Vergesst uns nicht
Die Gertenbachstraße wirkt zunehmend verwaist. Laufkundschaft fehlt.
Der Leerstand breitet sich aus. Auch die Politik ist gefragt.
Auf eine Länge von knapp 500 Metern erstreckt sich die Gertenbachstraße durch das Lüttringhauser Dorf, prominent, zwischen Rathaus und der evangelischen Kirche. Einst war sie Dreh- und Angelpunkt, eine pulsierende Geschäftsmeile mit zahlreichen Fachhändlern. Nicht ohne Grund wurde die Hauptschlagader des Stadtteils nach dem langjährigen und bedeutendsten Bürgermeister Lüttringhausens, Richard Gertenbach, benannt.
Neue Mitte
Doch mit dem Bau der Bäckerei Beckmann, der Metzgerei Nolzen und der Errichtung der Discounter hat sich die Ortsmitte an die Kreuzbergstraße verlagert. Die größte Fluktuation spielt sich zwischen Schützenplatz und Eisernstein ab. Im Schatten des neuen Zentrums fristet die Gertenbachstraße seitdem ihr tristes Dasein. Nur noch zu einzelnen Veranstaltungen, wie etwa dem Herbst- und Bauernmarkt des Marketingrats Lüttringhausen oder dem ideellen Weihnachtsmarkt des Heimatbundes Lüttringhausen, erlangt die Meile ihre einstige Strahlkraft zurück.
Aktuell halten nur noch wenige Einzelhändler die Stellung. Die Leerstände machen sich immer stärker bemerkbar, bedauert auch Johannes Haun, Vorsitzender der Ökumenischen Initiative Lüttringhausen, Träger des Flair-Weltladens. Mit der Renovierung ihrer Geschäftsräume an der Gertenbachstraße 17 im vergangenen Jahr bekannte sich die Initiative eindeutig zum Standort. Bei seiner Ansprache damals verriet Haun aber auch, dass sich der Vorstand lange über einen neuen Standort Gedanken gemacht habe. Denn auf Laufkundschaft kann sich der Laden nicht verlassen. Die ist nämlich mehr als rar gesät.
„Meine Wunschliste für die Gertenbachstraße ist lang“, sagt Haun gegenüber dem LA/LiB. „Ich würde mir zum Beispiel ein Schuhgeschäft in Lüttringhausen wünschen, etwa in der Gertenbach-Passage.“ Er ist davon überzeugt, dass ein solches Geschäft Umsatz generieren würde.
Grundsätzlich aber sei das Problem des Centers, „dass viele sich nicht dort hinein trauen.“ Zu dunkel findet Haun die Gestaltung. Er kann es beurteilen, da sich der Weltladen während des Umbaus für mehrere Monate im Center einmietete. Mit dem möglichen Umzug der Stadtteilbibliothek in die alte Feuerwehrwache befürchtet Haun, dass die Straße einen weiteren wichtigen Ankerpunkt verliert.
In der Gertenbachstraße, glaubt Haun, könnte eine alternative Szene „wie in den Vierteln und Seitengassen von Paris oder Brüssel mit kleinen Geschäften, wie einem Bioladen oder einem Modegeschäft mit besonderen Sachen“, gut funktionieren. „Wir können nicht nur von Veranstaltungen leben, wir brauchen auch dauerhaft schöne Geschäfte.“
Eine gute Idee alleine aber reiche nicht aus. Thordis Kotthaus von Berufsbekleidung Kotthaus etwa regt an, die Mieten runter zu setzen, um für kleine Einzelhändler attraktiv zu sein. Daran glaubt auch Katja Konow vom Geschäft „Froschkönigin“. „Eine Freundin von mir hatte weiter unten auf der Gertenbachstraße ein Nagelstudio, das sie aufgeben musste, weil sie mit ihrem Umsatz die Miete nicht zahlen konnte.“
Wie Kotthaus hat auch Konow ihre Geschäftsräume in der Gertenbach-Passage. „Viele wissen gar nicht, was das ist und wo wir sind“, äußert Konow, die die einstige Einkaufsmeile aber durchaus attraktiv findet und die Meinung von Johannes Haun zur Etablierung einer alternativen Szene teilt. „Ich fände zum Beispiel einen Unverpacktladen ganz toll, und mehr Gastronomie bräuchten wir auch.“
Haun glaubt nicht, dass die Straße durch Privatleute zu retten sei. Er bedauert, dass Initiativen wie die Vereinigung Gertenbachstraße etwas eingeschlafen seien. Um die Meile wieder aufblühen zu lassen, „müssen Profis ran“, betont Haun. „Ich würde mir wünschen, dass vor allem die Bezirksvertretung die Gertenbachstraße wieder zum Thema macht. Da sind wir in den vergangenen Jahren nämlich etwas außen vor geblieben.“
Bildquellen
- Auch an der unteren Gertenbachstraße gibt es Leerstand und kaum Laufkundschaft.: Foto: Anna Mazzalupi
Einen Unverpacktladen finde Ich sehr sinnvoll und eine kleiner Laden wo es Kleidung für große größen gibt(wirklich groß abGröße 48 aufwärts)
Wie schon angesprochen sind die Mieten zu hoch. Hab mich mal umgeschaut. Sie z.B. soll ein Geschäft bei 20qm 17,50€ je qm kalt bringen. Dazu die Nebenkosten, Stom, Gas, Licht, Versicherungen bei nahezu Null Laufkundschaft.
Also 5€ je qm wäre möglich. Schließlich will man als Betreiber nach 8 Std. und 6 Tage die Woche mehr haben als ein Hartzer. Ansonsten ist nur ein Internetshop bei freier Zeiteinteilung besser. Solange alle verdienen nur der Erbringer der Wirtschaftleistung nicht, wird das nix.