Informierten über den Stand der Ermittlungen gegen den Unfallfahrer und über eine Vielzahl von Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit: Sascha Gerhardt, Leiter Führungsstelle der Polizei in Remscheid, Falko Lotz, Leiter Direktion Verkehr, Polizeipräsident Markus Röhrl, Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke und Arndt Liesenfeld, Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (v.l.)
VON STEFANIE BONA
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 2025 wurde die 19-Jährige Hanna auf dem Weg vom Feuerwehrfest auf der Karlstraße in Lennep von einem heranrasenden Auto erfasst und tödlich verletzt. Ihre Freundin kam schwer verletzt mit dem Leben davon. Seither sitzt der Autofahrer in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt wegen Mordes gegen den 24-Jährigen. Daher will Polizeipräsident Markus Röhrl das Wort „Unfall“ in Bezug auf das schreckliche Geschehen auch gar nicht in den Mund nehmen. Selten hat ein Ereignis die Stadtgesellschaft so sehr aufgewühlt, wie der Tod der jungen Frau nach einem fröhlichen Fest, das für die Lenneper Jugend so dazugehört wie für ihre Eltern vor 30 Jahren der Besuch der Lenneper Kirmes. „Seit dem 1. Mai tickt unsere Stadt ein bisschen anders“, sagte so auch Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, als die Stadt mit Vertretern des Polizeipräsidiums Wuppertal die Maßnahmen vorstellte, die die Behörden seither gemeinsam unternommen haben, um für mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen Lenneps, aber auch im gesamten Stadtgebiet zu sorgen. „Wir hatten auch bisher schon diesbezüglich viel gemacht, haben uns aber auch gefragt: War es vielleicht nicht genug?“, konstatierte der OB. So haben sowohl Polizei als auch Ordnungsbehörden in den letzten Monaten große Anstrengungen unternommen, um Rasern Einhalt zu gebieten und verkehrswidrig getunte Autos aus dem Verkehr zu ziehen.
Hoher Blutalkoholwert
Zweifelsohne gibt es, wie auch mehrfach während der Sitzungen der Bezirksvertretung Lennep betont wurde, mutmaßlich einen Schuldigen am viel zu frühen Tod der jungen Lenneperin und das ist der Fahrzeugführer. Deshalb ging Polizeipräsident Röhrl auch nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft Wuppertal auf den aktuellen Stand der Ermittlungen ein. Danach stünden die sehr aufwändigen Untersuchungen des Fahrzeuges kurz vor dem Abschluss. Von Interesse sei hierbei besonders, welche Ergebnisse davon Rückschlüsse auf das Fahrverhalten des Fahrers zulassen. Der 600-PS starke Mercedes habe einen „Race Modus“, den man aktiv einschalten müsse, um bei dem Wagen von einer Sekunde auf die andere die volle Motorleistungen abzurufen. „Es ist die Frage, ob man nachweisen kann, dass diese Funktion unmittelbar vor dem Unfall zugeschaltet wurde“, so Röhrl. Fest stehe indes, dass der Fahrer zum Tatzeitpunkt einen Blutalkoholwert von 1,46 Promille hatte. „Dafür muss man schon sehr viel Alkohol konsumiert haben oder aber stark daran gewöhnt sein.“
Der Beschuldigte sei zuvor nicht durch die Raser- bzw. Poserszene in Lennep aufgefallen. Jedenfalls nicht so, dass es verkehrspolizeilich relevant gewesen sei, räumte Falko Lotz, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Wuppertal auf Nachfrage unserer Redaktion ein. Denn wie man nach dem 1. Mai vielfach in Lennep – gerade von jungen Menschen – hören konnte, waren sein auffälliges Auto und seine diesbezüglichen Aktivitäten auf Social Media vielen schon ein Begriff. „Dass er Auto affin ist, ist wohl so. Sein Verhalten diesbezüglich ist nun Gegenstand der Ermittlungen“, so Lotz, der wiederum um Verständnis bat, dass man aufgrund der laufenden Ermittlungen mehr dazu nicht sagen könne.
Verkehrssünder im Blick
Eine Vielzahl von zwischen Stadt und Polizei koordinierten Maßnahmen soll indes zu mehr Verkehrssicherheit im gesamten Stadtgebiet beitragen. „Dazu gehört auch ein Verweilverbot auf öffentlichen Parkplätzen“, so Rechtsdezernentin Barbara Reul-Nocke. Um dies auch auf privaten Parkräumen umzusetzen, sei man mit den Eigentümern im Gespräch. Auf der Robert-Schumacher-Straße sollen sogenannte „Kölner Kissen“ für Temporeduzierungen sorgen und auf der Karlstraße erschweren mobile Bäume waghalsige Fahrmanöver. Infoveranstaltungen an den Schulen sollen für die Gefahren durch Raserei sensibilisieren. Durch verschiedene und auch groß angelegte Kontrollen und Geschwindigkeitsmessungen hat die Polizei in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, dass man Verkehrssünder verstärkt im Blick hat. Dabei wurden immer wieder auch hohe Überschreitungen der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit festgestellt – allerdings nicht in hoher Zahl. Und den Behörden ist wichtig, dass man zwischen Rasern und Autoposern unterscheiden müsse. Während von den einen Gefahr ausginge, ginge es der anderen Gruppe mehr um die Fahrzeugoptik und -technik. Lärmbelästigungen durch diese Szene seien zwar ärgerlich, aber in der Regel nicht gefahrenträchtig, hoben die Beamten hervor.
Eine Lösung für das Problem gefährlich unangepasster Geschwindigkeit sei nur durch ein Bündel von Maßnahmen zu erreichen, machte Barbara Reul-Nocke deutlich. Und der Polizeipräsident mahnte auch den Gesetzgeber an, der Polizei mehr Mittel an die Hand zu geben, um solche schrecklichen Ereignisse wie in Lennep möglicherweise künftig im Vorfeld zu verhindern. „Wir können Fahrzeuge nur unter größten Schwierigkeiten beschlagnahmen. Wäre das anders, würde schon so manches frühzeitiger auffallen“, so Markus Röhrl.
Bildquellen
- PG Polizei_bona_18.25: LLA Foto Bona