Bürokratische Mühlen mahlen langsam
Die Eröffnung der Bibliothek in der alten Feuerwehrwache verzögert sich. Für Anfang nächster Woche wird die Baugenehmigung erwartet.
VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA
Die Begeisterung über den geplanten Umbau der alten Feuerwehrwache in einen dritten Ort hatte die Lüttringhauser schnell erfasst. Die räumlich nicht mehr zeitgemäße Stadtteilbücherei würde ein neues, modernes Domizil erhalten, in dem weitaus mehr als die reine Medienausleihe möglich wäre. Auf zwei Etagen verteilt waren Räume für Vorträge, Filmvorführungen und Veranstaltungen vorgesehen, dazu noch ein schicker Wintergarten hinterm Haus sowie ein kleiner Bibliotheksgarten, in dem es sich auch an lauen Sommertagen im Grünen schmökern lassen würde.
Von einem Umzug weit entfernt
Diese Pläne wurden unter anderem beim Kottenbutteressen des Heimatbundes im Januar 2023 gemeinsam mit den Lütteraten vorgestellt. Bis Ende 2024 sollte das Projekt fertiggestellt und das Haus als neuer „dritter Ort“ im Dorf eröffnet werden. Bis zum ursprünglich vorgesehenen Termin sind es nur noch gute drei Monate. Und von einem Umzug ist die Stadtbücherei noch sehr weit entfernt. So weicht langsam die Vorfreude und die Befürchtung macht sich breit, dass es mit dem geplanten Umbau der Feuerwehrwache nichts mehr wird. „Die Bibliothek in der alten Feuerwehrwache kommt und wir freuen uns schon sehr darauf“, betont indes Nicole Grüdl-Jakobs, als Leiterin des kommunalen Bildungszentrums zuständig für die Bibliotheken in Remscheid. Doch bis zum Ende dieses Jahres werde es nicht funktionieren. Sie selbst sei von der langen Dauer des Verfahrens überrascht worden. Der Grund für die Verzögerung habe nichts mit der Finanzierung oder gar mit fehlenden Handwerkern zu tun. Vielmehr seien bei diesem, durch Bundesmittel finanzierten Projekt sehr viele Behörden und Ministerien bei der Planung dabei und alle müssten über die entsprechenden Anträge schauen. „Darüber bin ich selbst ganz erstaunt.“ Zur Erinnerung: Im Sommer 2022 bewarb sich die Stadt Remscheid mit ihrem Projekt der alten Feuerwehrwache beim Förderprogramm „KulturInvest“ der Bundesregierung. Im selben Jahr wurde das konzept befürwortet und die Stadt stellte in ihrem Doppelhaushalt 2022/23 825.000 Euro für die Maßnahme ein. Aufgrund steigender Kosten korrigierte die Stadt im folgenden Haushalt (2023/24) die Investitionssumme auf 1,2 Millionen Euro. Um die Fördersumme von knapp 600.000 Euro zu erhalten, muss das Projekt eine Reihe von Maßnahmen durchlaufen, wie Grüdl-Jakobs gegenüber unserer Zeitung erklärt. Eine Liste von rund 20 Punkten gilt es abzuarbeiten. „Wir befinden uns jetzt gerade zwischen den Punkten sieben und acht.“ Nach dem Plan des Architektenbüros Mennenöh+Röhrig wurde ein Brandschutzgutachten erstellt und der Bauantrag gestellt. „Die Baugenehmigung ist jetzt für den 23. September avisiert. Wir hoffen, dass uns bis Ende dieses Monats die Genehmigung vorliegt, damit wir sie dann weiter an die Oberfinanzierungsdirektion weiterleiten können, die dann über den Zuwendungsbescheid entscheidet.“ Erst wenn dieser Bescheid vorliege, erklärt Grüdl-Jakobs, könne mit dem Bau begonnen werden. Ob der Bescheid nun aber schon in diesem Jahr erstellt wird oder erst Anfang nächsten Jahres, darüber habe sie keinerlei Information. „Die reine Bauzeit für die Feuerwehrwache beträgt 18 Monate.“ Zum jetzigen Zeitpunkt könnte also frühstens mit einer Eröffnung im Spätsommer 2026 gerechnet werden. So lange bleibt die Stadtteilbibliothek in der Gertenbachstraße beheimatet. „Wir haben beim letzten Mal den Vertrag dahingehend geändert, dass wir jährlich kündigen können.“ Ob mit einer erneuten Kostensteigerung zu rechnen sei, das weiß Grüdl-Jakobs nicht. Fest stehe allerdings, dass die Fördersumme von 591.500 Euro fix sei. „Diese Summe wird auch nachträglich nicht mehr erhöht werden können.“ Sollte also der Bau durch Inflation und Baukostensteigerung teurer werden, wird das zu Lasten der Kommune gehen. Obwohl sich die Umsetzung hinauszögere, untätig sind sie und ihr Team nicht. „Wir sind schon auf der Suche nach weiteren Fördergebern für die Finanzierung der Inneneinrichtung.“ Die großen Räume sollen schließlich multifunktional eingerichtet werden, mit Tischen und bequemen Sitzgelegenheiten, sowie mobilen Elementen, mit denen sich in Windeseile die Räume je nach Bedarf für Arbeitsgruppen oder Veranstaltungen herrichten lassen. Außerdem sollen Leinwand und mobile Endgeräte angeschafft werden. Denn feststehe, dass die Anzahl an Medien mit der Größe der neuen Räumlichkeiten nicht wachsen soll. „Im Gegenteil. Eigentlich wollen wir alles etwas luftiger gestalten, mit Sofas und Kaffeeecken.“ Auch die Ausrichtung der Medien wird etwas anders, zeitgemäßer gestaltet. Trotz der Verzögerung hat Nicole Grüdl-Jakobs ihre gute Laune nicht verloren und sprudelt vor Begeisterung, wenn sie über die künftige Bibliothek in Lüttringhausen redet. „Ich freue mich nach wie vor ungemein darauf.“
Bildquellen
- Alte Feuerwache Außenansicht 2_Stadt Remscheid: Grafik. Stadt Remscheid