Klagen nicht ausgeschlossen

Klagen nicht ausgeschlossen

Nadine Kiewert (l.) und Annette Sengespeick haben das bergische Fachwerkhaus zwischen Wallstraße und Mühlenstraße gekauft. An ihrem Zaun hängt ein Plakat mit einem QR-Code, der auf die Internetseite der Bürgerinitiative führt.

VON STEFANIE BONA

Vor der Bürgerversammlung zum Thema „Outlet Remscheid“ wird die Bürgerinitiative Lennep verstärkt aktiv. Am Samstag, 13. April, wollen die Outlet-Kritiker ab 10 Uhr mit einem Infostand auf dem Lenneper Markt Präsenz zeigen.

„Städtebauliches Konzept fehlt“

„Zunächst wollen wir darstellen, welche Punkte aus unserer Sicht noch nicht geklärt sind“, sagte Ulrike Kern von der Initiative gegenüber unserer Redaktion. Dabei ginge es unter anderem um die Fragen des Lärm- und Schallschutzes, die Anlage von Radwegen und auch um das zu erwartende Verkehrsaufkommen. Je nach Ergebnis der öffentlichen Veranstaltung wollen die Aktiven der Bürgerinitiative noch einmal nachlegen und sich erneut an einem Markttag auf dem Alten Markt positionieren. „Wir haben festgestellt, dass viele Bürgerinnen und Bürger gar nicht oder nicht ausreichend informiert sind, um sich ein Bild zu machen“, so Ulrike Kern. Dabei schlägt die Lenneperin einen sachlichen Ton an. „Wir sehen noch Knackpunkte und darauf wollen wir aufmerksam machen.“ Ob die Bürgerinitiative gegen die Outlet-Planungen klagen wird, behalte sie sich vor. An die Seite der Bürgerinitiative haben sich Annette Sengespeick und Nadine Kiewert gestellt. Die beiden Freundinnen haben das bergische Schieferhaus an der Ecke Mühlenstraße/Hardtstraße erworben, um dort in getrennten Wohneinheiten direkt nebeneinander zu wohnen. „Wir haben die Entscheidung zum Kauf getroffen, als die DOC-Pläne des vormaligen Investors McArthurGlen vom Tisch war“, berichtet Annette Sengespeick. Dass sich die Dinge nun anders darstellen, sei sehr belastend. Mit ungeheurem Aufwand saniert die Ingeniurin für Versorgungsttechnik ihren Teil des bergischen Fachwerkhauses, die andere Hälfte soll folgen. Dass ihr nun das Shoppingcenter auf die Pelle rückt, stört sie gewaltig. Mit den Bauplänen hat sie sich eingehend befasst. „Da wird eine Höhe von acht Metern entstehen, das geben die bunten Bilder, die man vorgelegt hat, überhaupt nicht wieder.“ Sie habe als direkt von den Planungen betroffene Anwohnerin die Veranstaltungen zu dem Vorhaben von Investor Philipp Dommermuth besucht. „Am Anfang war ich sogar recht positiv gestimmt“, berichtet sie. Im Laufe der Zeit hätten sich aber zu viele Unklarheiten und wenig präzise Antworten auf Fragen ergeben. „Es gibt zu viel ´falls möglich`. Als Planungsparameter ist das zu wenig“, so die Einschätzung der Neu-Lenneperin.

Altstadt ist auch Wohnraum

Nun gibt es sicherlich in Lennep Outlet-Gegner, aber definitiv auch eine Menge Befürworter, die sich von dem Projekt vor allem eine Belebung für die Altstadt versprechen. Wie blickt sie auf dieses heterogene Meinungsbild? „Wenn Altstädte ein gutes städtebauliches Konzept haben, gibt es große Chancen, sie zu entwickeln. Das fehlt aber für Lennep seit Jahren“, so die Einschätzung von Annette Sengespeick. Dies habe sie in einem Brief an die Stadtverwaltung auch mitgeteilt, ohne, dass es darauf eine befriedigende Antwort gegeben hätte. Dies sei nicht zu verstehen und schon gar nicht im Sinne der Menschen, die in der Altstadt leben. Der historische Stadtkern sei eben auch Wohnraum, das  gerate bei den Planungen für das Outlet völlig aus dem Blick. So machen die beiden Anwohnerinnen auf ihre Bedenken aufmerksam und haben an ihrem Gartenzaun ein kleines Plakat angebracht. Mittels QR-Code werden die Passanten auf die Internetseite der Bürgerinitiative und hier speziell auf ein Fachgutachten gelenkt, das sich kritisch mit dem Outlet-Konzept auseinandersetzt. Investor Philipp Dommermuth weiß, dass er in Lennep nicht nur Freunde für sein Projekt vorfindet. Er weist allerdings die Kritik zurück, dass aktuell noch Fragen offen seien. „Es gibt viele Details, die wir erst im Verfahren lösen können. Bis die Baugenehmigung vorliegt, werden wir immer wieder Veränderungen vornehmen müssen, alleine um auf die Wünsche der Stadtverwaltung einzugehen“, sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion. Als Investor wolle er sein Möglichstes dazu beitragen, dass das Outlet für Belebung der Stadt und der Region sorge, aber sich dennoch harmonisch in den Ort einfüge und die Anwohnenden so wenig wie möglich belaste. Dazu trügen auch verkehrsberuhigte Zonen, wie etwa an der genannten Kreuzung Mühlen-/Hardtstraße bei. Mögliche Klagen könne er nicht verhindern. „Wir machen aber unsere Hausaufgaben und planen so, dass wir vor Gericht Stand halten“, so Dommermuth. 

Gut zu wissen

Am Mittwoch, 17. April, findet ab 17 Uhr eine Infoveranstaltung zum Projekt Outlet Remscheid in der Aula des Röntgen-Gymnasiums, Röntgenstraße 12, statt.