Der Ex-Geheimdienst-Agent Leo Martin und der Kommunikationsforscher Prof. Dr. Bernhard Pörksen beschäftigten sich beim fünften Sparkassen-Forum im Vaßbendersaal mit der Frage, wie es gelingt, Vertrauen zu gewinnen und andere von sich zu überzeugen.
Wie wird man Geheimagent?
„Mission Vertrauen – Die Kunst, Menschen an sich zu binden“ hieß die Überschrift. Und die geladenen Gäste des Geldinstituts erlebten einen spannenden, informativen Abend. Nicht nur, weil die beiden Experten Interessantes zu erzählen wussten, sondern auch, weil der ehemalige Geheimagent mit Live-Experimenten überraschte, bei denen auch die Zuhörer involviert wurden.
Dem Hollywood geprägten Bild eines Geheimagenten à la James Bond entsprach Leo Martin allerdings eher nicht. Er war zehn Jahre lang für den deutschen Geheimdienst im Einsatz. Sein Auftrag war es, Vertrauensmänner im Milieu der Organisierten Kriminalität anzuwerben. „Geheimdienstarbeit ist ein Zusammenspiel von Experten, die viele Puzzleteile zusammensetzen müssen, um erfolgreich zu sein. Ich musste aus dem Rauschgift-, Schmuggel- und Waffenhandelsmilieu den Typen finden, der mit uns zusammenarbeiten wollte“, schildert er sein Arbeitsgebiet.
Auf die Frage des Moderators Andreas Franik, wie man Geheimagent wird, erklärte Martin, dass er zunächst eine klassische Polizeiausbildung gemacht und dabei als Bester abgeschnitten hatte. „Dann kam das lukrative Angebot. Wir arbeiten zwar nach glasklaren Regeln, aber verdeckt. Selbst meine Mutter wusste nicht, was ich zehn Jahre lang gemacht habe.“
Professor des Jahres
Bernhard Pörksen arbeitet als Professor an der Universität Tübingen. Zu den zentralen Themen seiner Forschungs-, Berater- und Vortragstätigkeit gehören unter anderem die Dynamik öffentlicher Empörung und Medienskandale. Von seinen Studenten wurde er zum Professor des Jahres gewählt. Was den Moderator Andreas Franik zu der Frage verleitete, ob er mit ihnen in eine Shisha-Bar gegangen sei, um gewählt zu werden. „Tübingen ist die größte, nicht überdachte Waldorfschule der Welt. Da gibt es sowas nicht“, antwortete der Professor und lachte. Er arbeite vertrauensvoll mit seinen Studenten zusammen, schreibe mit ihnen gemeinsam Bücher.
„Wenn sie scheitern, dann scheitere ich mit ihnen. Wechselseitiges Vertrauen, dann bekommt man ganz viel zurück“, macht er deutlich. Und ein Perspektivwechsel sei wichtig für jeden, der mit Menschen zu tun hat. Das sei gelebte Wertschätzung.
Nach der Diskussion holte Martin vier Zuhörer auf die Bühne, die sich – ohne dass er es sehen konnte, für eine weiße oder schwarze Kugel entscheiden sollten. Martin stellte so geschickte Fragen, beobachtete Gestik und Emotionen – und hatte zu 100 Prozent Erfolg. „Das, was wir denken, das strahlen wir aus“, ist Martin überzeugt.