„Das Ehrenamt sollte streiken“
Beim Töttern, der Talkrunde des Kulturkreises, kamen diesmal Vereinsmenschen ins Gespräch.
Was wäre, wenn die vielen Ehrenamtler in Lüttringhausen, die Freiwillige Feuerwehr oder die Lütteraten, die Engagierten in den Sportvereinen und ja, auch jene im Heimatbund, einfach von jetzt auf gleich für eine Woche ihr Amt niederlegen und streiken würden? Diese Frage stellte sich Talk-Gast Jens Peter Nettekoven im Verlauf des Abends vor rund 15 Zuhörern. Der CDU-Landtagsabgeordnete, der im Ehrenamt Präsident des Ringerverbandes NRW ist, führte das Gedankenspiel aus und war sich sicher, dass der Stadtteil ohne Ehrenamt nicht mehr so lebens- und liebenswert wäre.
Doch was tun, wenn sich immer weniger Menschen in Vereinen engagieren? Daran haben nämlich auch Ralf Niemeyer, stellvertretender Vorsitzender des FC Remscheid, und Gerd Kirchhoff, Vereinschef vom 1. FC Klausen, zu knabbern. „Ist Ehrenamt ein Irrenamt?“, fragte Moderator Thorsten Greuling provokant in die Runde. „Man muss schon positiv verrückt sein“, gestand Kirchhoff. „Aber vor allem, wer sich im Jugendbereich engagiert, bekommt so viel zurück.“ Seine Tätigkeit als Klausener Vereinschef spiele sich in einem sozialen Brennpunkt ab, wo verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. „Das klappt.“ Nur die vorhandene Infrastruktur, allen voran der Aschenplatz, trage nicht dazu bei, den Verein attraktiv für neue Mitglieder oder gar Ehrenamtler zu machen.
DFB-Vizepräsident Peter Frymuth forderte daher, dass Städte die ehrenamtliche Leistung der Vereine anerkennen und, wenn schon nicht personell oder gar finanziell – „das stemmen die Vereine noch alleine“ – doch zumindest mit einer geeigneten Infrastruktur unterstützen. Eine ultimative Lösung hatte an diesem Abend niemand der Anwesenden zu bieten. Nur Anregungen. „Man muss mehr drüber sprechen, auf die Leute zugehen, die sozialen Netzwerke nutzen“, urteilte Ralf Niemeyer. Auch er habe erst über eine direkte Ansprache den Weg in den Vorstand des FC Remscheid gefunden. Viel Zeit und Kraft stecke auch er in den Verein.
Bildquellen
- Thorsten Greuling (mitte) mit seinen Talk-Gästen. Foto: Cristina Segovia-Buendía