Für die bei Martinszügen eingesetzten Pferde muss künftig ein Wesenstest vorgelegt werden. Ein weiteres Beispiel für hohe Auflagen, mit denen sich die ehrenamtlichen Veranstalter auseinandersetzen müssen.
VON STEFANIE BONA
Die Vereine in Lennep – und auch in Lüttringhausen – sind seit Jahren der Garant für schöne, gut besuchte Veranstaltungen in beiden Ortsteilen. Dass die Ehrenamtler dabei mit einer aus ihrer Sicht überbordenden Bürokratie und hohen Gebührenforderungen konfrontiert sind, wurde unisono und mehrfach in jüngster Zeit beklagt. Welche Blüten nun die aktuelle Gesetzeslage treibt, stellte Roland Kirchner (W.i.R.) jetzt in der Lenneper Bezirksvertretung heraus: „Der Verkehrs- und Förderverein Lennep plant den Lenneper Martinszug, der seit 1950 jährlich stattfindet. Und auf einmal braucht das Pferd einen Wesenstest.“ Diese Auflage ließe sich jetzt nicht so mal eben umsetzen. „Das heißt: Es wird kein Pferd mehr geben“, konstatierte Kirchner. Hilfestellung der Verwaltung gebe es hier nicht. Zuvor hatten die Lokalpolitiker bereits mangelnde Unterstützung des Stadtmarketings kritisiert, das aus ihrer Sicht vornehmlich in der Remscheider Innenstadt, nicht aber in den Stadtteilen aktiv sei. Dort überlasse man die Organisation von Events ausschließlich den Vereinen.
„Ich kann das Thema nicht mehr hören!“
Michael Zirngiebl, Chef der Technischen Betriebe Remscheid (TBR), reagierte ob der Kritik genervt: „Ehrlich gesagt, kann ich das Thema nicht mehr hören.“ Beispielsweise sei man hinsichtlich der zu erhebenden Gebühren an steuerrechtliche Vorgaben gebunden. „Wenn wir Schilder ausgeben und verleihen, müssen wir dafür Gebühren nehmen“, zeigte er auf. Ordnungsbehördliche Angelegenheiten verursachten nun mal Kosten, sprang ihm Stadtentwickler und Wirtschaftsförderer Peter Heinze bei. Bezüglich hoher Auflagen wies Zirngiebl auf die sich stetig verändernde Gesetzeslage hin: „Irgendwo in der Republik wird es einen Martinszug mit einem durchgegangenen Pferd und vermutlich Verletzten gegeben haben. Und dann wird darauf mit verschärften Auflagen reagiert. Damit müssen wir uns fortlaufend befassen.“ Niemand in der Verwaltung habe Interesse daran, den Vereinsvertretern „Knüppel zwischen die Beine zu werfen“. Jürgen Kucharczyk (SPD) wandte ein, dass die zu berücksichtigenden Verfügungen immer „viel zu kurzfristig“ an die Vereine herangetragen würden. „Man darf das Ehrenamt nicht überfordern, sonst gibt es irgendwann überhaupt keine Veranstaltungen mehr“, sagte er. Und Bezirksbürgermeister Markus Kötter monierte: „Viele Dinge – organisatorisch wie rechtlich – werden auf die Veranstalter abgewälzt. Dazu gehören Sicherheitskonzepte und Absperrungen. Das alles überspannt ehrenamtliches Engagement.“ Wie berichtet, hat Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz angekündigt, das Thema innerhalb der Verwaltung noch einmal grundlegend aufgreifen zu wollen.
Bildquellen
- Martinszug: LLA Archiv