Abschied und Veränderung
Unser Leben ist von Abschieden und Veränderungen durchzogen. Sei es für Kinder der Wechsel vom Kindergarten in die Schule oder für Senioren von der eigenen Wohnung in ein Pflegeheim. Wir müssen uns verabschieden und Neues beginnen und lernen.
Im Gefängnis erlebe ich Männer, die sich vor der Haft von ihren Familien verabschieden mussten. Sie mussten sich davon verabschieden ihren Tagesablauf eigenständig zu gestalten und zu verantworten. Die Entlassung ist auch wieder ein Abschied. Sie müssen nun lernen wieder in die Freiheit und Eigenverantwortung zu finden.
Nur wer Veränderungen annimmt, kann zufrieden sein.
In der Kirche (insbesondere der katholischen) erlebe ich sehr starkes Beharrungsvermögen. Sie ist geprägt von Lehraussagen, die Allzeitanspruch erheben und doch oft nur im Kontext ihrer Zeit verstehbar sind. Nun gehört es zur Kirche, wie für den einzelnen Menschen und jede Organisation, Veränderung anzunehmen und zu lernen. Eine Organisation, die nicht lernt, stirbt. Sie braucht ein Klima der Lernbereitschaft, des Dialogs und der Offenheit für neue Erkenntnisse und Gedanken.
Studierende erwarten von ihren Professoren*innen zu Recht, dass sie selbst Lernende und Forschende sind. Ein Lehrer, der nicht lernt, wird leer. So braucht auch die Kirche lernende und forschende Menschen. Die Träger des Lehramtes müssen in erster Linie Forschende sein, die offen sind für neue Entdeckungen. Sonst verstaubt der Glaube und die Kirche höhlt sich geistig aus. Altes Denken und Glauben müssen immer erneuert werden.
Nur wer Veränderung annimmt, kann leben.
Die Auferstehung Jesu am Ostertag erfolgte nach dem Abschied beim letzten Abendmahl und der Katastrophe der Kreuzigung. Die Jünger und Jüngerinnen mussten Abschied nehmen. Doch es folgte das Wunder der Auferstehung Jesu. Nach dem Abschied entstand unerwartet Neues.
Nur wer Veränderung annimmt, kann Hoffnung spenden.