga. Dass er es jetzt in den festen Teil des Bundesliga-Kaders geschafft hat, ist vielleicht eine folgerichtige Entwicklung, aber keineswegs selbstverständlich. Denn neben dem unzweifelhaft vorhandenen Talent, das Robin Braun mitbringt, gehört zu diesem Werdegang ein großes Maß an Disziplin. „Als Jugendschiedsrichter habe ich bestimmt 60 bis 70 Spiele in einer Saison gepfiffen“, blickt er zurück. Und das neben der Schule, bei Wind und Wetter, bei großer Hitze genauso wie bei Dauerregen. „Ja, wetterfest muss man in dem Job schon sein“, meint er lachend. In der „Zwischenzeit“, wenn man das so sagen darf, hat er nach dem Abi am Leibniz – wo er sich auch als Schülersprecher engagierte – Rechtswissenschaften studiert, promoviert und inzwischen auch eine Familie gegründet. Wie schafft man solch einen Werdegang? „Das frage ich mich manchmal auch. Ich habe nirgends besonders viel Zeit liegengelassen und es waren auch schon sehr anstrengende Phasen dabei.“ Gleichermaßen konnte er immer auf das Verständnis seiner Familie und seiner Frau zählen. „Selbstverständlich ist das nicht und dafür bin ich auch extrem dankbar“, sagt er mit Nachdruck. Denn so manche private Feier oder Einladung kann er bedingt durch seine Verpflichtungen als Schiedsrichter eben nicht wahrnehmen. Und auch der Juristerei ist Robin Braun treu geblieben, als Anwalt arbeitet er in einer Wuppertaler Kanzlei. „Das macht mir einfach auch viel Spaß.“ Gibt es hin und wieder Reaktionen auf seine Laufbahn als Fußballschiedsrichter? „Ja, immer wieder. Neulich hat mich noch ein früherer Sportlehrer angerufen, der die ganze Sache sehr spannend fand.“ Zumal neben ihm selbst noch drei weitere Mitschüler hochklassig in der Handball-Bundesliga pfeifen. „Vielleicht herrschte am Leibniz ein besonderes Gerechtigkeitsempfinden – wer weiß?“, meint er schmunzelnd. Gibt es nun Ambitionen, seine Karriere auch international fortzusetzen? Ziele müsse man sich sicher immer setzen, daran denke er jetzt aber noch nicht. Erstmal kommt jetzt die Bundesliga und dann „schau`n wir mal“ wie es in memoriam an einen großen deutschen Fußballstar so schön heißt.

Bildquellen

  • DFB-Schiedsrichter Lizenzshooting Saison 24/25: Thomas Böcker/DFB