Die Kirchengemeinden in Lennep und Lüttringhausen feilen an Konzepten für die Gottesdienstbesuche an den Feiertagen. Eines ist sicher: Es wird anders werden.
VON STEFANIE BONA UND ANNA MAZZALUPI
An Weihnachten sind die christlichen Kirchen auch denen nah, die ihnen sonst fern sind. Dementsprechend voll und auch übervoll sind die Gotteshäuser. „Am Heiligen Abend begrüßen wir 700 bis 800 Besucherinnen und Besucher – pro Gottesdienst“, bestätigt Susanne Peters-Gößling, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Lennep.
Anmeldung, Outdoor und Digital
Fakt ist: In diesem Jahr wird alles anders sein und zwar gravierend. Die Pandemie-Bekämpfung macht völlig neue Konzepte als gewohnt nötig. Die Evangelischen Kirchengemeinden Lüttringhausens und Lenneps haben ihre Ideen bereits ausgetauscht. Schon jetzt scheint festzustehen, dass es zwar durchaus ähnliche Pläne gibt, jede Gemeinde jedoch abhängig von den Gegebenheiten vor Ort die Gestaltung der Advents- und Weihnachtszeit sehr individuell prägen wird. So verfolgt die Evangelische Kirchengemeinde Lüttringhausen derzeit den Outdoor-Gedanken sehr stark. Open Air Gottesdienste an verschiedenen Orten, seien eine Option, sagt Kristiane Voll, wobei eine gute Akustik mit der entsprechenden Technik eine Herausforderung sei. Auch die Alten- und Pflegeheime hat man im Blick und denkt dort an die Vorbereitung von Andachtsheften, mit deren Hilfe die Alltagshelfer auf den Wohnstationen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Gottesdienst feiern könnten. In der Kirche Tannenhof wird es an den Weihnachtsfeiern mehr Gottesdienste als üblich geben, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung Pfarrer Uwe Leicht. Im Moment dürfen unter Berücksichtigung der Abstandsregeln 30 Menschen gleichzeitig die Kirche besuchen. So werde voraussichtlich um telefonische Anmeldung gebeten. Jeder Gottesdienst soll ein farblich anderes Programmheft erhalten, das gleichzeitig zum Eintritt berechtigt. Zu den Patienten auf den Stationen werden die Feiern übertragen. „Wir sind zuversichtlich, dass alle, die den Weihnachtsgottesdienst besuchen möchten, kommen können. Allerdings sind und bleiben wir ein Krankenhaus und müssen in Bezug auf die Pandemie sehr vorsichtig sein“, sagt Pfarrer Leicht. Ergänzend zu den Präsenz-Gottesdiensten denken die Evangelischen Kirchengemeinden Lüttringhausen und Lennep über digitale Angebote nach. „Wir möchten Weihnachtsgottesdienste in der Stadtkirche Lennep anbieten und sie nach Möglichkeit auch übertragen“, berichtet Pfarrerin Peters-Gößling. Ein besonderes Augenmerk will die Gemeinde auf die Adventszeit richten und hat dabei das Außengelände am Gemeindehaus Hardtstraße im Blick, wo verschiedene außergewöhnliche Programmpunkte stattfinden und die kirchlichen Gruppen einbezogen werden könnten.
„Das ist die Chance aus der Kirche, dem Gebäude, raus zu den Menschen zu gehen.“
Erste Überlegung, wie Weihnachten coronakonform gefeiert werden könnte, gibt es auch bei der Katholischen Pfarrgemeinde St. Bonaventura und Heilig Kreuz. Das sei jedoch erst vorläufig und stark abhängig von Verlauf und Entwicklung der Coronafallzahlen im Dezember, betont Pfarrer Jürgen Behr gegenüber unserer Zeitung. Die Gemeinde bereitet sich sowohl auf Lösungen für innen als auch außen vor. Laut der aktuellen Coronaregelung können in der Lenneper Kirche bis zu 100 Besucher teilnehmen. In Heilig Kreuz in Lüttringhausen sind es etwa 50. Um die Kapazität zu erhöhen, gebe es Überlegungen, auch dort die Bänke zu entfernen, sagt Behr. Fragen nach der Logistik und der Lagermöglichkeit müssen noch geklärt werden. Um möglichst vielen die Teilnahme zu ermöglichen, soll die Anzahl der Gottesdienste erhöht werden. Für St. Bonaventura wären das fünf, für Lüttringhausen vier Feiern über den 24. Dezember verteilt. Teilnehmen kann man dann nur mit vorheriger Anmeldung. Eine andere Idee ist, kleinere Andachten von bis zu 15 Minuten mit Weihnachtsliedern und –Evangelium an mehreren Orten im Stadtteil draußen zu veranstalten. Dafür soll die Ape, der kleine, dreirädrige Transporter der Gemeinde, weihnachtlich geschmückt werden. Die Frage, wie das personell gestemmt werden kann, ist noch offen. Grundsätzlich sieht Behr die Rahmenbedingung der Corona-Pandemie auch als Chance. „Wenn wir die Menschen erreichen wollen, müssen wir kreativ werden. Das ist die Chance aus der Kirche, dem Gebäude, raus zu den Menschen zu gehen.“