Suchet der Stadt Bestes ….

Suchet der Stadt Bestes ….

Es diskutierten (Foto v. l.n.r.) Colin Cyrus (Linke), Bettina Stamm (echt.Remscheid), David Schichel (Bündnis 90/ Die Grünen), Markus Kötter (CDU), Sven Wolf (SPD) und Sven Chudzinski (FDP). Die Moderation übernahm Thorsten Greuling (r.).

VON STEFANIE BONA

Fällt die Wahlentscheidung nach dem Besuch der Podiumsdiskussion, zu der der Heimatbund Lüttringhausen gestern unter dem Motto „Töttern“ ins CVJM-Haus eingeladen hatte, leichter? Wahrscheinlich nicht! Denn als Fazit nach anderthalbstündiger, recht kurzweiliger Debatte mit den Kandidaten und der Kandidatin der Wahl zum Remscheider Oberbürgermeister am 14. September lässt sich sagen: Da saßen sechs anständige Leute auf der Bühne, die fair miteinander umgingen, in den lokalpolitischen Themen sattelfest argumentieren konnten und denen man abnahm, tatsächlich „der Stadt Bestes“ zu wollen. Jeder der Diskutanten und die Diskutantin konnten ihre Punkte machen, erhielten nicht nur von den Vertreterinnen und Vertretern der eigenen Couleur Applaus und stellten ihre Meinung zu den unterschiedlichen Themen plausibel dar. Und abschließend ist auch davon auszugehen, dass die Bewerber und die Bewerberinnen um den Chefsessel im Remscheider Rathaus aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihrer zum großen Teil langjährigen Erfahrung als Mandatsträger durchaus zu Kompromissen fähig sind.

Pro Rathausanbau
Bettina Stamm (echt.Remscheid) plädierte für eine aktivere Wirtschaftsförderung und bessere Rahmenbedingungen für die Menschen, die in Remscheid arbeiten, Colin Cyrus (Linke) sieht angesichts von großflächigen Industriebrachen in neuen Gewerbeflächen auf der grünen Wiese nicht das Allheilmittel, um Unternehmen in Remscheid die besten Bedingungen zu bieten. Sven Wolf, Spitzenkandidat der SPD, sprach sich dafür aus, den städtischen Mitarbeitern den Rücken zu stärken, um Investoren, die Immobilien aufkaufen und dann verkommen lassen, die Stirn zu bieten – siehe altes Möbelhaus am Lenneper Bahnhof und altes Kino an der Barmer Straße in Lüttringhausen: „Da muss man auch mal mutig sein und einen Prozess riskieren.“ Sven Chudzinski (FDP) ist für den geplanten Rathausanbau in Remscheid. „Die Gebäudesubstanz ist verbraucht und die Stadt hat für teures Geld viel Raum angemietet, um die Verwaltung unterzubringen.“ Dieses Geld könne man sich durch neue und moderne Räume sparen. Markus Kötter, OB-Kandidat der CDU, will die Sanierung von bestehendem Schulraum voranbringen und anders als Sven Wolf nicht unbedingt ein neues Gebäude bauen. „Eine weitere Gesamtschule ginge zulasten unserer bestehenden Schulen.“ Und David Schichel (Bündnis 90/Die Grünen) möchte den Fokus nicht nur auf die Unterstützung der Industrie in Remscheid legen, sondern hob vielmehr auch die Bedeutung von kleineren Branchen wie Gastronomie, Handwerk und Dienstleistung hervor.

Viel Geld für wenig Nutzen
Unterschiedliche Ansichten gab es bei der Vermarktung der Wohnbauflächen am Schützenplatz. Während Sven Wolf, Sven Chudzinski und David Schichel das Erbpachtverfahren nach wie vor favorisieren, meinte Bettina Stamm angesichts des schleppenden Interesses von Häuslebauern trocken: „Dass es nicht funktioniert, sehen wir ja.“ Unisono alle sprachen sich für bessere Rahmenbedingungen für Bildung in Schule und Kitas aus. Für die derzeit nicht mehr vom Vereinssport genutzte Sportanlage Blaffertsberg wünschen sich alle Vertreter auf dem Podium eine alternative Nutzung in Richtung Freizeit und Sport, allerdings plädierte Colin Cyrus für eine Verlagerung ins Wohngebiet Klausen: „Die Anlage Blaffertsberg ist einfach zu weit weg vom Schuss.“ Zustimmenden Beifall erhielt Markus Kötter hinsichtlich seiner Kritik an den mobilen Bäumen, die unter anderem am Mollplatz in Lennep und vor dem Lüttringhauser Rathaus aufgestellt wurden. Eine zu hohe Ausgabe für wenig Nutzen, befand er.

Insgesamt also ein Schlagabtausch, der zwar unterschiedliche Konzepte hervorbrachte, die aber nicht unvereinbar erschienen. Themen wie Integration und Migration, die vor allem auf bundespolitischer Ebene strittig diskutiert werden, sparte Moderator Thorsten Greuling jedoch aus. Allerdings gibt das weitgehend friedliche Zusammenleben in Remscheid, der Stadt der über 100 Nationen, dazu augenscheinlich keinen größeren Anlass.
Was sich indes die Kommunalpolitiker unisono wünschten, ist mehr Beteiligung und Interesse der Öffentlichkeit am kommunalpolitischen Geschehen vor Ort. Auch in den Medien werde darüber im Vergleich zu früher wenig darüber berichtet, befand David Schichel. Hier lässt sich sagen, dass der Heimatbund mit der Einladung zu „Töttern“ im gut besuchten CVJM-Saal überwiegend die Generation Ü50, wenn nicht Ü60 erreicht hatte. Für die Jüngeren muss im digitalen Zeitalter wahrscheinlich auf ein anderes Format gesetzt werden.

Bildquellen

  • 20250904_190204: LLA Foto Bona