Die Gastronomie-Branche fordert Rettungspaket und kontrollierte Öffnung.
Remscheider Gastronomen haben am Freitag an einem bundesweiten Aktionstag teilgenommen. Mit rund 300 leeren Restaurantstühlen auf dem Theodor-Heuss-Platz haben Restaurant-, Café- und Kneipeninhaber auf die Not ihrer Branche hingewiesen.
Der große wirtschaftliche Verlust durch die weiter andauernde Schließung können die Betriebe nicht wieder gut machen. Es gilt, durch weitere finanzielle Hilfen und eine langsam kontrollierte Öffnung, noch größeren Schaden abzuwenden, um ein langfristiges Gastronomie-Sterben zu verhindern.
„Wir waren eine der ersten Branchen, die komplett geschlossen wurde“, sagt Markus Kärst, „und werden wohl die Letzte sein, die geöffnet wird.“ Der Inhaber des Lüttringhauser Traditionshauses Hotel Kromberg empfängt, wie auch seine übrigen Kollegen, seit bald nun eineinhalb Monaten keine Gäste mehr in seinem Restaurant.
Symbolisch für die leeren Gaststätten stellten 25 Gastronomen aus Remscheid, im Rahmen der bundesweiten Aktion des Leaders Club #LeereStühle, am Freitagvormittag rund 300 Restaurantstühle, Loungesessel und Biergartenmöbel auf dem Theodor-Heuss-Platz. Ein gespenstisches Bild, das für die Gastronomiebetriebe seit Wochen trister Alltag ist.
„Essen und Getränke, die in den vergangenen Wochen nicht verkauft wurden, können wir in den nächsten Monaten nicht gut machen“, betont Kärst, der auch Vorsitzender des Deutschen Hotel- & Gaststättenverbandes (Dehoga) Remscheid ist. Abgesagte Messen, Firmen-Meetings, Hochzeiten und Familienfeiern, die in den kommenden Monaten hätten stattfinden sollen, reißen ein großes Loch in die Finanzen der Betriebe.
„Wir haben Umsatzeinbußen von 80 bis 85 Prozent. Die Soforthilfen sind gut, aber die reichen gerade mal, um die Fixkosten abzudecken.“ Die Herabsetzung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent helfe nicht wirklich, unterstreicht der Remscheider Dehoga-Chef. „Diese Maßnahme kommt zu spät.“
Die Landesregierung stellt den Gastronomen derzeit eine Öffnung Anfang Mai in Aussicht. Ob das aber wirklich funktioniert, daran hat Kärst Zweifel. Für sich und seine Kollegen wünsche er sich zwar eine baldige, aber auch kontrollierte Öffnung. „Es geht um unsere Existenz und es ist wichtig, dass man eine vernünftige Öffnung hinbekommt, damit wir nicht in wenigen Wochen, wenn die Ware da ist, wieder schließen müssen.“ Er hält eine Öffnung für Anfang Juni für wahrscheinlicher.
Auf eine Umstellung seien er und seine Kollegen eingestellt: „Es ist klar, dass wir, wenn wir aufmachen, nur noch die Hälfte der Gäste reinlassen können, um den Sicherheitsabstand zu gewährleisten.“ Der Businessbereich mit Hotelübernachtungen, glaubt Kärst, würde wohl erst im Spätherbst wieder anlaufen können. „Bis wir aber wieder ein Umsatzvolumen wie im letzten Jahr Oktober erreichen, könnte es bis Mai 2022 dauern.“
Die Solidarität der Kunden sei mit den Restaurants groß. Doch nicht alle seine Kollegen hätten, wie er oder auch der Lenneper Tobias Riemann, auf ein Take-Away-Service umstellen können. Das sei vor allem für kleinere Schankbetriebe und Cafés unmöglich.
Gut zu wissen
In Remscheid gibt es rund 150 Gastronomiebetriebe. Knapp unter 100 von ihnen sind Dehoga-Mitglieder. Alle bangen derzeit um ihre Existenz. NRW-weit zählt die Gastro-Branche 220.000 Mitarbeiter.
Bildquellen
- Mit 300 leeren Stühlen nahmen Remscheider Gastronomen auf dem Rathausplatz an der bundesweiten Aktion #LeereStühle teil.: Foto: Segovia