Lüttringhauser Anzeiger

KGS wird – vorübergehend – zur Erstaufnahmeeinrichtung

Seit Herbst 2017 herrscht hier Leerstand. Damals zog die Katholische Grundschule (KGS) Am Stadion um in das renovierte Schulgebäude an der Leverkuser Straße und heißt seither KGS Franziskus.

VON STEFANIE BONA

Viele Kommunen in Deutschland sind hinsichtlich der Aufnahme von neu zugezogenen Flüchtlingen oder in Erwartung weiterer geflüchteter Menschen am Limit. So auch Remscheid, das nun das leerstehende Gebäude am früheren Standort der Katholischen Grundschule Am Stadion als Flüchtlingsunterkunft herrichten will. „Wir bekommen wöchentlich Zuweisungen und haben dann einen Vorlauf von zwei Wochen, um die Menschen unterzubringen“, erklärt Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke im Gespräch mit unserer Redaktion. Durch den seit fast einem Jahr andauernden Krieg in der Ukraine und weiterer Krisenherde weltweit sei mit anhaltendem Zustrom von Menschen zu rechnen. „Darauf wollen wir vorbereitet sein.“

Keine dauerhafte Lösung

Das Schulgebäude in Lennep soll nach der Schule Hölterfeld zu einer zweiten Remscheider Erstaufnahmeeinrichtung werden. Das bedeutet, dass die Geflüchteten hier nicht dauerhaft, sondern nur vorübergehend verbleiben werden. „Unser erstes Ziel ist, dass wir Wohnungen für die Leute finden“, so die Dezernentin. Bis dies aber in jedem Fall realisiert werden könne, brauche man eine Zwischenlösung. Im KGS-Gebäude sollen die Flüchtlinge in den Klassenräumen wohnen. Ähnlich der Pestalozzischule in der Lenneper Neustadt, die während des großen Flüchtlingsstroms im Jahr 2015 ebenso als Herberge für die Asylbewerber diente, werden die Menschen auch an der Straße Am Stadion zusammenrücken müssen. Mit Stockbetten wird hier der benötigte Platz geschaffen. Für das Catering ist dann die angeschlossene Turnhalle vorgesehen. Bis es allerdings soweit ist, werden laut Aussage von Barbara Reul-Nocke noch einige Monate ins Land ziehen. Zunächst muss ein Bauantrag gestellt und ein Brandschutzkonzept erarbeitet werden. Auf Grundlage dessen seien möglicherweise noch einige Maßnahmen zu treffen, wie etwa der Einbau von Brandschutztüren. „Der Aufwand ist voraussichtlich überschaubar“, so ihre Einschätzung. Vor dem Hintergrund der Planungen für die Neuen Quartiere Lennep, die auch das frühere Schulgelände betreffen, mahnt Bezirksbürgermeister Markus Kötter an: „Wir müssen den Menschen helfen, das ist doch klar. Aber eine dauerhafte Lösung kann dieser Standort nicht sein.“ Dies bestätigt auch die Dezernentin. Die Flüchtlingseinrichtung solle nicht mit den Plänen für die Nutzung der ehemals für das DOC vorgesehenen Flächen kollidieren. Kötter befürchtet zudem, dass Kapazitäten in den Lenneper Kitas und Schulen nicht ausreichen werden, um der Betreuung und Bildung von mitreisenden Kindern gerecht zu werden. Auch darüber müsse man sich Gedanken machen.

Bezirksbürgermeister kritisiert Planungsprozess

Die neue Erstaufnahmeeinrichtung soll die Planungen für die Neuen Quartiere nicht verzögern. Damit sei auch nicht zu rechnen, merkt Markus Kötter an. Denn ohnehin gehe es diesbezüglich ja überhaupt nicht voran. „Viele Leute in Lennep haben das Vertrauen in den Planungsprozess und die Verwaltung verloren“, kritisiert er. Man habe zig Planungsbüros beauftragt, sei aber von Ergebnissen noch weit entfernt. Durch die Lennep-Konferenzen, die zu Beginn noch gut, dann aber schwächer besucht worden seien, habe man Wünsche geweckt, die man am Ende wahrscheinlich nicht zusammenführen könne. Sollten in absehbarer Zeit Lösungen vorgestellt werden, sei eher mit Schnellschüssen zu rechnen, glaubt der Bezirksbürgermeister, für den das zu erstellende Stadtteilentwicklungskonzept an den Anfang des Prozesses gehört hätte.

Bildquellen

  • KGS Am Stadion-1_bona_03.23: LLA Foto Bona