Outlet-Info die Erste
Noch sind nicht alle Details festgeschrieben: So könnte das künftige Outlet aber einmal aussehen.
VON STEFANIE BONA
Das Interesse an der Bürgerinformationsveranstaltung zum Outlet Remscheid gestern Abend war groß. Die Sitzplätze in der Aula des Röntgen-Gymnasiums waren komplett besetzt. Im hinteren Teil der Schulaula und an den Rändern verharrten zudem etliche Bürgerinnen und Bürger im Stehen. Auffällig dabei allerdings, dass die junge Generation, die das Projekt ja vor allem angeht, weitgehend der Veranstaltung fernblieb. Ganz überwiegend vertreten war vielmehr die Generation Ü50 und älter. Aus ihren Reihen kamen auch die meisten Fragen.
Im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung gab es bei der von Lenneps Bezirksbürgermeister Markus Kötter moderierten Veranstaltung einen formal-vorgegebenen Ablauf. Zunächst stellte Architekt Gerd Graf den aktuellen Planungsstand vor, wobei er ausführlich den ökologischen Charakter des Projekts hervorhob. Sodann erläuterte Oliver Knebel vom Planungsbüro Firu aus Koblenz Details zum Planungsrecht und dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan, den er als detailreicher als einen „normalen“ Bebauungsplan beschrieb. Sodann waren die Bürgerinnen und Bürger an der Reihe, ihre Fragen zu stellen, Anregungen zu geben und auch Kritik zu äußern. Bis auf einige wenige Ausnahmen geschah dies weitgehend sachlich, ganz so, wie es sich Markus Kötter zu Beginn gewünscht hatte. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen:
Wird es eine Umzäunung der begrünten Dachflächen geben, unter denen die Geschäfte untergebracht werden?
Dort, wo Kinderspielräume gedacht sind, soll besonders auf Sicherheit geachtet werden. Auch, wo die Dachfläche eine bestimmte Neigung übersteigt, soll es Absicherungen geben. Vornehmlich werde man versuchen, dies durch Hecken zu realisieren, sagte der Architekt.
Kann das begrünte Dach genügend Wasser aufnehmen – auch bei Starkregenereignissen?
Ja, es gibt eine Speicherkapazität von 150 Litern pro Quadratmeter. Sollte dies nicht mehr ausreichen, gibt es einen Überlauf in vier Zisternen.
Könnte es nochmal eine Bürgerbefragung geben, ob überhaupt ein Outlet in Lennep errichtet werden soll?
Dies sei nicht geplant, könnte sich aber durch einen Beschluss des Rates ändern, so Markus Kötter. Den Willen der Politik sehe er in diese Richtung aber nicht.
Welche Schallschutzmaßnahmen wird es geben, um Anwohnerinnen und Anwohner – gerade rund um den geplanten Parkplatz auf dem heutigen Kirmesplatz – vor Lärm zu schützen?
Dies richtet sich nach den Ergebnissen der Lärmschutzgutachten, die noch nicht abgeschlossen sind. Es gibt bestimmte Richtwerte, an denen man sich orientieren muss. „Was zum Lärmschutz getan werden muss, wird getan. Ansonsten wäre das Vorhaben nicht genehmigungsfähig“, führte Oliver Knebel aus.
Werden entgegen erster Aussagen von Planer und Investor doch mehr Bäume gefällt werden müssen?
Ja, aber jeder einzelne Baum soll dabei betrachtet werden. Ein erstes Gutachten hat 306 Bäume im gesamten, die Outlet-Flächen betreffenden Areal ermittelt. 26 davon seien „abgängig“, müssten aufgrund ihres Zustandes ohnehin gefällt werden, so Architekt Graf. 50 Bäume müssen insgesamt für das Vorhaben gefällt werden, 83 Ersatzpflanzungen soll es geben. Diese seien aber wohl nicht mit jahrzehntealten Straßenbäumen zu vergleichen, wurde im Publikum angemerkt.
Wie steht es um die Bäume rund um den heutigen Kirmesplatz?
Hier soll die dort geplante Tiefgarage etwas schmaler gehalten werden, um das Wurzelwerk nicht zu gefährden. Weniger Stellplätze soll es dadurch nicht geben, da der Mittelgang in der Breite etwas reduziert wird.
Ist eine Tiefgarage unterhalb des Kirmesplatzes wegen unterirdischer Felsen überhaupt möglich?
Ein Geschoss könne man problemlos in die Tiefe bauen, allenfalls müssten kleinere Felsstücke abgetragen werden. Eine großräumige „Sprengung“, wie von der Fragestellerin befürchtet, werde es aber nicht geben, versicherte Baudezernent Peter Heinze.
Was passiert, wenn Outlet-Shoppen aus der Mode kommt? Hat die Stadt dann ein
Rückkaufsrecht für die Flächen?
Derzeit könne man von einem Outlet-Boom sprechen. Das Konzept sei nicht mit einem Warenhaus zu vergleichen, von denen in jüngster Zeit immer wieder Häuser geschlossen werden mussten, führte Gerd Graf aus. „Wir bauen ein Outlet-Village mit autarken Läden“, nahm er Bezug auf den „Dorfcharakter“ des Projekts. Zudem strebe man bekanntlich einen Platin-Standard bei der ökologischen Zertifizierung an. Daher müsse man sich im Sinne der Nachhaltigkeit bereits jetzt Gedanken über eine mögliche spätere Verwendung machen und dies auch nachweisen. Ob die Stadt ein Mitsprache- oder Rückkaufsrecht für die Flächen haben werde, sei Gegenstand der vertraglichen Vereinbarung mit dem Investor, erklärte Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke.
Was ist mit Altlasten, die man wahrscheinlich auf dem Baugelände finden werde? Wer trägt für die Entsorgung die Kosten?
Auch dies sei Gegenstand der Vertragsverhandlungen, sagte die Rechtsdezernentin. Zunächst müsse aber klar sein, um welche Menge es sich dabei handele. Dies werde ermittelt.
Wird das Center bei der Kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt?
Ja, das sei so vorgesehen. Zudem soll die Lenneper Altstadt diesbezüglich als Vorranggebiet vertieft überprüft werden.
Wie werden die Zugänge zum Outlet sein?
Es wird ein maximales Gefälle von sechs Prozent zu den Straßenrändern geben. Nur an der Ringstraße müsse man Treppen und Aufzüge einplanen. Grundsätzlich soll das Outlet aber barrierefrei gestaltet und auch von gehbehinderten Menschen oder Rollstuhlfahrern problemlos erreicht werden können.
Wie steht es um Alternativen zum Auto im Rahmen des Mobilitätskonzeptes?
Es soll 1.000 Fahrradstellplätze geben. Grundsätzlich versuche man im Rahmen des Konzepts die Mobilität weg vom Auto hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln zu erreichen, so Oliver Knebel.
Wie steht es hinsichtlich des zu erwartenden Verkehrsaufkommens um eine Verkehrsberuhigung der Lenneper Altstadt?
Dieses Thema werde erneut betrachtet werden, so Baudezernent Peter Heinze. Dabei sei die Politik, vor allem die Bezirksvertretung Lennep, gefordert. Ebenso müsse dabei das Stimmungsbild in der Bevölkerung berücksichtigt werden.
Warum gibt es immer wieder wechselnde Aussagen von Planern, Investor und Stadtverwaltung? Dies trage nicht gerade zur Vertrauensbildung in der Bürgerschaft bei, so eine Teilnehmerin.
Dies liege alleine am Planungsprozess. „Sie erleben hier gewissermaßen eine Planung live. Dazu zählt ja auch, dass die Eingaben der Bürgerinnen und Bürger Gehör finden und in die Planung einfließen“, erläuterte Baudezernent Heinze.
Wo sollen Anwohnerinnen und Anwohner und auch Reisebusse parken?
Auf diese Frage gab es keine eindeutige Antwort. In der Mitte des Centers soll es eine Haltestelle für Reisebusse geben, die dort ihre Fahrgäste aus- und später wieder einsteigen ließen. Parken sollten sie dort aber nicht, führte der Architekt aus.
Wird es weitere öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltungen geben, wenn die Ergebnisse der Gutachten vorliegen?
Dies ist im Planungsprozess so vorgesehen. Wir werden so viele Bürgerversammlungen machen, wie es nötig ist“, sicherte Markus Kötter zu.
Gut zu wissen
Am nächsten Mittwoch, 24. April, gibt es im Jugendzentrum „Die Welle“, Wallstraße 54 eine Infoveranstaltung für Kinder (ab 15 Uhr) und für Jugendliche (ab 18 Uhr).
Die Planunterlagen liegen bis einschließlich Dienstag, 7. Mai 2024, im Fachdienst Stadtentwicklung, Verkehrs- und Bauleitplanung, Ludwigstraße 14, 2. Obergeschoss aus. Eine Einsichtnahme ist Montag, Mittwoch, Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, dienstags von 8 bis 17.30 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon 02191/16-2453 möglich. Zusätzlich sind die Unterlagen während dieses Zeitraums online unter https://remscheid.de/BP-685 einzusehen.
Stellungnahmen zur Planung können während der oben angegebenen Frist schriftlich oder per E-Mail (Staedtebauentwicklung@remscheid.de) beim Fachdienst Stadtentwicklung, Verkehrs- und Bauleitplanung, Ludwigstraße 14, 42853 Remscheid eingereicht werden.
Bildquellen
- Rendering_Okt. 2023_Vogelperspektive: Graf & Graf
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