Lüttringhauser Anzeiger

Bauland Knusthöhe

Die Grünen haben sich klar gegen eine Bebauung ausgesprochen.
Der Handelsverband befürchtet einen Verkehrskollaps auf der Ringstraße.

Kommt neuer Wohnraum an die Knusthöhe in Lennep oder bleibt sie landwirtschaftliche Nutzfläche? Mit dem mehrheitlichen Beschluss der Bezirksvertretung (BV) Lennep zur Aufstellung des „Bebauungsplans 680 – Gebiet Schützenfeld“ sowie der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit ist das Grundstück zwischen Ringstraße und Heinrich-Hertz-Straße wieder Thema. Bürgerinnen und Bürger sowie Politik können dazu Stellung beziehen.

„Auf Kante genäht“

Seit 1992 ist das potenzielle Baugrundstück immer wieder im Gespräch – mal als Gewerbegebiet, oder wie aktuell, als Wohngebiet. Bisher wurde es in den vergangen fast drei Jahrzehnten allerdings noch nie konkret – aufgrund der „diffizilen wasserschutzrechtlichen und erschließungstechnischen Rahmenbedingungen“, wie es in der Vorlage heißt.

Dieses Mal könnte das jedoch anders verlaufen. Denn, wie Stadtplanerin Christina Kutschaty betonte, handele es sich bei dem Grundstück um eine der letzten möglichen großen Flächen für ein Wohnbaugebiet. Der Bedarf, so Kutschaty weiter, sei enorm hoch.

Die Wohnraumnot sieht auch die Partei Bündnis 90/Die Grüne. Allerdings müsse nicht immer auf der grünen Wiese gebaut werden, betonte der stellvertretende Grünen-Fraktionssprecher David Schichel, der in einer kurzen Sitzungsunterbrechung als Vertretung für seinen erkrankten Parteikollegen und BV-Mitglied Rolf Haumann sprechen durfte. Vorab hatte auch Rolf Haumann in einer Pressemitteilung der Grünen angeführt: „Ein Neubaugebiet mit Blick auf eine Lärmschutzwand erscheint uns auch aus Nachfragesicht wenig attraktiv.“

Die Partei positioniert sich klar gegen ein mögliches Bauprojekt an der Knusthöhe. „Wir glauben, dass man auch im Bestand Lösungen finden kann“, so Schichel weiter. Der planerische Aufwand sei in etwa gleichwertig. Konkrete Flächen, die dafür infrage kommen, konnte er noch nicht benennen. Das wolle die Partei jedoch in den folgenden Wochen tun. Positive Beispiel seien das ehemalige Lenneper Krankenhausgelände oder auch die Brachfläche des ehemaligen Grundschulstandortes an der Straße Am Schützenplatz in Lüttringhausen.

Rückenwind erhalten die Grünen vom Handelsverband. Klaus Kreutzer, Vorsitzender des Handelsverbands NRW – Rheinland, äußerte sich ebenfalls in der Sitzungsunterbrechung. Mit dem Designer Outlet Center (DOC) sei die Ringstraße schon voll ausgelastet. „Das Verkehrskonzept für das DOC ist mehr als auf Kante genäht“, betonte er. Kämen nun noch zusätzliche Anwohner hinzu, sei ein katastrophaler Stau ab der Autobahnauffahrt vorprogrammiert. Das schade letztlich auch dem Einzelhandel in Lennep. Wer beim ersten Mal im Stau steht, komme kein zweites Mal wieder, so Kreutzer. Es gebe genug „angebissene Bröchten“, die in der Verwaltung als Bauvorhaben lägen, und die zuerst „abgefrühstückt“ werden müssten.

Was Kreutzer Sorge bereitet, ist die Anzahl an Wohneinheiten, die auf dem Stück entstehen könnten – über 200 wären denkbar. Auch Bezirksbürgermeister Markus Kötter (CDU) äußerte Bedenken wegen der Anzahl. Auch Mehrfamilienhäuser wollte er ausgeschlossen wissen. Christina Kutschaty beschwichtigte: 200 Wohneinheiten werden es wohl nicht werden. Ob aber Mehrfamilienhäuser auf dem Gebiet entstehen und wie viele Häuser überhaupt, sei noch gänzlich offen. Klar ist bisher nur, dass es sich um Bebauung im Eigentürmersegment handeln solle und diese sich der landschaftlichen Umgebung anpassen solle.

Ein Problem bisher: Der Stadt gehört nicht das komplette Land. Der untere Teil der Fläche zur Albert-Schmidt-Allee ist deshalb, wie in alten Versionen noch angedacht, nicht mit eingeplant. Für ein anderes Grundstück stehe man in Kaufverhandlungen, sagte Kutschaty.

Wie das mögliche Wohngebiet an den Verkehr angeschlossen werden kann, ist bisher noch offen. Kötter empfahl dringend eine Erschließung über die Ringstraße und nicht über die Platanenallee und Heinrich-Hertz-Straße. „Wenn wir ein auf breiten Schultern getragenes Bauprojekt wollen, muss die Erschließung über die Ringstraße erfolgen. Sonst gibt es nur Ärger und Probleme, die das auf Jahre hinaus verzögern“, betonte er.

Ein weiterer kritischer Punkt: Das Planungsgebiet liegt im Einzugsgebiet der Herbringhauser Talsperre. Die Grünen befürchten, dass eine aktuelle Rechtslücke ausgenutzt werden könne, um das Projekt umsetzen zu können. Denn die letzte Wasserschutzverordnung sei ausgelaufen, die neue noch nicht rechtskräftig. Das sei jedoch nicht der Fall, versicherte die Stadtplanerin. Solange die neue Verordnung noch keinen Rechtsbestand habe, werde man noch unter Berücksichtigung der alten Vorlage planen.

Bildquellen

  • Blick auf das mögliche Baugebiet Knusthöhe in Richtung Ringstraße.: Foto: Anna Mazzalupi