Lüttringhauser Anzeiger

„Wir sind mitten in der zweiten Welle“

Mit dem Ende der Sommerferien steigen wieder die Covid-19-Fälle in Remscheid. Die anstehenden Erkältungs- und Grippeviren könnten ein zusätzliches Problem werden.

Für kurze Zeit war Remscheid coronafrei: Im Juni, vorm Start der Sommerferien, gab es keinen einzigen Fall. Nun steigt die Zahl der Covid-19-Fälle wieder stetig an. Bereits seit Mitte der Sommerferien vermehrte sich die Anzahl.

Vernünftig handeln
Aktuell liegt die Zahl der Infizierten bei 30 (Stand 19. August) Insgesamt haben sich in der Seestadt auf dem Berge seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 319 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. In den letzten drei Wochen gab es täglich neue Infektionsfälle.
Eine Ursache stellen die Reiserückkehrer dar. Im Übrigen nicht nur aus Risikogebieten. Positive Covid-19-Patienten seien auch aus Ländern wie Holland, Frankreich oder Osteuropa ins Bergische mit dem Virus zurückgekommen, erklärt Arzt Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes Remscheid. Das sei kein Einzelphänomen Remscheids, sondern auch in anderen Städten zu beobachten.

Zwar weist Remscheid im Vergleich zu den Nachbarstädten noch eine verhältnismäßig kleine Zahl auf. Die Entwicklungen beobachtet Neveling aber mit großer Sorge: „Wir sind mitten in der zweiten Welle. Die Angst ist groß, dass eine große Gemeinschaft, etwa in der Schule oder Kita, betroffen sein könnte und vom Netz geht. Das hält uns auf Trab.“ Denn kaum fing die Schule wieder an, gab es an der Albert-Einstein-Schule in der Innenstadt sowie an der Gemeinschaftsgrundschule Hasenberg in Lennep bestätigte Coronafälle unter den Lehrkräften. Große Aufregung, Sorge und Unsicherheit herrschte.

Der Krisenstab der Stadt, der im Juni aufgrund der sinkenden Corona-Zahlen die Arbeit reduzierte, läuft nun wieder auf Hochtouren. Die Amtsärzte haben derzeit alle Hände voll zu tun. Tägliche gebe es zahlreiche Anfragen, erzählt Neveling. Zwar seien ausreichend Testsets vorhanden und auch das Labor habe bisher noch keine Überlastung gemeldet. Dennoch ist die Kapazität zur Testung begrenzt. Neben dem Testzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung am Sana-Klinikum gibt es noch bis zu sieben weitere Testmöglichkeiten bei Ärzten in Remscheid. „Wenn aber alleine alle Kita- und Lehrkräfte ihren Anspruch auf eine freiwillige Testung nutzen würden, läge die tägliche Zahl bei 300“, gibt der Arzt zu bedenken. Ein zusätzliches Problem: Auch die gängigen Erkältungs- und Grippeviren werden nun wieder aktiver und verursachen ähnliche Symptome wie das Coronavirus, etwa Fieber und Halsschmerzen. Eine Unterscheidung ist ohne Test kaum möglich.

Die Kampagne, die die Stadt im Frühjahr gestartet hatte, um Ärzte, Pflegepersonal und angehende Mediziner zur Unterstützung in der Coronakrise zu gewinnen, hat gefruchtet. Viele Freiwillige haben sich gemeldet, die aktuell noch geschult werden, erklärt Neveling. Er hofft, dass bald ein Impfstoff im Kampf gegen SARS—CoV-2 kommt.

Um die zweite Welle einzudämmen, kommt es aber auf jeden Einzelnen an. Neveling bittet eindringlich, mit Vernunft zu handeln und etwa größere Ansammlungen zu meiden. Weiterhin gilt, eine gute Handhygiene, die Abstandsregelungen und die Maskenpflicht zu beachten. Vorsicht und Umsicht ist vor allem geboten, wenn sich Erkältungssymptome zeigen.

Bildquellen

  • Reiserückkehrer sind nur eine Ursache für die steigenden Infektionszahlen.: Foto: Pixabay.com