Sahra Bissek (CDU) und Daniel Pilz (SPD) gehören zu den jüngsten Mitgliedern im neuen Remscheider Stadtrat. Beide wollen frischen Wind und mehr Verständnis zwischen den Generationen in die Politik bringen.
VON STEFANIE BONA
Mit 22 bzw. 23 Jahren zählen Christdemokratin Sahra Bissek und Sozialdemokrat Daniel Pilz zu den jüngsten Mandatsträgern im Remscheider Stadtrat. Beide haben in Lennep kandidiert. Daniel Pilz hat den Wahlkreis Hackenberg direkt gezogen und mit ihm als neuen Fraktionsvorsitzenden hat seine Partei den Generationenwechsel an der Spitze der SPD-Ratsfraktion eingeläutet. Sahra Bissek ist über die Liste in den Rat eingezogen und kann in die Ratsarbeit mit den Erfahrungen als Vorsitzende der Remscheider Schülerunion, als Mitglied der Jungen Union und als Sachkundige Bürgerin im Schulausschuss gut vorbereitet starten. Auch sie wird als Mitglied im Fraktionsvorstand der CDU an entscheidender Stelle Vertreterin der jungen Generation sein.
Finaler Schubs durch die Familie
Warum haben sich beide für die eine und nicht für eine andere Partei entschieden? „Ich glaube, da hat mich schon mein Elternhaus ein bisschen geprägt“, meint die Auszubildende zur Mediengestalterin lächelnd. Da stimmt Daniel Pilz zu: „Schon mein Uropa saß für die SPD im Remscheider Stadtrat. Aber auch prägende Persönlichkeiten wie unser nun ehemaliger Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz haben Einfluss genommen. Aber die familiäre Vorprägung gab dann schon den finalen Schubs“, so der Jurastudent, der über den Jugendrat erste politische Erfahrungen sammelte und als Remscheider Jusovorsitzender bereits weitreichende Berührungen mit der Parteiarbeit und den Remscheider Themen hatte.
Im Gespräch sind beide verbindlich, engagiert und wollen an ähnlichen Zielen arbeiten. „Wir müssen unbedingt für gutes Wohnen sorgen“, fordert Daniel Pilz. Genauso geht es ihm um den Ausbau von Kita-Plätzen und die Sanierung des Schulbestands, die weit über die aktuellen Erweiterungsbauten an den Remscheider Gymnasien hinausreichen sollte. Sahra Bissek will sich weiterhin besonders in der Schulpolitik einbringen. „Aber auch die Wahlkreisarbeit ist mir wichtig. Ich möchte mich dort unter anderem für mehr Sauberkeit einsetzen und auch die ansässigen Unternehmen besuchen und noch besser kennenlernen“, sagt die junge Frau, die im Wahlkreis Jägerwald/Diepmannsbach kandidiert hat.
Dass die Mehrheitsfindung im neuen Stadtrat mit zehn Abgeordneten der AfD und zwei von Pro Remscheid nicht eben leichter werden wird, ist beiden Jungpolitikern klar. Dabei teilen beide mit Nachdruck die Meinung: „Wir wollen den Rechten so wenig Raum wie möglich geben.“
Zerbrochenes Porzellan aufkehren
Und bei der Zusammenarbeit ihrer beiden Fraktionen sollte trotz unterschiedlicher Positionen ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. „Wir sollten zerbrochenes Porzellan der Vergangenheit beiseite schaffen. Dafür können wir am Ende nichts“, betont Daniel Pilz. Probleme, die es in der Stadt gebe, würden doch weitgehend gleich analysiert. Nur bei den Lösungen gebe es eben unterschiedliche Vorstellungen. Was die beiden Nachwuchskräfte im Rat indes auch verbindet, ist ihr Bewusstsein für die Bedeutung von Social Media. „Hier vertreten zu sein, ist unbedingt erforderlich, um junge Leute für Politik zu interessieren“, findet Sahra Bissek, die dem Thema nicht zuletzt von Berufs wegen zugewandt ist. Und Daniel Pilz fordert: „Da müssen die demokratischen Parteien unbedingt stärker werden. Den Einstieg in die sozialen Netzwerke haben die großen Volksparteien schlichtweg verpennt.“ So möchten beide von den Erfahrungen ihrer älteren Ratskolleginnen und -kollegen lernen, während sie umgekehrt den „alten Hasen“ gerne ein bisschen mehr Verständnis für die modernen Medien näherbringen würden. So könnten eben Alt und Jung voneinander profitieren.
Welche Ambitionen haben beide in der Politik? Keine konkreten, sagen Sahra und Daniel übereinstimmend. Erste Priorität hat für beide der Ausbildungs- und Berufsabschluss. Denn dass vielen jungen Politik-Talenten der fehlende Abschluss und mangelnde Berufserfahrung auf die Füße gefallen sind, wissen beide sehr genau. Wie reagiert ihr Umfeld auf ihr politisches Engagement? „Grundsätzlich positiv – auch wenn allen klar ist, dass die Freizeit weniger wird und man auch mal Privates hinten anstellen muss. Aber meine Familie unterstützt mich schon sehr“, sagt Sahra Bissek. Und bei Daniel Pilz ist vor allem die Oma voller Stolz auf den Enkel – hierbei besonders auf seine einstimmige Wahl zum Fraktionsvorsitzenden.
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- Sarah Bissek_Daniel Pilz_bona_21 (17): LLA Foto: bona