Seit einer Woche büffeln die Abschlussklassen wieder im Schulgebäude. Die neuen Regeln klappen gut.
Vor Unterrichtsbeginn Hände waschen, auf dem Flur im Einbahnstraßensystem bewegen und mit der Community-Maske im Schulbus sitzen – diese neuen Gewohnheiten werden wohl vorerst zum normalen Alltag an den Schulen werden. Die erste Woche mit neuen Regeln im Ausnahmezustand ist vorbei. An den Remscheider Schulen ziehen Lehrer und Schüler ein positives Fazit.
Distanz im Unterricht
Nach wochenlangem Unterrichtsausfall und Homeschooling sind die angehenden Abiturienten und Zehntklässler froh, sich kurz vor Beginn der Abschlussprüfungen Mitte Mai wenigstens noch einmal gemeinsam mit den Lehrern vorbereiten zu können. „Es ist schön, auch mal wieder die anderen zu sehen“, sagt Schülerin Sina Müller vom Leibniz-Gymnasium. Zusammen mit Jule Krapiau, Marie Fuchs und Lina Werth büffelte sie in dieser Woche für Englisch als mündliches Prüfungsfach. Wieder in der Schule zu lernen, gebe eine andere Motivation, ergänzt Lina Werth. Oft sei das Material für Zuhause nicht ausreichend gewesen, um sich optimal vorzubereiten. Nun kann das wieder Lehrerin Hanna Klaus übernehmen. Wenngleich durch die neuen Schutzregeln auch eine Art Distanz entstehe. Immerhin muss auch im Klassenraum 1,5 Meter Abstand gewahrt werden. „Ich bin aber froh, dass wir die Masken nicht im Unterricht tragen müssen“, sagt Klaus.
Auch die kleinen Gruppen gehören nun zu den Schutzmaßnahmen. „Die Schülerinnen und Schüler sind sehr diszipliniert“, lobt Schulleiter Thomas Giebisch. Rund 80 Prozent der Abschlussklasse nutze das Angebot des Blockunterrichts für die vier Abi-Fächer. Um den Kontakt möglichst gering zu halten und Gruppenbildungen zu vermeiden, findet er in zwei Schichten statt. Zusätzlich hat er das Tragen einer Maske auf dem Schulgelände zur Pflicht gemacht. Immerhin gelte gesetzlich die Maskenpflicht auf dem Weg zur Schule im Bus, im Gebäude dann aber nicht. Dass die Landesregierung dazu keine verbindlichen Regelungen aufgestellt hat, ärgert den Pädagogen.
Die Lerose-Stiftung Remscheid hat die Schulen mit Masken ausgestattet, damit jeder Schüler eine zur Verfügung hat. So auch die Albert-Schweitzer-Realschule in Lennep, in der sich ebenfalls alle an die neuen Regeln gewöhnen. Auch dort sollen die Masken getragen werden, wenn man sich auf dem Gelände oder im Gebäude bewegt. „Das ist eine völlig außergewöhnliche Situation für alle“, betont Schulleiter Jörg Bergemann. Sie mache aber auch klare Defizite deutlich. Nicht jeder Schüler verfügt etwa über einen PC oder Drucker. „Der Bildungsunterschied wird häufig Zuhause gemacht. Es kann nicht sein, dass die digitale Lernqualität vom Geldbeutel der Eltern abhängt“, betont Bergemann. Auch Lehrer müssten auf private Geräte zurückgreifen. Im Digitalen gebe es noch viel Luft nach oben, ergänzt er. Eine Verunsicherung sei auch bei den Schülern zu spüren. 112 der 116 Schüler der Abschlussklasse drücken wieder die Schulbank. Stellenweise sei es aufgrund der Situation noch etwas verkrampft, berichtet Bergemann. Vier Stunden am Tag büffeln sie für die Kernfächer Deutsch, Mathe oder Englisch. Anstelle der zentralen Abschlussprüfungen schreiben sie in diesen Fächern eine Abschlussarbeit. Wann und in welchem Umfang die anderen Schüler wieder zum Unterricht kommen sollen, ist bisher noch nicht klar. Giebisch und Bergemann äußern deutlich: Sowohl die Raum- als auch die Personalressourcen sind ganz klar begrenzt. Schon unter normalen Umständen sei die Personalfrage oft problematisch, betont Bergemann. Das gilt auch an den Grundschulen.
Ab Montag, 4. Mai, nehmen diese wieder den Betrieb für die Viertklässler auf. Noch warten sie allerdings auf konkrete Vorgaben des Ministeriums. „Da ist noch ein großes Fragezeichen“, sagte Beate Godoy, Rektorin der GGS Adolf Clarenbach auf Anfrage am Anfang der Woche. Über die Homepage und in den sozialen Medien informiert die Schule die Eltern zeitnah. Dennoch passiert an den Grundschulen jetzt schon viel an Vorbereitung: etwa Tische verrücken, um die Abstandsregeln einzuhalten oder Wegekonzepte erarbeiten, um unnötige Kontakte zu vermeiden. „Wir freuen uns sehr auf die Kinder“, sagt Regina Schröder, Rektorin der GGS Hackenberg. Gerade am Anfang müsse man sich aber wohl erst in dieser außergewöhnlichen Situation noch herantasten.
Dazu stehen die Schulen auch im Austausch. Zudem nutzt die Grundschullehrerin zum Erfahrungsaustausch auch Kontakte zu Kollegen aus anderen Bundesländern. Anders als bei den älteren Schülern, müssen Abstands- und Hygieneregeln hier spielerisch eingeübt werden. Wartepylone am Eingang und das Abholen der Kinder dort wird nun zum Schulalltag gehören. Auch, wenn noch vieles unklar sei, ist sie sich sicher, dass Eltern froh sind, wenn die Kinder wieder eine gewisse Regelmäßigkeit erfahren und auch neuen Input erhalten. Denn in den vergangenen Wochen wurde fast nur Stoff wiederholt. Die ersten Stunden werden dazu genutzt, den Kindern Raum zu geben, um über die Erlebnisse während der Schulschließung zu sprechen, erklärt Schröder.
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- Unterricht am Leibniz-Gymnasium funktioniert derzeit in kleinen Gruppen und mit ausreichend Abstand untereinander.: Foto: Mazzalupi