Grüne Siedlungen fürs Klima?

Grüne Siedlungen fürs Klima?
Die Pläne zum Neubaugebiet „Am Schützenplatz“ sorgten für Diskussion in der Lüttringhauser Bezirksvertretung. Die Politik diskutiert über die Festsetzung von mehr Grün in Bebauungsplänen. In Lennep funktionierte die Freiwilligkeit bislang nur suboptimal.

Heiße und trockene Sommer nehmen aufgrund des Klimawandels zu. Um das Leben in den erhitzen Städten erträglicher zu machen, benötigt es ein Umdenken im Baubereich. Denn Asphalt- und Schotterflächen speichern Sonnenwärme und führen zur erhöhten Hitzerückstrahlung. Deshalb ist das Grün auf dem Vormarsch für Wohnsiedlungen. Mit dem Neubaugebiet „Am Schützenplatz“ – dem ehemaligen Standort der Grundschule Eisernstein in Lüttringhausen – will die Stadt Remscheid erstmals Vorgaben zur Begrünung im Bebauungsplan verankern, um etwas für den Klimaschutz zu tun.

Aufklärung statt Verbote
Christina Kutschaty, Leiterin Stadtentwicklung, Verkehrs- und Bauleitplanung, stellte die konkreten Pläne erstmals in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Lüttringhausen vor. Zentrales Element der Wohnbebauung mit zwei- und dreigeschossigen Häusern sind die Gründächer. Genutzt werden sollen dazu Gräser, bodendeckende Gehölze, Wildkräuter und Stauden. Das gilt für mindestens 60 Prozent der Flach oder Schrägdächer. Die Dachbegrünung hat für die künftigen Hausbesitzer einige Vorteile. So verbessert sie die Wärmedämmung im Winter und spart dadurch Energie- und Heizkosten. Außerdem wirkt das Gründach im Sommer als natürliche Klimaanlage und Hitzeschild. Die Verdunstung des gespeicherten Wassers sorgt für Kühlung und Luftbefeuchtung in der Siedlung. Außerdem bietet das Grün einen Lebensraum für Vögel und Insekten und absorbiert Luftschadstoffe und Feinstaub aus der Luft. Der Nachteil: Die Kosten für ein begrüntes Flachdach sind im Vergleich zu einem normalen Flachdach etwa doppelt so hoch. Doch dafür können auch Fördergelder beantragt werden, ergänzte Kutschaty.

Zu den weiteren Vorgaben zählen die Neupflanzung eines Baumes im Garten. Ebenso gibt es ein Verbot von Schotterschüttungen im Vorgarten. Ein Altbaumbestand soll erhalten bleiben sowie eine öffentliche Grünfläche im hinteren Bereich der Siedlung, die über einen neuen Kreisverkehr an der jetzigen Kreuzung Lockfinker Straße, Schulstraße und Am Schützenplatz erschlossen wird, angelegt werden.

Bezirksbürgermeister Andreas Stuhlmüller (CDU) äußerte Bedenken gegen die Vorschriften. Die Hausbesitzer zur Neupflanzung eines Baumes und die Begrünung des Daches durch den Bebauungsplan zu zwingen, halte er nicht für richtig. Junge Familien könnten sich die Mehrkosten unter Umständen nicht leisten, und nicht jeder wolle einen Baum im Garten. Er plädierte für Freiwilligkeit. Mit seinem Antrag auf Änderung der Klausel scheiterte er jedoch mit einer Gegenstimme mehr. Sein Stellvertreter Jürgen Heuser (SPD) betrachtet die Vorschriften als „ideale Lösung“. Gerade junge Familien legten Wert auf Klimaschutz. Auch Kutschaty habe keine Bedenken wegen der Vermarktung, die die Stadt voraussichtlich ab 2020 selbst übernimmt.

Die Freiwilligkeit erziele nicht den gewünschten Effekt, ergänzte Heuser. Bestes Beispiel dafür sei die Nachbarsiedlung „An der Windmühle“. Auch in Lennep führte die Freiwilligkeit beim Neubaugebiet am ehemaligen Krankenhaus zu einer Schottersteinwüste in den Vorgärten. Lenneps Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU) hält nichts von Verboten und Vorschriften. Er plädiert für mehr Aufklärung. Schottergärten seien zum Beispiel nicht weniger pflegeintensiv als eine vom Fachmann angelegte Bepflanzung mit Stauden und Co., erklärt der Gärtnermeister. Auch grüne Flachdächer seien seiner Meinung nach für das Bergische nicht geeignet.

Bildquellen

  • Im Neubaugebiet am ehemaligen Krankenhaus finden sich einige Steingärten.: Foto: Cristina Segovia-Buendía

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