Lüttringhauser Anzeiger

Mehr Rücksicht im „Dorf“

Die Buslinie durch den Lüttringhauser Ortskern stößt nicht überall auf ungeteilte Zustimmung – auch, weil das Fahrgastaufkommen eher gering ist.

VON STEFANIE BONA

Seit knapp zwei Jahren fährt die Linie 654 durch den Lüttringhauser Stadtkern. Davon profitieren vor allem die Anwohnenden, die nun auf kurzen Wegen die Haltestellen erreichen, von denen es auf der Strecke zwischen Lüttringhauser- und Klausener Straße drei gibt. Bei der Durchfahrt müssen die Busse diverse Engstellen passieren, das ist unbestritten. So kommt von Zeit zu Zeit die Frage auf, ob die Entscheidung, die Buslinie durch die Lüttringhauser Altstadt zu führen, die richtige gewesen ist.

Halteverbot heißt Halteverbot
Gerade wurde das Thema auch wieder in den Sozialen Netzwerken diskutiert. Im Fokus steht der Gedanke, ob es nicht reichen würde, einen kleineren Bus einzusetzen, da das Fahrgastaufkommen auf diesem Streckenabschnitt eher gering sei. Anderen würde gar der Bürgerbus reichen, um für Mobilität im Ortskern zu sorgen. Anwohner in direkter Umgebung der Haltstellen beschweren sich über Lärm- und Abgasbelästigung, wenn die Busse mal ein paar Minuten warten müssen. Vibrationen machten gerade dann den oftmals denkmalgeschützten Häusern zu schaffen. Weiterhin wird mit dem vielfach stockenden Verkehr argumentiert, wenn der Bus etwa an der Klausener-/Ecke Kreuzbergstraße zum Abbiegen weit ausscheren muss. Und ökologisch sei das Ganze schon mal gar nicht, wenn große Gelenkbusse für eine „Handvoll“ Menschen durch den historischen Stadtkern führen. Zusammengefasst werden also Denkmalschutz, Umweltschutz und Verkehrssicherheit angeführt, denen man mit der Anbindung der Lüttringhauser Altstadt an den ÖPNV keinen Dienst erweise.

Stark frequentierte Linie
Die Verkehrsbetriebe der Remscheider Stadtwerke sehen diese Probleme so nicht. Grundsätzlich gebe es auf dieser Strecke keine nennenswerten Probleme, sagt auf Nachfrage unserer Redaktion Fahrdienstleiter Christian Johannsen. Etwas anderes, als den Gelenkbus einzusetzen, sei nicht möglich. „Die Linie 654 ist unsere am stärksten frequentierteste Linie und führt von Reinshagen bis nach Lüttringhausen einmal quer durch die ganze Stadt“, erläutert er. Etwas anderes, als dafür einen Gelenkzug einzusetzen, käme nicht in Frage. Denn schließlich sei es nicht möglich, für einzelne Streckenabschnitte kurzzeitig andere Fahrzeuge zu nutzen, auch wenn das Fahrgastaufkommen zeitweilig geringer ausfalle. „Und eine andere Linie können wir dort nicht einsetzen, das passt von den Richtungen einfach nicht“, stellt der Fahrdienstleiter klar. Probleme sieht er weniger bei den Bussen und ihren Fahrerinnen und Fahrern als beim Individualverkehr. Die größten Schwierigkeiten gebe es immer wieder, wenn Leute an der Richthofenstraße vor dem Dorfshop im absoluten Halteverbot parkten – nur weil sie mal „ganz kurz“ in den Laden springen und etwas einkaufen wollten. Denn dann gibt es regelmäßig Probleme für die Abbieger aus Richtung Gertenbachstraße. Wenn dann auch noch der Bus kreuzt, ist das Chaos perfekt. Auch die DHL-Fahrzeuge, die dort halten, handelten entgegen der Verkehrsordnung an dieser Stelle. „Absolutes Halteverbot heißt absolutes Halteverbot und gilt – bei allem Verständnis – für jeden.“ Zu 95 Prozent, so Johannsen, funktioniere die Durchfahrt reibungslos, auch wenn sich die Busfahrerinnen und -fahrer hin und wieder bei der Leitstelle meldeten, um auf Behinderungen durch parkende Autos aufmerksam zu machen. Dann werde auch der Kommunale Ordnungsdienst verständigt, bis der aber ausgerückt sei, habe sich die Situation meistens von alleine gelöst. „Grundsätzlich geht es doch darum, Rücksicht zu nehmen und nicht auf Biegen und Brechen mein Recht auf Vorfahrt durchzusetzen. Wenn sich alle so verhalten, klappt das auch“, betont er. Bezirksbürgermeister Heinz-Jürgen Heuser hat Gefahrenpunkte – vor allem an der Ecke des Eiscafés Belfi – mehrfach in der Bezirksvertretung und auch in der Verkehrsbesprechung angesprochen. Dort sei das Thema zuletzt erneut diskutiert worden. Doch auch Heuser sieht eher den Nutzen als den Nachteil der Buslinie durchs „Dorf “. „Für die Anwohner ist das eine gute Sache.“ Und Unfälle ließen sich tatsächlich vermeiden, wenn alle Rücksicht üben würden und Autofahrer nicht meinten, sie müssten in der Enge auch noch zum Überholen ansetzen. Ein solches Verhalten habe er auch selbst schon beobachten können

Bildquellen

  • Buslinie durch Lüttringhausen_2_bona_13.23_web: LLA Foto bona